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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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sich aufs Bett, das Rasiermesser an ihrer Kehle. Der große Amerikaner baute sich mit geballten Fäusten und hochrotem Kopf vor ihm auf, und Perec dachte: Auf zur nächsten Runde.
    »Lassen Sie sie los«, sagte Spandau.
    Durch die zerbrochene Scheibe drang das Geheul der Polizeisirenen, immer lauter und immer näher, bis die Wagen kreischend vor der Villa zum Stehen kamen.
    »Sie verstehen gar nichts«, sagte Perec. »Jetzt ist alles kaputt, alles verdorben.«
    »Die Polizei ist da, es ist vorbei. Lassen Sie sie los.«
    Perec dachte: Ich kann es nicht mehr zu Ende bringen, hier nicht und jetzt nicht. Die haben mir alles ruiniert. Ich muss sie mitnehmen. In die Wäschekammer und dann rauf auf den Dachboden, wo sie mich gerufen hat. Mir ist so schwindelig. In einem anderen Raum könnte ich es immer noch durchziehen. Er zerrte Anna vom Bett hoch, schob sie wie einen Schutzschild vor sich.
    »Rüber ans Fenster«, befahl er Spandau.
    »Lassen Sie sie gehen, Vincent. Es ist aus.«
    »Ich bringe sie um«, sagte Perec. »Ich schneide ihr die Kehle durch. Und Sie können zugucken, wie sie verblutet.«
    Spandau zögerte. Sicher war die Polizei schon im Haus; sie würde jeden Augenblick hereinstürmen. Er ging zum Fenster. Perec drehte sich hinter ihm mit, um ihn im Auge zu behalten, die Klinge noch immer an Annas Hals. Erst später fiel Spandau auf, wie seltsam es war, dass er den Schuss erst hörte, nachdem Perecs Kopf bereits explodiert war. Der laute Knall war kaum mehr als eine Begleiterscheinung. Das obere Viertel von Perecs Schädel zersprang in weiße Stücke und einen sprühenden Nebel, die Hand mit dem Rasiermesser fiel herunter, der Körper hielt sich noch eine Sekunde aufrecht, dann sackte er in sich zusammen. Anna schrie.
    Als Spandau herumfuhr, stand Special in der Tür, die Neun-Millimeter-Automatik im Anschlag, die er neben dem bewusstlosen Vignon auf der Erde gefunden hatte. Wie in Zeitlupe ließ Special die Waffe sinken. Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht.
    »Damit kann ich meinen Mäusen dann wohl ein für alle Mal Adieu sagen«, knurrte er. »So ein Scheißkerl.«
    Spandau lief zu Anna hinüber, die gar nicht mehr aufhören konnte zu schreien, und nahm sie in den Arm. Ihr Hinterkopf und ihre Schulter waren voller Blut und Gehirnmasse.
    Die Polizei kam den Korridor heraufgestürmt. Lautes Gebrüll auf Französisch.
    »Stopp! Die Waffe fallen lassen! Wird’s bald? Oder wir schießen!«
    Keiner begriff, was sie eigentlich wollten. Sie hatten ganz andere Probleme. Anna zum Beispiel schrie unvermindert weiter, und Special? Hatte gerade den einzigen Menschen auf Erden erschossen, der ihm das Leben hätte retten können. Manchmal ging aber auch alles in die Hose. Special hatte die Schnauze gestrichen voll.
    Er drehte sich zu den Bullen im Korridor um und sagte: »Verfluchte Scheiße aber auch, ich hab gerade meine ganze schöne Kohle …«
    Aufgebrachter Schwarzer mit einer Kanone in der Hand?
    Kennen wir.
    Sie gaben mindestens sechs Schüsse auf ihn ab, von denen ihn drei mitten in die Brust trafen.

19
    Die Hand dick verbunden, das gebrochene Bein im Gips, hinkte Vignon auf Krücken auf Anna und Spandau zu: »Jetzt kann es nicht mehr lange dauern.«
    »Kommt er durch?«, fragte er auf Französisch, sobald der Arzt Specials Krankenzimmer verließ. »Das ist die Frau, der er das Leben gerettet hat.«
    »Ja«, antwortete der Mann in perfektem Englisch. »Ich habe alles darüber gelesen. Er ist der Held des Tages. Jetzt soll er sogar vom französischen Staat einen Orden verliehen bekommen. Kaum zu fassen. Doch, ich denke, er wird es schaffen. Er muss die Konstitution eines Ochsen haben, dass er überhaupt bis jetzt überlebt hat. Ein glatter Durchschuss durch die Lunge. Der Brustkorb das reinste Schlachtfeld. Wissen Sie vielleicht, woher die alten Schnittverletzungen an seinem Oberkörper stammen?«
    Vignon schüttelte den Kopf.
    »Darf ich zu ihm?«, fragte Anna.
    »Er hat starke Beruhigungsmittel bekommen. Wahrscheinlich wird er Sie nicht einmal bemerken. Nur ganz kurz, ja?«
    Anna ging hinein.
    »Einen Orden? Nicht zu fassen!«, sagte Vignon. »Die haben doch bloß Angst, dass er die Polizei verklagt. Da ist er ihnen als toter Held schon lieber.«
    »Tja«, antwortete der Arzt. »C’est la vie.«
    Special lag im Bett, verloren in einem Gewirr aus Verbänden und Schläuchen. Er lebte, aber er hatte seit zwei Tagen die Augen nicht aufgemacht und kein Wort gesprochen.
    »Danke«, sagte sie. »Ich

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