Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
unberührt.
„Was ist mit Gabriel? Nimmt er einen späteren Flug, oder fliegt er selbst her?“ Mrs. Kilpatrick schloss den Kofferraum ihres Mietwagens auf, und Jessica stellte ihren kleinen Koffer hinein.
„Er kommt gar nicht.“ Sie versuchte, nicht enttäuscht zu klingen. „Er hat im Moment zu viel zu tun.“
„Oh! Das ist schade, aber ich weiß ja, wie das so ist.“
Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel verlief angenehm, und Jessica war nach knapp einer Stunde auf ihrem Zimmer. Kurz darauf traf sie Richard beim Lunch im Restaurant des Hotels zum ersten Mal persönlich.
Er war so charmant wie am Telefon und in seinen E-Mails. Ihr Vertrauen in sein Urteilsvermögen verwandelte sich in echte Sympathie. Ein Gefühl, das er ihr offenbar auch entgegenbrachte, wie seine Bemerkung zum Abschied vermuten ließ.
„Meine liebe Jessica. Ich glaube, wir werden eine lange, aufregende Beziehung haben.“ Er küsste sie lächelnd auf die Wange. „Die Chance zu bekommen, ein Talent wie das Ihre zu fördern, ist genau das, was Freude an meiner Arbeit macht.“
Dieses Kompliment tat ihrem angeknacksten Selbstvertrauen gut. „Danke.“
Als er gegangen war, um letzte Vorbereitungen in der Galerie zu treffen, kehrte Jessica auf ihr Zimmer zurück. Sie hängte das Kleid bereit, das sie zur Eröffnung anziehen wollte. Das rote Kleid. Es war fast schon ein wenig zu eng, weil sie bereits etwas molliger geworden war. Dies war also vorerst ihre letzte Chance es zu tragen. Zu schade, dass ihr Mann sie nicht darin sehen würde.
Nach einem kurzen Einkaufsbummel ging sie auf ihr Zimmer, um sich fertig zu machen. Als das Telefon klingelte, begann ihr Herz zu klopfen, denn sie hoffte, Gabriel hatte seine Meinung doch noch geändert.
„Jessie, rate, wo ich bin.“
Ihr Lächeln verflog. „Mark.“ Sie setzte sich aufs Bett. „Solltest du nicht in Hawkes Bay sein?“
„Bin ich ja auch, aber bei einem Anruf zu Hause habe ich von deiner Ausstellung erfahren. Eine Bekannte von Mom rief Mrs. Kilpatrick an, und jetzt steh ich auf der Gästeliste.“ Er lachte leise. „Im Moment bin ich in Hamilton, doch ich sollte es bis Auckland schaffen, ehe deine Party anfängt.“
„Was ist mit Kayla und Cecily?“
„Die sind zu Hause. Kayla wollte die Autofahrt nicht mit dem Baby machen.“
„Natürlich nicht. Cecily ist zu klein für eine so lange Fahrt.“
Eine Pause. „Ich dachte, du würdest dich freuen. Seit deinem Besuch im Krankenhaus hatten wir ja keine Gelegenheit uns zu sehen.“
„Du hast eine Frau und ein Kind, Mark.“ Jessica fragte sich, ob er verstand, was sie sagen wollte. „Fahr zurück nach Hause, oder Kayla wird aufhören, auf dich zu warten.“
„Wie du, Jessie?“ Er senkte die Stimme. „Hast du aufgehört, auf mich zu warten?“
„Ich werde immer deine gute Freundin sein.“
„Ich habe es wirklich vermasselt, als ich dich habe gehen lassen.“
„Nein, das hast du nicht.“ Er hätte sie nie glücklich machen können, das begriff sie langsam. „Du hast eine Frau geheiratet, die dich liebt, und du hast eine wunderschöne kleine Tochter. Wirf das nicht weg.“
Wieder eine Pause. „Ich glaube, ich bin egoistisch geworden, weil ich auch von dir geliebt werden will. Aber das ist vorbei, oder?“
„Ja, das ist vorbei.“ Sie war inzwischen nicht sicher, ob diese Liebe je wirklich existiert hatte. Und das machte ihr Angst, denn wenn sie das anzweifelte, was einmal unerschütterliche Wahrheit für sie war, bedeutete das, etwas viel Mächtigeres war in ihr Leben getreten. Etwas Stärkeres, Beständigeres und sehr viel Wirklicheres als die verblassende Illusion eines Teenagertraums. „Pass gut auf deine Familie auf, Mark.“
„Und du sei vorsichtig, Jessie. Er ist nicht …“
„Pst.“ Sie schüttelte den Kopf. „Komm gut nach Hause.“
„Ich hoffe, du wirst reich und berühmt.“
Nachdem sie aufgelegt hatte, fuhr Jessica mit ihren Vorbereitungen fort. Wenn sie nicht darüber nachdachte, was eben passiert war, über die verheerende Erkenntnis, was ihre Gefühle für Mark betraf, dann würde sie nicht nach dem Grund fragen müssen, sich nicht einem Gefühl stellen müssen, das so tief und stark war, dass es alles andere, in den Schatten stellte.
Als Jessica die Galerie betrat, kam sie sich wie eine Hochstaplerin vor. Nachdem sie ihren Mantel ausgezogen und aufgehängt hatte, fiel ihr Blick in den Spiegel neben der Garderobe. Die Farbe ihres Kleides passte gut zu ihrem Haar, aber wirklich
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