Naechtliche Versuchung - Roman
feuchte Hitze.
Wie rasend pochte ihr Herz, während er sie gnadenlos stimulierte. Seine Finger glitten hinaus und hinein, immer wieder, ein loderndes Feuer drohte sie zu verzehren.
»Und nun sag mir, was du dir wünschst«, murmelte er an ihrem Mund.
»Dich«, hauchte sie.
»Dann sollst du mich besitzen.« Kyrian ergriff ihre Hüften und näherte ihren Unterleib seiner Erektion.
Erwartungsvoll biss sie auf ihre Lippen, wollte ihn endlich in sich spüren, das intimste aller Erlebnisse mit ihm teilen. Zwischen ihren Schenkeln bebte eine samtige Spitze.
Und als sie glaubte, er würde in sie eindringen, schrillte der Wecker.
Verwirrt fuhr sie aus dem Schlaf hoch und schaute sich halb benommen in einem fremden Raum um. Es dauerte eine Weile, bis sie sich erinnerte, dass sie die Nacht in Graces Kinderzimmer verbracht hatte.
Nur ein Traum? Es war so real gewesen. Immer noch glaubte sie Kyrians Hände auf ihrer Haut zu spüren, seinen Atem an ihrem Hals. »Oh, das ist so unfair!«, klagte sie, stieg aus dem Bett und schaltete den Wecker ab. Gerade jetzt, so kurz vor der Erfüllung.
Warum war es nur ein Traum gewesen? Nur ein Traum von einem mysteriösen Fremden, der sein Leid hinter makabren Scherzen verbarg und dessen dunkle Augen sie in einen unwiderstehlichen Bann zogen?
Entschlossen verdrängte sie die Kapriolen ihres Unterbewusstseins, schlüpfte in Graces Morgenmantel und ging zum Badezimmer.
»Wo kommt das her?«
Amanda blieb im Flur stehen, als Graces Stimme aus dem Erdgeschoss heraufdrang.
»Das muss Kyrian hier abgeliefert haben«, antwortete Julian.
Gähnend stieg Amanda die Treppe hinab und traf die beiden im Wohnzimmer an, von Einkaufstüten und Schachteln umringt. Bereits für die Arbeit zurechtgemacht, trug Julian eine Khakihose und einen Pullover. Grace saß in einem blauen Umstandsnachthemd auf dem Sofa. Neben ihr zerrte Niklos Packpapier aus einer Tüte und zerriss es in winzige Fetzen.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Amanda, und Julian zuckte die Achseln.
»Ja, du hast Recht.« Grace hatte einen Zettel in einer der Tüten gefunden. »Von Kyrian.« Lachend schüttelte sie den Kopf. »Da steht nur: ›Danke für das Pflaster.‹ Sonst nichts.«
Sie gab den Zettel ihrem Mann, der einen übertriebenen Seufzer ausstieß. »In unserer Zeit war es üblich, etwas mitzubringen, wenn man einen Freund besucht hat. Aber - verdammt noch mal, nicht so viel!« Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die zahlreichen Geschenke. »Kyrian ist schon immer sehr großzügig gewesen. Wahrscheinlich kam er letzte Nacht zurück, um das alles hier abzuliefern, während wir schliefen.«
Verwundert schaute sich Amanda um. Wie Weihnachten bei den Rockefellers. Sie beobachtete Grace, die dutzendweise Spielsachen für die Zwillinge auspackte - Puppen für Vanessa, Bauklötze für Niklos, eine Eisenbahn und ein hölzernes Pferdchen.
»Da, für dich«, sagte Grace und reichte Julian ein kleines Etui.
Als er es öffnete, wurde er blass.
»Oh, dein Generalsring!«, rief Grace. Verblüfft wechselten sie einen Blick. »Wo hat er den her?«
Amanda trat näher, um das Schmuckstück zu betrachten. So wie Kyrians Ring war auch dieser mit einem Schwert aus Diamanten und Lorbeerblättern aus Smaragden zwischen dunkelroten Rubinen besetzt. »Kyrian besitzt einen ähnlichen Ring. Aber seiner ist auch mit einer Saphirkrone verziert.«
»Zum Zeichen seiner königlichen Abstammung«, erklärte Julian. »Mein Ring ist ein rein militärisches Symbol.«
»Fließt denn königliches Blut in Kyrians Adern?«, fragte Amanda verwirrt.
»Er war ein Prinz, der Erbe des Throns von Thrakien.«
»Haben die Römer einen königlichen Erben gekreuzigt? Eigentlich hätte ich vermutet, so etwas wäre unmöglich.«
»Im Grunde war es das auch.« In Julians Kinn zuckte ein Muskel. »Aber Kyrian wurde von seinem Vater enterbt, nachdem er Theone zur Frau genommen hatte.«
»Warum?«
»Weil sie eine hetaira war.« Als er ihre verständnislose Miene bemerkte, fügte er hinzu: »Diese Frauen gehörten einer niedrigen Gesellschaftsschicht an und wurden dazu ausgebildet, reiche Männer zu amüsieren.«
»Ah …« Nun erkannte sie, wieso Kyrian seinen Vater erzürnt hatte. »Wie hat dein Freund diese hetaira kennengelernt? Suchte er eine Gespielin?«
»Nein, er traf sie auf dem Fest eines Freundes und war ihr sofort verfallen. Er schwor mir, es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen. Natürlich versicherte ich ihm, sie hätte es nur auf
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