Naechte Der Liebe - Tage Der Hoffnung
sie es, die er nicht lieben konnte.
Jessica wusste keine Antwort, aber sie wusste genau, dass ihr Kind nicht für ihre Dummheit büßen würde.
Als sie diesmal davonfuhr, erlaubte sie sich nur einen einzigen Blick zurück. Erst als das Haus ihrer Eltern außer Sicht war, hielt sie am Straßenrand und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Bis sie ihr neues Heim erreichte, hatte sie sich gefasst. Sie wollte unter keinen Umständen, dass Gabriel sie für schwach oder bedauernswert hielt. Sie war nicht länger das verzweifelte junge Mädchen, das ihn angefleht hatte, ihr Zuhause zu retten. Sie war endlich erwachsen geworden.
Trotzdem war sie froh, dass er noch nicht im Haus war. Sie ging in ihr Schlafzimmer hinauf, packte einen Koffer und brachte ihn zum Fuß der Treppe. Dann eilte sie in ihr Studio und begann, die nötigsten Malutensilien in einer kleinen Tasche zu verstauen. Ihre Gemälde würde sie sich von Mrs. Croft schicken lassen, sobald sie eine feste Adresse hatte.
„Was zum Teufel tust du da, Jessica?“
Sie schloss die Tasche und sah den Mann an, der innerhalb weniger Monate zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden war. „Ich verlasse dich.“ Das klang schockierend direkt, aber sie wusste nicht, wie sie sich sonst hätte ausdrücken sollen, ohne ihren tiefen Schmerz zu offenbaren.
„Wenn du glaubst, mit diesem Theater bringst du mich dazu dir nachzulaufen, dann kennst du mich schlecht.“
Sie holte tief Atem. „Das erwarte ich nicht. Wir hatten eine Vereinbarung. Ich kündige sie auf im vollen Bewusstsein der Konsequenzen.“ Sie verschränkte die Arme und sah ihm fest in die Augen. „Ich weiß, dass du die Randall-Farm verkaufen wirst. Ich werde dich nicht davon abhalten. Sie gehört schließlich dir.“
„Nach unserem Ehevertrag bekommst du eine Unterhaltszahlung erst, wenn wir zwei Jahre verheiratet waren.“
Sie hätte ihm eine solch kalte Antwort übel nehmen sollen, aber ein idiotisches Gefühl von Nachsicht in ihr beharrte darauf, die unsichtbaren Narben an seinem Herzen zu berücksichtigen. Sie bedauerte unendlich, dass er für sie und ihr Kind nichts empfand. „Ich will dein Geld nicht.“ Das hörte sich unabsichtlich sehr schroff an.
„Ich werde eine Weile brauchen, aber da ich jetzt eine eigene Einnahmequelle habe, werde ich dir die Auslagen für L. A. erstatten. Mach dir auch keine Sorgen wegen des Unterhalts für das Kind. Es wäre wohl kaum fair, etwas von dir zu erwarten, wo es dir doch lieber wäre, es würde nicht existieren.“
„Sei nicht albern, Jessica. Ich lasse mir nicht nachsagen, ich hätte meine schwangere Frau auf die Straße gesetzt.“
Sie nahm die Tasche mit ihren Malutensilien auf. „Schön. Dann zahle für das Kind, das ist dein gutes Recht, aber sonst will ich nichts.“
Gabriel stellte sich ihr in den Weg. „Warum die plötzliche Kehrtwendung? Vor einem Jahr warst du absolut zufrieden mit dieser Vereinbarung.“
Sie hätte lügen können, aber das war kein Ausweg mehr. Vielleicht hatte sie einfach genug von den Versteckspielen, oder vielleicht hoffte sie auf ein Einlenken in letzter Minute. Wie auch immer, sie entschloss sich die Wahrheit zu sagen. „Vor einem Jahr habe ich dich auch nicht geliebt.“
Es gab kein Einlenken.
Gabriel erwiderte nichts auf ihr Eingeständnis, und sie musste sich sehr zusammenreißen, sich ihren Schmerz nicht anmerken zu lassen. Sie erlaubte ihm, ihren Koffer im Kombi zu verstauen, und als er fragte, wohin sie wollte, antwortete sie: „Ich melde mich, wenn ich da bin.“
Dabei hatte sie keine Ahnung, wo ihr Ziel sein würde. Sie wusste nur, dass sie weg musste. Auf der Fahrt Richtung Kowhai überlegte sie, ob sie zu den Tanners fahren sollte, verwarf diese Idee jedoch sofort wieder. Merri war mit ihr befreundet, aber Mr. Tanner mit Gabriel. Es war nicht fair, die beiden in ihre Probleme hineinzuziehen.
Schließlich fuhr sie immer weiter, bis es Nacht wurde und ihre Müdigkeit sie zwang, ein Motel zu nehmen. Sie fand lange keinen Schlaf. Und in diesen dunklen, einsamen Stunden wurde ihr klar, dass sie nicht länger im Mackenzie Country leben konnte.
Es wäre unmöglich, nicht jede Neuigkeiten über Gabriel zu erfahren, unmöglich, ihn nicht auf irgendwelchen Veranstaltungen zu treffen. Und sie musste ihn vergessen, musste einen Weg finden, ohne ihn weiterzuleben.
Am nächsten Morgen fuhr sie direkt zum Flughafen in Christchurch. Nachdem sie den Wagen dort abgestellt hatte, rief sie die Angel-Farm an und hinterließ eine
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