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Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Titel: Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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Bakterien befreie, die dem Tier nicht schadeten, den Menschen aber zerstören könnten. Andererseits sei es gerade das Duschbad, welches den Menschen noch empfindlicher mache für die Attacken aller möglichen Krankheitserreger. Allein der Hautabrieb durch den Wasserstrahl sorge schon für neue Angriffsflächen mit geringerem Widerstand, der durch Seife weiter gebrochen würde.
    Der Mensch lebe so in einem Hineingeworfensein zwischen Duschen und Nichtduschen, aus dem es kein Entrinnen gebe. Gerade auf seiner höchsten zivilisatorischen Entwicklungsstufe sei er unabweisbar der Vernichtung preisgegeben. Dusche er täglich, präpariere er selbst den Boden für seinen qualvollen Tod, dusche er nicht täglich, ergebe er sich verteidigungslos dem Fraß der Viren.
    »Wenn er das mal noch schreibt«, murmelte Sandmann, der stellvertretende Chefredakteur, und erzählte, er habe Perlewitz gestern vor einem Bräunungsstudio getroffen, eine Dose Pökelfleisch in der einen, zwei Packungen Filterlose in der anderen Hand.
    »Was machen Sie denn hier?«, habe er den Schriftsteller gefragt.
    »Dem Leben ein Ende«, habe Perlewitz geantwortet. Er werde jetzt systematisch Magen-, Lungen- und Hautkrebs auf einmal erzeugen, er wolle nicht mehr und könne nicht mehr.Die Angst lähme ihn neuerdings und mache ihn unproduktiv. Er sitze tagelang vor der Maschine, nichts falle ihm ein.
    Am nächsten Morgen stand Perlewitz vor meiner Haustür. Er war komplett in eine dieser durchsichtigen Folien eingehüllt, mit denen man normalerweise Blumensträuße einwickelt.
    »Wieder zwei Hautflecken«, sagte er tonlos. »Es ist das Ende, es hat mich erwischt, volle Breitseite.«
    »Komm rein«, seufzte ich.
    Perlewitz ging ins Wohnzimmer. Die Folie knisterte bei jeder Bewegung. Er konnte in ihr nur ganz kleine Schritte machen; es war mehr so eine Art Sackhüpfen. Schlaff ließ er sich aufs Sofa fallen.
    »Stell dir vor«, ächzte er, »gestern Abend kommt Block und erzählt mir von einem Hautkrebsfall in seinem weiteren Bekanntenkreis, und ich entdecke gleich danach auf dem Klo zwei braune Flecken auf dem Arm, genauso wie neulich an der Lippe, nur zwei diesmal.«
    »Waren die vorgestern nicht auch schon da?«, fragte ich misstrauisch.
    »Dann hätte ich sie doch sehen müssen«, antwortete er, »ich untersuche mich jeden Abend von Kopf bis Fuß.«
    »Und wenn du sie übersehen hast, weil sie schon seit der Geburt da sind und du dich schon so an sie gewöhnt hattest, dass du sie gar nicht wahrnahmst?«
    »Mag sein«, sagte er, »aber was bedeutet es, dass ich solcheFlecken übersehe? Millimeterdicke braune Pigmentsachen, und ich sehe sie nicht! Bin ich schon dermaßen weggetreten? Partiell geistig einfach nicht mehr da? Was frisst da in meinem Gehirn?«
    Er hob den rechten Arm, um mir die Flecken zu zeigen. Ich konnte nichts erkennen. Perlewitz atmete derart heftig, dass die Folie von innen mittlerweile dicht beschlagen war.
    »Schon ein, zwei starke Sonnenbrände in der Jugend erhöhen das Hautkrebsrisiko gewaltig«, sagte er. »Wer hätte die nicht gehabt? Es ist Wahnsinn: Ich verrecke hier, weil mir mit 16 keiner gesagt hat, wie wichtig Sonnenöl ist. Das ist doch unverhältnismäßig! Ich war damals zum ersten Mal mit einer Frau allein in der Normandie, am Strand. Und abends konnte sie mich nicht berühren, weil ich total entzündete Haut hatte. Das war Strafe genug! Dafür soll ich jetzt noch mit dem Leben bezahlen?« Er schlug von innen so heftig gegen seine Verpackung, dass ich dachte, sie würde reißen. Das Kondenswasser lief in kleinen Bächen innen an der Folie entlang.
    »Scheiße!«, brüllte Perlewitz. »Müssten nicht statistisch gesehen erst mal die dran sein, die jedes Jahr auf Fuerteventura rumbraten? Kann man nicht erst mal die nehmen? Ich bin ein armer Schriftsteller und kann mir überhaupt keine Reisen nach Fuerteventura leisten.«
    Er merkte gar nicht, dass auf einmal seine Mutter nebenihm auf dem Sofa saß, eine kleine Frau, Mitte sechzig, mit grauen Haaren und frischer Dauerwelle. Sie zog ein frisch gebügeltes Taschentuch aus der Handtasche und versuchte, ihm die Stirn abzutupfen, aber die Folie war dicht.
    »Ich wusste, ich würde ihn eines Tages nicht mehr erreichen«, seufzte sie.
    »Es ist ekelhaft«, wütete Perlewitz vor sich in, »welche Zeitung ich auch aufschlage, welche Sendung ich anschalte – überall wird vor Hautkrebs gewarnt. Man kann nichts tun, als sich in den Schatten zu setzen und auf sein Ende zu warten. Soll

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