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Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Titel: Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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große Bombe kracht, dann fehlt sogar die Luft zum Atmen.« Hey, wenn wir jetzt alle, auch der Umweltminister und die Chemiefirmen, sofort an die Wiedergeburt glauben würden, ob sich dann noch was ändern ließe?!)
    Ja, aber, sie müsse nicht mehr inkarnieren, sie habe das schon hinter sich, das Programm sei abgeschlossen, sie wisse es zuverlässig, sagt die Waschsalonbesitzerin.
    Vielleicht komme sie freiwillig wieder, sagt Koni, das Telefon. Wenn da ein Komitee sitze und sie herzlich bitte, da werde sie sich bestimmt nicht entziehen wollen.
    Ja, schon, nein, vielleicht nicht, antwortet die Waschsalonbesitzerin, aber eher doch nicht, es reiche ihr wirklich.
    Ich wollte endlich nach Shakespeare fragen. Aber gehörte das noch hierher?
    Die Geister seien immer zwischen uns, sagte Koni, das Telefon. Manchmal sitze Katharina von Siena auf seinem Schoß, und er könne sie eigentlich anfassen und dann natürlich doch nicht. Neulich habe er Fleisch für die Katze gekauft und unterwegs immer vor sich hin gesagt: »Katzi, i hob a Fleischi für di, a Fleischi hob i.« Und als er nach Hause gekommen sei – da habe sie tatsächlich schon vor der Haustür gesessen. Die Katze. Wartend aufs Fleischi.
    So mache sie es auch immer, sagte die Waschsalonbesitzerin, eine Stunde vor Geschäftsschluss beginne sie, an ihre Katzen zu denken, und wenn sie heimkomme, seien sie schon da.
    Man müsse lustig sein mit den Geistern, erklärte Koni, das Telefon, auch mal einen Witz machen, das gefalle denen. Manchmal, wenn die Geister zum Beispiel wüssten, dass irgendwo auf einer Straße gleich ein Unfall passieren werde,dann säßen sie schon vorher an der Unfallstelle und rieben sich die Hände und freuten sich und sagten: »Gleich passiert was, gleich passiert was.«
    »Des san aber niedere Geister«, sagte die Waschsalonbesitzerin.
    Die Englein flogen mir jetzt direkt um die Ohren, und ich fragte mich, wie weit es bis zur Elfenbeinküste sei. Koni, das Telefon, ließ das Pendel vor mir schwingen und fragte das Jenseits, ob auch ich geistheilen könne und ob das eine Berufsperspektive für mich sei. Die Antwort war zweimal: »Ja.«
    »Incredibile!«, dachte ich, obwohl ich nicht Italienisch kann, »es gibt Welten, die sind gleich nebenan und doch weit weg.« Leise verließ ich das Zimmer. Der Hausflur war dunkel, ich fand den Lichtschalter nicht, und hinter mir knarzte eine der hölzernen Treppenstufen. Mich überlief eine Gänsehaut. »Shakespeare!?«, flüsterte ich.
    »Ja, was ist?«
    »Ach … nichts. Schon gut.«

PIGMENTVERÄNDERUNGEN BEI PERLEWITZ
    Mein Freund Perlewitz, der Schriftsteller, war 40, als er morgens beim Rasieren einen braunen Pigmentfleck über der Oberlippe rechts entdeckte. Ich rief ihn zufällig an diesem Tag schon sehr früh zu Hause an.
    Perlewitz war in Panik. Er erzählte, was er gesehen hatte. Einen kleinen braunen, merkwürdigen dreieckigen Hautfleck. »Gestern Abend diese Sendung über Hautkrebs«, sagte er, »und jetzt das. Es kann kein Zufall sein.«
    »Okay«, sagte ich, »sei ganz ruhig, komm zu mir ins Büro. Ich mache mich frei, wir reden über alles.«
    Perlewitz antwortete, er habe gerade den Notarzt gerufen.
    Ich fuhr ins Büro und traf auf dem Flur Lapschinsky von der Sachbuchredaktion.
    »Hast du schon gehört?«, sagte er, »Perlewitz hat heute morgen einen Hautfleck entdeckt.«
    Ich erledigte die dringendsten Sachen, sagte eine Dienstreise ab und fuhr ins Krankenhaus.
    »Perlewitz«, sagte ich zur Krankenschwester. »Kann ich ihn sehen?«
    »Er ist wahrscheinlich noch sehr schwach«, antwortete sie, »nur zwei Minuten.«
    Perlewitz hatte sich schon wieder gefasst. Er saß aufrecht im Bett und aß die Seite vier der »Bild«-Zeitung. »Stell dir vor«, sagte er und riss Stückchen für Stückchen vom Papier ab, um es sich raschelnd in den Mund zu stopfen, »83 Prozent der Deutschen haben Angst vor Krebs, mehr als vor dem Krieg. Aber Angst mache alles nur noch schlimmer, hat Krebsarzt Dr. Hoffmann gesagt. Man müsse Hoffnung haben und Lust am Leben. ›Wer täglich die Brust abtastet, sagt Ja zum Leben‹, hat er gesagt.«
    »Gut«, sagte ich, »und wo ist der Hautfleck?«
    »Er ist weg«, sagte Perlewitz. »Stell dir vor, die Ärzte haben gesagt, solche kleinen Pigmentveränderungen solle man nicht allzu wichtig nehmen. Sie haben gar nicht richtig hingeguckt. Ich glaube, er war schon vorher weg.« Ob ich das nicht kennen würde? Bei ihm verschwänden manchmal schon im Wartezimmer eines Arztes alle

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