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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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Hause gekommen ist, hat er mich verprügelt. Dann ist er noch mal weggegangen. Vincent hat mich oben vor seiner Tür gefunden. Da hatte ich mich versteckt. Er hat sich um mich gekümmert. Ich durfte mich auf sein Bett legen. Ich hab ihn gefragt, ob er mich in den Arm nimmt. Das ist alles.«
    »Und so hat Ihr Vater Sie gefunden?«
    »Ja.«
    »Und ist gleich wieder auf Sie losgegangen …«
    »Wir haben noch geschlafen. Er hat an die Tür gehämmert und sie aufgeschlossen, und dann ist er reingestürzt gekommen. Er hat Vincent niedergeschlagen und auf mich eingeprügelt. Vincent wollte dazwischengehen, aber mein Vater ist ein Bär von einem Mann, und Vincent ist eher klein und schmächtig.«
    »Hatten Sie Angst um Ihr Leben?«, fragte Spandau.
    »Wegen Vincent oder wegen meinem Vater?«
    »Wegen Ihrem Vater.«
    »Er ist sehr stark. Er hat mich geschlagen. Sehen Sie sich mein Gesicht an, dann können Sie sich den Rest selber denken.«
    »Und Vincent? Hatten Sie jemals Angst vor Vincent?«
    »Nein. Nie. Vincent hätte mir nie etwas getan.«
    »Weil er Sie geliebt hat?«
    »Nein. Ich glaube, er konnte niemanden lieben. Er wusste wohl gar nicht, was Liebe ist.«
    »Aber Sie haben ihn geliebt.«
    »Er brauchte Liebe, und er brauchte jemanden, den er lieben konnte. Aber die eine Liebe kam nicht an ihn ran, und die andere kam nicht aus ihm raus. Verstehen Sie?«
    Spandau nickte.
    »Hat Vincent jemals von Anna Mayhew gesprochen, der amerikanischen Schauspielerin?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Er hat sie nie erwähnt? Er hat nie gesagt, dass er sie sehen oder mit ihr reden will?«
    »Nein.«
    »Mademoiselle Debord«, sagte Vignon. »Wissen Sie, wo sich Vincent jetzt aufhält?«
    »Nein.«
    »Würden Sie es uns sagen, wenn Sie es wüssten?«
    »Nein. Ich würde Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Wir möchten bloß verhindern, dass er noch jemandem etwas antut. Wenn er zurückkommt oder Sie anruft, müssen Sie die Polizei verständigen.«
    »Er kommt nicht zurück. Ich werde ihn nie wiedersehen. Er wird bald tot sein. Wie mein Vater. Es gibt Schlimmeres als den Tod.«
    »Zum Beispiel?«
    »Fragen Sie Vincent, wenn Sie ihn finden«, antwortete sie.
    »Danke, dass Sie mit uns gesprochen haben«, sagte Spandau.
    Sie zuckte mit den Schultern und schrubbte weiter. Das Kratz-kratz-kratz der Bürste folgte ihnen noch bis nach unten, dann brach es ab und wurde von Schluchzen abgelöst.

12
    Als Thierry am selben Abend vor der Villa vorfuhr, entstieg sein Passagier der Limousine mit einem solchen Aplomb, als ob bühnenreife Auftritte sein tägliches Brot wären.
    »Wenn Sie bitte mitkommen wollen«, sagte Vignon. Special folgte ihm ins Gästehaus. Während er seine neue Umgebung in Augenschein nahm, schloss Vignon die Tür und drückte ihm die Mündung einer Pistole an den Hinterkopf.
    »Eins sollen Sie von vornherein wissen«, sagte er. »Dieser Plan ist nicht auf meinem Mist gewachsen.«
    »Dass Sie nicht gerade begeistert sind, habe ich schon gemerkt.«
    »Ich könnte Ihnen ruck, zuck das Hirn rauspusten. Ihre Leiche würde man niemals finden. Hände an die Wand.«
    Er klopfte ihn ab, konfiszierte seinen Pass und seine Brieftasche. Spandau kam herein. »Wie ich sehe, habt ihr euch schon bekannt gemacht«, sagte er.
    »Führt der sich immer so auf?«, wollte Special von ihm wissen.
    »Er ist Franzose«, antwortete Spandau.
    »Ach, darum.«
    Die weitere Inspektion des Raums schien zu Specials Zufriedenheit auszufallen. Er setzte sich aufs Sofa und schlug die Beine übereinander.
    »Okay, jetzt sind Sie hier«, sagte Vignon zu ihm. »Also raus mit der Sprache.«
    »Ein leerer Bauch erzählt nicht gern«, antwortete Special. »Hätten Sie vielleicht eine Flasche von dem Haut-Brion da? Ein Tellerchen Gänseleberpastete wäre auch nicht zu verachten. Und frisches Baguette. Kaum zu fassen, wie saugut das Weißbrot hier drüben schmeckt.«
    »Wenn’s ums Brot geht, hört für die Franzosen der Spaß auf«, sagte Spandau.
    »Kennen Sie die Bäckerei LaBrea in L. A.? Da verstehen sie auch was vom Backen.«
    »Ja, das Focaccia ist wahnsinnig gut.«
    »Machst du jetzt einen auf Escoffier?«, fragte Vignon Spandau.
    »Man wird doch noch ein bisschen Konversation treiben dürfen.«
    »Ich warne dich, treib es nicht zu weit«, sagte Vignon. »Du bist auf dem besten Weg dahin.«
    »Ich finde einfach, es gibt bessere Methoden, sich mit jemandem bekannt zu machen, als ihm mit einer Kugel in den Kopf zu drohen.«
    »Indem man zum Beispiel was

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