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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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auseinandernimmt?«, schlug Vignon vor.
    »Was denn? Die Möbel vielleicht? Ach so, du meinst ihn.«
    »Mädels, Mädels. Tut mir ehrlich leid, euch bei eurer zugegebenermaßen recht unterhaltsamen ›Guter Cop, böser Cop‹-Nummer zu stören, aber ich schiebe echt einen ziemlichen Kohldampf.«
    »Ich hab ja gleich gewusst, dass es ein Fehler war, ihn hier einzuquartieren«, sagte Vignon.
    Special ließ es sich schmecken. Er machte sich so genüsslich über die Pastete und das Brot her, dass Spandau ihm fast dabei Gesellschaft geleistet hätte. Vignon kam herein und warf Specials Pass und Brieftasche auf den Tisch.
    »Unser Freund Eduardo ist ein sauberer Kunde. Von Beruf Zuhälter. Eine Verurteilung in L. A. wegen Förderung der Prostitution, eine weitere nach Jugendstrafrecht wegen Diebstahls. Bis auf die Tatsache, dass er zum Abschaum der Menschheit gehört, ist er clean.«
    »Irgendwie schmeckt mir der Wein nicht so gut wie der Haut-Brion. Habt ihr mir eine billige Plörre untergejubelt?«
    »Das ist ein Calon-Ségur. Er ist noch zu jung.« Vignon biss sich auf die Zunge und funkelte die beiden anderen wütend an. »Jetzt habt ihr mich auch schon so weit.«
    »Wie heißt der Kerl?«, fragte Spandau.
    »Vincent Perec«, begann Special. »Er ist Friseur. Er hat ein paar schlechte Angewohnheiten, wie zum Beispiel die, dass er gern Leute mit dem Rasiermesser aufschlitzt. Seine Mutter und er hatten einen kleinen Friseursalon in der Nähe der Western, am Rand von Koreatown. Ich sage ›hatten‹, weil Vincent bestimmt nicht wieder zurückgeht. Und weil seine Mutter wie ein gepökelter Schinken bei ihm zu Hause auf dem Dachboden hängt. Ich hab sie selber gesehen.«
    »Mit durchgeschnittener Kehle?«, fragte Vignon.
    »Sah mir eher so aus, als ob er ihr den Hals umgedreht hat, da war nämlich kein Blut. Aber dass er sie ins Jenseits befördert hat, steht fest. Das weiß ich aus seinem Tagebuch.«
    »Haben Sie es bei sich?«, fragte Spandau.
    »Seh ich so aus? Nein, es war auf seinem Computer. Ich habe das Tagebuch gefunden, als ich nach dem kleinen Scheißer gesucht habe. Ich hab die ganze Festplatte gelöscht.«
    »Warum?«, fragte Spandau.
    »Weil ich nicht wollte, dass ihn die Cops vor mir finden. Er hat mir fast hundertfünfzigtausend Dollar abgenommen, die der Mafia gehören und auf die ich aufpassen sollte. Wenn ich nicht rauskriege, wo er die Kohle gebunkert hat, baumele ich bald neben dem alten Tantchen.«
    »Woher wissen Sie, dass er es nicht ausgegeben hat? Oder auf die Bank gebracht?«, fragte Vignon.
    »Weil er es nicht nötig hat. Seine Mutter hat wie eine alte Henne auf dreißigtausend Eiern gehockt. Die waren im Polster ihres Sessels versteckt. Mehr braucht Perec nicht für das, was er vorhat. Meine Kohle hat er nur mitgenommen, weil er sauer auf mich war. Der Knabe ist schon ein sonderbarer Kauz. Nein, er hat das Geld nicht auf den Kopf gehauen oder auf die hohe Kante gelegt. Er ist ein Spinner, aber kein Blödmann. Er hat es irgendwo versteckt, und ich muss es finden. Wahrscheinlich liegt es doch noch irgendwo bei ihm zu Hause rum, deshalb muss ich ihn in die Finger kriegen, bevor die Bullen sein Mütterlein entdecken.«
    Special strich eine Scheibe Baguette dick mit Pastete ein und spülte sie mit einem Schluck Wein runter.
    »Der wird schon«, sagte er. »Er musste bloß ein bisschen atmen. Außerdem geht es Vincent gar nicht ums Geld. Vincent ist verliebt.«
    »Anna«, sagte Spandau.
    »Es hat ihn schwer erwischt. Sein Tagebuch war der reinste Thriller, so spannend. Das kann ich Ihnen flüstern. Bei dem, was Vinnie sich unter Liebe vorstellt, kann einem ganz schön der Appetit vergehen.«
    »Er will sie töten?«
    »Das auch. Aber nicht nur«, sagte Special. »Hätten Sie noch was von der Pastete da?«

13
    Als Anna mit einer Flasche Wein ins Gästehaus gehen wollte, hielt sie einer von Vignons Männern an der Tür auf.
    »Tut mir leid, aber ich glaube nicht …«
    »Wissen Sie eigentlich, von wem Sie bezahlt werden?«, fragte Anna.
    »Vignon«, sagte der Mann.
    »Und was meinen Sie, von wem Vignon bezahlt wird?«
    Darauf wusste er so schnell keine Antwort.
    »Überlegen Sie ruhig noch ein bisschen. Aber vorher lassen Sie mich gefälligst durch.«
    Sie klopfte an. Special, der vor dem Fernseher saß und eine Orange schälte, schob sich das Obstmesser hinten in den Gürtel und ging aufmachen. Er staunte nicht schlecht. Mit Anna hatte er im Traum nicht gerechnet.
    »Lassen Sie mich raten. Sie wollen

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