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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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hat.«
    Spandau griff zum Telefon. Eine Männerstimme meldete sich: »Pancho’s.«
    »Frank, hier David Spandau. Ich suche den Alten.«
    »Du hast ihn gefunden. Soll ich ihn dir geben?«
    »Muss nicht sein. Wie geht’s ihm?«
    »Sagen wir mal so: Wenn du mit ihm reden willst, musst du dich beeilen. Momentan stehen die Chancen fifty-fifty, ob er es schafft, sich komplett die Birne zuzusaufen, bevor sie ihm einer einschlägt. Er hat mir schon sämtliche Gäste beleidigt. Sogar mit mir wollte er sich anlegen.«
    »Super.«
    »Ist wohl besser, du kommst rüber. Ich hab schon versucht, ihn in ein Taxi zu setzen, aber er will nicht. Du kennst ihn ja.«
    »Bin gleich da.«
    Spandau legte auf.
    »Ich muss zu ihm.«
    »Als so ’ne Art blinder Blindenhund?«
    »Wie bitte?«
    »Jetzt muss ich mir um euch beide Sorgen machen. Dass ihr im besoffenen Kopf rumrandaliert. Du bist schon fast genauso schlimm wie er. Ich hab die Schnauze voll davon, ihn zu decken, und ich hab keine Lust, mir auch noch für dich irgendwelche Ausreden einfallen zu lassen.«
    »Kümmer du dich schön um dein Telefon.«
    »Reizend. Danke. Es freut einen doch immer wieder, wenn die eigene Arbeit so hoch eingeschätzt wird.«
    »Entschuldige, Pook …«
    »Du kannst dir deine Entschuldigungen sonst wohin schieben. Es geht so nicht weiter mit euch. Tut mir leid, dass ihr kein Glück in der Liebe habt, wirklich. Und es würde mir auch nichts ausmachen, zeitweilig als Kummerkastentante Schrägstrich Prügelknabe herzuhalten, wenn ich das Gefühl hätte, dass ihr wirklich versucht, euch am Riemen zu reißen. Aber was macht ihr? Lasst euch gehen.«
    »Danke für dein Verständnis.«
    »Ich bitte dich. Verständnis wofür? In einer Stadt, in der es von willigen Weibern nur so wimmelt, schleppt Walter immer die Frauen ab, an denen er sich unter Garantie die Finger verbrennen wird. Und du? Hast dich aufgegeben. Du schlurfst mit einer Leichenbittermiene durch die Gegend und leidest wie ein Hund, weil dich deine Frau verlassen hat. Soll ich dir mal was verraten? Sie hat dich verlassen, weil du so bist, wie du bist. Eine Lusche, die nie ein Problem anpackt, die sich hinter allem verschanzt, was man als Deckung gebrauchen kann. Früher oder später wird keiner mehr Bock haben, dein Leben für dich in die Hand zu nehmen. Komm endlich zu dir! Wacht auf, alle beide!«
    »Pook …«
    »Momentan hab ich die Schnauze voll von euch«, sagte sie. »Gestrichen voll.«
    Es gelang ihr, sich die Tränen zu verbeißen, bis Spandau hinausgegangen war.

7
    Walters cremefarbener BMW stand vor dem Pancho’s. Spandau parkte daneben und ging hinein. Frank stand hinter der Theke. Er begrüßte ihn mit einem Kopfschütteln. Walter, der in einer Nische hockte, redete mit drei Typen an einem Nebentisch, die so aussahen, als ob mit ihnen nicht zu spaßen wäre.
    »… womit ich nicht sagen will, dass man homophil sein muss, wenn man in Hosen rumläuft, die so weit auf Halbmast hängen, dass man die Arschritze sehen kann«, sagte Walter zu den harten Jungs. »Im Leben nicht, aber wir sollten trotzdem nicht vergessen, dass diese Mode im Gefängnis entstanden ist, um den anderen Knackis zu zeigen, dass man bereits vergeben ist und einen Stecher hat. Hat von euch vielleicht auch schon mal einer gesessen? Ich frag das aus rein wissenschaftlichem Interesse …«
    Spandau und Frank sahen sich an. Frank zuckte ratlos mit den Schultern. Spandau ging hinüber und setzte sich zu Walter in die Nische.
    »Was willst du denn?«, knurrte Walter ihn an.
    »Ich bin der dienstbare Geist, der gekommen ist, um dich nach Hause zu bringen.«
    »Kannst du vergessen, Kumpel. Mir gefällt es hier.«
    »Und wie ich sehe, bringst du dich als wertvolles Mitglied in die Gemeinschaft ein.«
    »Ich hab da drüben sogar schon neue Freunde gefunden. Gerade eben erst haben wir uns über erwachsene Männer unterhalten, die in der Öffentlichkeit ihre Poritze zeigen. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob sie sich über die möglichen Implikationen ganz im Klaren sind.«
    »Sorgen Sie mal lieber dafür, dass Ihr Kollege die Schnauze hält«, sagte einer von den harten Jungs.
    Spandau sagte zu Walter: »Komm, wir gehen. Ich finde, es reicht.«
    »Aber ich bin hier noch lange nicht fertig. Hör mal, was ist denn mit dir los? Mach dir doch nicht gleich ins Hemd wegen so einem kleinen Arschloch, dem der Schlüpfer aus der Hose hängt und der sich noch nicht mal die Mütze richtig rum aufsetzen kann.«
    Der harte Junge stand auf.

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