Nächte in Babylon
»Scheißegal, ob der Typ hackevoll ist oder nicht. Ich hau ihn unangespitzt in den Boden.«
»Nein«, antwortete Spandau. »Das glaube ich eher nicht.«
»Dann schaffen Sie ihn hier raus.«
»Wie bitte?«, empörte sich Walter. »Sag ihm, er soll sich ins Knie ficken, David. Mach kurzen Prozess mit den Pennern. Klatsch die Schwuchteln weg.«
Der harte Junge starrte Walter ungläubig an. Spandau baute sich vor ihm auf.
»Machen Sie jetzt bloß keinen Fehler«, sagte er.
»Aus dem Weg, sonst kriegen Sie als Erster die Hucke voll.«
»Zeig ihm, wo der Hammer hängt, David!«, krähte Walter beglückt. »Zieh ihm die Hose runter! Versohl ihm den Hintern!«
»Kannst du nicht endlich die Klappe halten, Walter?«
»Den bring ich um, den Scheißkerl«, sagte der harte Junge.
»Wie wär’s, wenn ich das für Sie übernehme? Würde das helfen?«, fragte Spandau.
»Vielleicht möchte er ein Tänzchen wagen«, sagte Walter.
Der harte Junge wollte auf Walter losgehen. Als Spandau ihn zurückdrängte, ließ der Kerl einen rechten Schwinger los. Genauer gesagt, einen Heumacher, dem Spandau mühelos ausweichen konnte, aber sein Gegner war flinker, als er aussah, und ließ dem Schwinger blitzschnell eine kurze linke Gerade folgen, die Spandau am Kinn streifte. Er machte einen Schritt nach hinten, duckte sich und ging gerade seinerseits zum Angriff über, als es hinter ihnen laut krachte. Alles erstarrte. Frank hatte einen Baseballschläger auf die Theke geschmettert.
»Dem Nächsten, der zuschlägt, zieh ich eins über den Schädel. Und wenn das nichts nützt, hätte ich auch noch einen 44er Colt anzubieten.«
»Sie wollen mich doch wohl nicht im Ernst mit einer Knarre bedrohen?«, sagte der harte Junge.
»Sohnemann, ich war hier früher Cop in L. A. Ich kann über den Haufen knallen, wen ich will. Ich fordere Sie und Ihre Freunde auf, mein Lokal zu verlassen.«
»Aber wir haben doch gar nichts gemacht! Der Saufbruder da hinten hat angefangen.«
»Stimmt. Bloß ist der Saufbruder zufälligerweise ein Freund von mir.«
»Gib’s ihnen, Pancho«, sagte Walter.
»Halt die Fresse«, raunzte Frank ihn an. »Himmel noch mal …« Zu den harten Jungs sagte er: »Ihr braucht nichts bezahlen. Die Rechnung geht auf den Saufbruder.« Und zu Walter: »Noch einen Mucks, und ich keul dich wie eine Sattelrobbe.«
Da bei den harten Jungs eine ziemliche Zeche zusammengekommen war, hatten sie gegen diese Lösung nichts einzuwenden. Sie trollten sich. Spandau setzte sich wieder zu Walter an den Tisch, Frank legte kopfschüttelnd den Baseballschläger weg.
»Was seid ihr doch für trübe Tassen«, sagte Walter.
»Rede mit ihm, David«, sagte Frank, als ob Walter gar nicht da wäre. Was ja in gewisser Weise auch stimmte. »Sag ihm, dass er meine Gäste nicht beleidigen darf. Sag ihm, dass ich mit der Kneipe meine Brötchen verdiene. Wenn er sich nicht benehmen kann, will ich ihn hier nicht mehr sehen.«
»Es gibt noch andere Kneipen auf der Welt, Pancho«, sagte Walter.
»Hör zu«, antwortete Frank. »Du hast mir mal aus der Patsche geholfen. Dafür schulde ich dir was. Aber nicht mein Lokal. Ich habe auch meine Verpflichtungen. Bring ihn wieder zur Vernunft, David.«
»Ich? Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten mich die Kerle ruhig zusammenstiefeln können.«
»Aber ich wäre jede Wette eingegangen, dass du gewinnst«, sagte Walter.
»Du hättest mich zu deinem Privatvergnügen verprügeln lassen.«
»So kann man auch mit kleinen Sachen dem Walter eine Freude machen. Außerdem hättest du mit seiner Linken rechnen müssen. Die kam ja geradezu mit Ansage.«
»Was soll denn das jetzt? Machst du einen auf Sportreporter?«
»Ich sag doch gar nichts. Nur: Als ich dich eingestellt habe, hättest du dich niemals von so einem Saftsack erwischen lassen. Mehr sag ich nicht.«
»Ich kann dich nicht ständig überall raushauen. Das muss ein Ende haben.«
»Es hat dich keiner darum gebeten«, sagte Walter.
»Am besten lasse ich dich einfach hier.«
»Prima Idee.« Und zu Frank: »Maestro, verabreichen Sie diesem Herrn einen Heiltrank.«
Spandau nickte. Frank ging hinter die Theke.
»Sie hat dich in die Wüste geschickt?«, fragte Spandau.
»Korrekt.«
»Ich hab dich gewarnt. Sie war rollig wie eine streunende Katze.«
»Vergiss nicht, dass du von meiner ehemaligen Verlobten sprichst. Eine tolle Frau – bloß leider mannstoll.«
»Sei froh, dass du sie los bist.«
»Das sagte auch der Casino-Manager, nachdem ich
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