Naechte - fuer die Liebe geschaffen
Christina glaubte, ihren Augen nicht zu trauen. Noch vor einigen Tagen hatte er einen eleganten Smoking getragen, und nun saß er in Jeans am Lagerfeuer.
"Ich zelte", antwortete er. "Es ist herrlich hier in der kühlen Herbstluft."
Christina ballte die Hände zu Fäusten. "Du befindest dich widerrechtlich auf einem Privatgrundstück."
Jack schob die Hände in die Jeanstaschen. "Ach, wirklich?"
"Ja, wirklich! Und wenn du nicht augenblicklich verschwindest, rufe ich die Polizei."
"Nicht schon wieder!" Er verdrehte die Augen.
"Ich finde das gar nicht komisch." Christina atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Sie wußte, daß sie übertrieb. "Du kannst hier nicht zelten. Schließlich ist das kein Zeltplatz."
Er nickte. "Ich weiß, aber im Hotel war kein Zimmer mehr frei, und ich wollte dich so gern wiedersehen."
"Ich fühle mich geschmeichelt", sagte sie kühl. "Aber ich will dich nicht sehen."
Jack betrachtete sie nachdenklich. "Du hast hier ein phantastisches Versteck gefunden, oder?"
Seine Frage überraschte sie. "Wie meinst du das?"
"In deinem Hotel steigen nur Paare ab. Hier bist du sicher vor Männern und ihren Annäherungsversuchen."
Christina war sprachlos. Aus diesem Blickwinkel hatte sie es noch gar nicht betrachtet - jedenfalls nicht wissentlich.
Versteckte sie sich hier wirklich vor Männern?"
"Ich möchte zu gern wissen, was dein Mann dir angetan hat", sagte Jack leise.
Christina zuckte zusammen.
"Hat er dich mißhandelt?"
Christina lachte nervös. "Du meinst, ob er mich geschlagen hat? Aber nein! Das wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Wie kommst du darauf?"
Jacks Miene war undurchdringlich. "Ich habe nur darüber nachgedacht, sonst nichts."
Christina atmete tief durch. "Meine Ehe geht dich nichts an."
Er nickte. "Du hast recht."
"Und du hast hier nichts zu suchen."
Jack seufzte gespielt verzweifelt. "Aber ich möchte dich sehen, bei dir sein. Und du willst nicht einmal mit mir telefonieren.
Was soll ich denn tun?"
"Darüber hinwegkommen." Sie stemmte die Hände in die Hüften. "Ich möchte, daß du verschwindest. Und zwar sofort.
Sonst rufe ich die Polizei. Hast du mich verstanden?"
Er nickte .ernst. "Ja. Ich möchte zu gern wissen, warum du so große Angst vor mir hast."
"Ich habe keine Angst!" erwiderte sie entrüstet. "Du interessierst mich nur einfach nicht." Lügnerin, sagte eine innere Stimme. Christina drehte sich um und ging zu ihrem Häuschen.
"Es ist mein voller Ernst", murmelte sie vor sich hin. "Ich werde die Polizei rufen."
Doch sie wußte, daß ihr die Polizei gar nicht helfen konnte, denn das eigentliche Problem bestand nicht darin, daß sich Jack widerrechtlich auf ihrem Grundstück befand, sondern darin, daß er sich in ihr Herz geschlichen hatte.
Jack betrachtete den Mond und die glitzernden Sterne, während er an Christina dachte. Sie war erfolgreich, klug, kreativ und gleichzeitig verletzbar und scheu. Sie war so sanft und süß, daß sie in ihm den Impuls auslöste, sie schützend in den Arm zu nehmen.
Ja, er wollte sie beschützen. Jack mußte über sich selbst lachen. Wovor wollte er sie denn beschützen? Sie führte ein erstklassiges Hotel. Seinen Schutz brauchte sie nicht. Sie wollte ihn ja auch gar nicht.
Das mißfiel ihm. War es nur verletzter männlicher Stolz, oder war da mehr? War es die Sehnsucht, eine Frau im Arm zu halten?
Ja, er sehnte sich nach einer Frau, die ihn begehrte, ihn liebte.
Das war sehr wichtig.
Seit Saras Tod hatte er diese sehnsüchtigen Gefühle verdrängt, sich in die Arbeit gestürzt und sich liebevoll um seine Kinder gekümmert. Zweimal hatte er sogar versucht, wieder eine Beziehung zu einer Frau aufzubauen, doch es war beide Male schiefgegangen. Vor zwei Jahren hatte er dann alle Hoffnung aufgegeben, je wieder mit einer Frau
zusammenzuleben. Er konnte sich glücklich schätzen, von einer Frau wie Sara geliebt worden zu sein. Es wäre sicher zuviel verlangt, auf eine zweite große Liebe zu hoffen.
Doch nun war er verliebt und benahm sich wie ein Narr: Was hatte er sich nur dabei gedacht, in Christinas Garten zu zelten?
Es geschähe ihm recht, wenn sie ihm wieder die Polizei auf den Hals hetzen würde. Und diesmal hatte sie sogar einen Grund, denn er befand sich unerlaubt auf ihrem Grundstück und führte sich wie ein Spanner auf. Er war fünfundvierzig Jahre alt und verhielt sich wie ein hoffnungslos verknallter Teenager.
Als ihn eine eiskalte Bö erfaßte, kehrte er ins Zelt zurück und kroch in seinen
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