Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
sorgst?“
„Diese Unterhaltung hatten wir bereits.“
„Ich glaube nicht, dass du mich betrügst, Gabriel. Zumindest nicht in körperlicher Hinsicht.“ Jessica stand auf und drehte sich zu ihm um. „Aber wie nennst du es, wenn du ihr Dinge sagst, die du mir nicht anvertraust?“
„Solltest du dir da nicht an die eigene Nase fassen?“
„Okay, ja, ich habe es vermasselt. Ich hätte dir sofort sagen sollen, dass ich schwanger bin, statt es dich über Mark erfahren zu lassen.“
„Sehr großzügig von dir.“
„Mach daraus jetzt keinen belanglosen Streit.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das Thema ist wichtig.“ Ihr Schweigen endete heute, beschloss Jessica, auch wenn dadurch die Ruhe in ihrer Beziehung zerstört werden würde. Sie hatte ohnehin immer gewusst, dass es eine trügerische Ruhe war.
„Ich bin mit offenen Augen in diese Ehe gegangen, denn ich wusste, was für ein Mann du bist. Aber unser Kind hat diese Wahl nicht getroffen. Es ist mir also egal, wie viel du Sylvie anvertraust“, schwindelte sie, „oder wie sehr du mich ignorierst, oder dass du mich nur als Zweckmäßigkeit betrachtest. Doch unser Kind wirst du nicht auf diese Art und Weise verletzen. Du wirst unserem Kind die Liebe und den Respekt geben, den er oder sie verdient!“
Gabriel stand auf. „Bist du fertig?“
„Nein, bin ich nicht.“ Jessica war zu wütend, um sich von seiner Größe einschüchtern zu lassen. „Dieses Thema ist für mich nie zu Ende. Du wolltest eine Frau und ein Kind, und das heißt, dass du ein Ehemann und ein Vater sein musst. Ach“, platzte sie dann heraus, „vergiss das mit dem Ehemann einfach. Konzentrier dich nur darauf, ein guter Vater zu sein.“
„Ich will kein Vater sein.“
Jessica erstarrte. „Was?“
„Ich habe einen Fehler gemacht, als ich dich bat, schwanger zu werden.“
Jessica konnte nicht fassen, was er da eben gesagt hatte. „Verlangst du etwa, dass ich …“ Sie legte schützend eine Hand auf ihren Bauch.
„Natürlich nicht. Ich bin kein Unmensch.“
Jessica konnte sein Gesicht nicht sehen, da er im Schatten stand.
„Aber erwarte nicht, dass ich ein vernarrter Vater sein werde. Ich werde für den Unterhalt des Kindes sorgen, aber es kommt ins Internat, sobald es alt genug ist.“
Für Jessica eine völlig indiskutable Idee. „Was ist los mit dir?“, fauchte sie ihn an. „Du sprichst von unserem Kind, nicht von einem unbequemen Möbelstück.“
„Es ist mir ernst.“ Sein Ton war eiskalt. „Dieses Kind bleibt keinen Tag länger als nötig in diesem Haus.“
Jessica kam ein schrecklicher Gedanke. „Glaubst du wirklich, dass ich dich betrogen habe?“, flüsterte sie. „Geht es darum? Du glaubst, es ist nicht dein Kind?“
„Sei nicht albern, Jessica. Ich bin genauso verantwortlich dafür wie du.“
„Verantwortlich? Dafür? Wir reden von unserem Baby, Gabriel!“, wiederholte sie und packte ihn an den Armen, um ihn zu schütteln. „Wie kannst du einfach so entscheiden, dass du unser Kind wegschicken wirst?“
„Mehr gibt es zu dem Thema nicht zu sagen.“
Zutiefst geschockt blieb sie wie betäubt stehen, als er sich umdrehte, um ins Haus zu gehen. Und dann wusste sie es, als hätte ein Engel ihr die Antwort ins Ohr geflüstert. „Es hat mit ihnen zu tun.“
Gabriel sah sie an. „Es hat nur mit meiner eigenen Erkenntnis zu tun, einen Fehler gemacht zu haben. Ich will kein Kind, das mir im Weg ist, und ich will kein Vater sein.“
„Die Tatsache, dass der Jahrestag des Feuers in zwei Tagen ist, hat also nichts mit deinem Sinneswandel zu tun?“
„Ich habe mich längst daran gewöhnt. Es ist ein Tag wie jeder andere“, erwiderte er barsch und warf die Tür hinter sich zu.
Jessica setzte sich auf die Treppe und schlang die Arme um ihre angezogenen Knie. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Gabriel hatte so entschlossen geklungen, so unnachgiebig, doch sein plötzlicher Sinneswandel ergab keinen Sinn.
Der Jahrestag des Brandes war in zwei Tagen, und was immer es auch war, was sie nicht wissen sollte, es hatte damit und mit seiner Familie zu tun.
Sie stand auf, um ins Haus zurückzugehen. Es musste einen Grund für Gabriels unerklärliche Reaktion geben. Unbedingt. Denn wenn es keinen gab, dann gab es keine Hoffnung für diese Ehe.
Absolut keine.
9. KAPITEL
Jessica hatte am Jahrestag des Brandes irgendeine Reaktion von Gabriel erwartet. Doch er ging seiner Arbeit nach wie immer, und die anderen auf der Farm folgten seinem
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