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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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so bin ich nun mal, aber hauptsächlich bin ich eine interessante Abwechslung für sie. Sie langweilt sich nämlich zu Tode in diesem goldenen Käfig. Aber was das Schönste ist: Sie weiß, dass sie Sie damit zur Weißglut bringt. Weil ich sie mag und auf Sie pfeife, tue ich ihr gern den Gefallen, dabei mitzuspielen. Muss man Ihnen eigentlich alles erst vorbuchstabieren?«

15
    Es war heiß auf dem Dachboden. Als Perec aufwachte, war er nass geschwitzt und hatte einen ziemlichen Druck auf der Blase. Er schlurfte an den Rand des Dachs und pisste die Wand runter. Dann kramte er zwei Energieriegel aus dem Rucksack, würgte sie hinunter und spülte mit Wasser aus seiner Plastikflasche nach. Unter sich konnte er Stimmen hören. Die von der Frau, die er schon kannte, und eine andere.
    »Ich habe Ihnen ein paar Brote gemacht«, sagte Elena. »Sie stehen in der Küche.«
    »Danke, das ist wirklich nett«, antwortete François, einer von Vignons Männern, wie er mittlerweile wusste.
    »Und Kaffee gibt es auch.«
    »Super. Ich sag den anderen Bescheid.«
    Eine Tür klappte ins Schloss, und unten fing es an zu plätschern. Vorsichtig pirschte sich Perec an die Lampenhalterung heran und spähte durch die Öffnung. Ein Mann stand vor dem Klo. Als er fertig war, ging er sich die Hände waschen und verschwand aus Perecs Blickfeld. Die Tür öffnete sich, der Mann stapfte hinaus. Perec schlich wieder zurück. Elena telefonierte.
    »Geht es ihr besser? … Nein, nein, sie war schon beim Arzt. Er sagt, es sind die Nieren … Natürlich ist sie alt. Daran kann ich auch nichts ändern. Sie ist meine Mutter, deine Großmutter, was erwartest du von mir? Dass ich ihr den Hals umdrehe? … Das ist mir egal … Das ist mir egal. Ich bin ja heute Abend da. Bis dann.«
    Und dann, aus einiger Entfernung: Annas Stimme.
    »Hast du Harry erreicht?«
    »Nur seine Assistentin«, antwortete Pam.
    »Trifft er sich mit Cheryl?«
    »Sagt er zumindest.«
    »Du darfst bei ihr nicht lockerlassen. Es ist eine tolle Rolle, aber sie will nicht, dass ich sie annehme. Vielleicht sollte ich mich langsam nach einer anderen Agentin umsehen.«
    »Du musst ein bisschen Geduld haben. Bis jetzt hatte sie noch immer den richtigen Riecher.«
    »Ich hab das Gefühl, ich bin ihr scheißegal.«
    »Jetzt werd mir bloß nicht paranoid.«
    »Ich gehe duschen. Und du rufst sie an, ja?«
    Wenige Augenblicke später hörte Perec Wasser rauschen. In das darunterliegende Zimmer verlief ein biegsamer Schlauch der Klimaanlage. Perec schlitzte ihn mit dem Rasiermesser auf und bog ihn etwas auseinander. Durch das Deckengitter konnte er das halbe Schlafzimmer überblicken, aber das Bad war und blieb für ihn uneinsehbar. Die Szene in der Dusche musste er sich notgedrungen mit pochendem Herzen selbst ausmalen. Das Rauschen stoppte. Sekunden später kam sie nackt aus dem Bad und rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare trocken. Oh, das war sehr viel besser als die Aktfotos. Er musste sich die Hand blutig bleißen, um nicht laut aufzujubeln. Sie verschwand kurz aus seinem Blickfeld. In einen Bademantel gehüllt, kam sie wieder zurück. Perec hätte sie natürlich am liebsten noch viel länger nackt gesehen, aber so war es nun mal im Leben: Wenn es am schönsten ist, ist Schluss. Trotzdem tat sich bei ihm unten rum schon wieder was. Es war ein Gefühl, als ob gleich sein ganzer Körper explodieren würde.
    Es klopfte an der Tür.
    »Ich bin’s.«
    »Komm rein.«
    »Ich habe gerade mit Cheryl gesprochen«, sagte Pam. »Sie hat ihn angerufen. Es soll ein Meeting geben, wenn du wieder zu Hause bist.«
    »Gut. Wurde aber auch höchste Zeit.«
    »Franz lässt fragen, was du heute Mittag essen möchtest.«
    »Einen Salat vielleicht? Frag David, worauf er Lust hat. Macht das unter euch aus. Mir ist es egal.«
    Perec lag auf dem Rücken und unterdrückte mit Mühe ein Stöhnen. Die Worte von unten waren für ihn nichts als sinnlose Geräusche. In seinem Kopf war nur Platz für eine Sache: Anna nackt. Es war, als täte sich ein schwarzes Loch in ihm auf. Er biss sich immer noch in die Hand. Das Blut lief um seine Zunge herum und rann ihm in die Kehle. Er wälzte sich auf die Seite, sein Körper erstarrte, erzitterte, und er spritzte in seine Hand ab.
    »Hast du auch etwas gehört?«, fragte Anna.
    »O Gott! Doch nicht etwa Ratten?«
    »Immer diese modrigen alten Gemäuer. Natürlich gibt’s hier Ratten. Französische Ratten, so groß wie Ponys. Danke, dass du mich daran erinnert hast.«
    Perec

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