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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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Ihr Vater hat sich die Kehle durchgeschnitten?«
    »Lassen Sie es gut sein.«
    »Aber es ist schon ganz schön unheimlich, finden Sie nicht? Ihr Daddy und sein Daddy bringen sich auf dieselbe Weise um. Beide Kinder finden die Männer mit durchgeschnittener Kehle. Und sie sind damals auch noch ungefähr im selben Alter. Da kann man sich schon vorstellen, dass einer auf komische Ideen kommt. Das ist ja echt zum Gruseln.«

14
    Special und Anna saßen, ins Gespräch vertieft, auf der Terrasse. Das ging jetzt schon seit ein paar Stunden so. Wie zwei Busenfreundinnen gluckten sie zusammen und schütteten sich ihr Herz aus. Anna hatte sogar ein paarmal geweint. Einmal war sie zwischendrin aufgestanden und hatte eine kleine Schachtel aus dem Haus geholt, die sie ihm gab. Jetzt kriegt der Arsch auch noch Geschenke, dachte Vignon. Einfach widerlich, diese Hollywoodtypen und ihre Anbiederei an die kriminelle Unterschicht. Wenn die wüssten, wie die Welt da draußen wirklich aussieht.
    »Die zwei scheinen sich ja prächtig zu verstehen«, sagte er zu Spandau.
    »Und was soll das nun wieder heißen?«
    »Franz ist in seiner Ehre gekränkt.«
    »Kocht er nicht gern für Schwarze?«
    »Er kocht nicht gern für Zuhälter. So was haben wir in Frankreich nämlich auch.«
    »Und wie steht es mit dir?«
    »Ich mag keine Luden. Punkt, aus.«
    »Du kannst Franz ausrichten, dass sich die beiden, als ich das letzte Mal etwas aufgeschnappt habe, über die La-Bohème -Verfilmung von Baz Luhrmann unterhalten haben. Klang mir nicht gerade nach den ersten Schritten auf dem steinigen Weg in die Prostitution. Er ist ein ungewöhnlicher Mensch, und sie findet ihn interessant.«
    »Von mir aus kann er tanzen wie Nijinsky in Le sacre du printemps : Er ist und bleibt ein Lude.«
    Vignon ging ins Haus. Anna gesellte sich zu Spandau.
    »Was für eine faszinierende Persönlichkeit«, sagte sie. »Er ist ganz anders, als du denkst.«
    »Aber ein Mahatma Gandhi ist er nicht«, entgegnete Spandau. »Da bin ich mir ziemlich sicher. Sei auf der Hut. Es ist keine gute Idee, sich zu sehr mit ihm anzufreunden.«
    »Du bist doch nicht etwa eifersüchtig? Der Mann hat Charisma. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Frauen gibt, die seiner Ausstrahlung erliegen.«
    »Ich meine es ernst. Kann schon sein, dass er ein intelligenter Charmebolzen ist, aber er ist und bleibt trotzdem ein Gauner, und er verdient sein Geld damit, dass er Frauen auf den Strich schickt. Er ist kein netter Mensch, Anna, auch wenn er noch so schön über Opern daherparlieren kann. Man darf ihm nicht trauen.«
    »Ich arbeite in Hollywood. Da kenne ich noch ganz andere, für die sich die Leute prostituieren.«
    »Ja, aber er ist vermutlich der Einzige, den du kennst, der dich grün und blau prügeln würde, wenn du nicht jede Nacht mindestens fünf Freier bedienst. Er hat mich gestern Abend mit einem Messer bedroht. So was lernt man nicht in der Mailänder Scala. Der Mann hat Übung darin.«
    Anna knipste ihren texanischen Akzent an. »So’n Scheiß hat mein Daddy auch immer erzählt, wenn ich mich mit den Negern unterhalten habe, die im Sommer unsere Pfirsiche geerntet haben. Das hab ich damals nicht gemocht, und das mag ich heut auch noch nicht. Du kannst mir meinen Südstaatenbuckel runterrutschen.«
    Sie lächelte liebreizend, plinkerte mit den Wimpern, zeigte ihm den Stinkefinger und ließ ihn stehen. Spandau warf einen Blick auf Special, der sich königlich amüsierte.
    »Ganz schön bockig, was?«
    »Ich weiß zwar nicht, was für ein Süppchen Sie hier kochen, aber ich gebe Ihnen einen kostenlosen Rat: Verbrennen Sie sich nicht die Finger«, sagte Spandau.
    »Ich habe eine Theorie, warum ihr Weißbrote immer denkt, dass wir Nigger euren Frauen an die Wäsche wollen. Mal abgesehen von der Legende, dass wir die größeren Schwänze haben – die gar keine Legende ist –, verschwenden wir nicht so viel Zeit mit Rumgequatsche. Reden ist Silber, Vögeln ist Gold. Ich grabe nicht an Ihrer Perle rum. Wenn ich sie ernsthaft auf dem Radar hätte, würde ich mir nicht vorher stundenlang den Mund fusselig reden.«
    »Sie ist nicht meine Perle. Ich versuche lediglich, sie zu beschützen. Vor Perec, vor Ihnen, vor allem, was ihr gefährlich sein kann. Dafür werde ich bezahlt.«
    »Was mich wieder zu meiner ursprünglichen Kritik an euch Gammelfleischweißwürsten zurückbringt. Ihr schmeißt euch dauernd selber Knüppel zwischen die Beine. Keine Frage, dass sie mich zum Niederknien findet,

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