Naechtliche Versuchung - Roman
wusste, das würde nie geschehen, denn er war für immer in sein gefährliches Leben zurückgekehrt. Plötzlich erlosch die Begierde, verdrängt von einem brennenden Schmerz in ihrem Herzen, der keinen Sinn ergab. Aber er ließ sich nicht verscheuchen - ein Sehnen, eine süße Qual.
Seufzend zog sie ihre Schuhe an und ging nach unten. Vor dem Haus wartete Julian, der sie zu ihrem Büro fahren würde.
»Tut mir so leid, dass es mit Cliff nicht geklappt hat.«
Amanda blickte von ihrem Schreibtisch auf und zählte bis zehn. Ganz langsam. Wenn das noch jemand zu ihr sagte, würde sie durchdrehen, in Cliffs Büro hinunterlaufen und ihn in winzige Stücke reißen.
Allen im Büro hatte er von der gelösten Verlobung erzählt und arrogant behauptet, am Vortag sei sie zu verzweifelt gewesen, um zu arbeiten.
Also wirklich, sie könnte ihn umbringen!
»Ich bin okay, Tammy«, versicherte sie der Büroleiterin und zwang sich zu einem Lächeln.
»Wie tapfer du bist … Das freut mich.«
Stöhnend verdrehte Amanda die Augen, nachdem Tammy das Büro verlassen hatte. Nun war der Tag wenigstens vorbei, sie konnte nach Hause fahren und …
Und von dem hoch gewachsenen, attraktiven Mann träumen, den sie wahrscheinlich nie wiedersehen würde.
Wieso erschien ihr das viel bedauerlicher als die Trennung von Cliff? Warum vermisste sie den dunklen Jäger so sehr?
Natürlich wusste sie es. Weil er wundervoll und klug und heldenhaft war. Mysteriös und gefährlich. Besser noch, wenn er ihr sein umwerfendes Lächeln schenkte, pochte ihr Herz schneller. Und nun war er vielleicht für immer aus ihrem Leben verschwunden.
Deprimiert steckte sie ihre Papiere in den Aktenkoffer und ergriff ihre Handtasche, eilte zum Lift und drückte auf den Knopf für das Erdgeschoss. Hoffentlich würden sich die Türen bald öffnen. Sie wollte Grace, die sie mit den Zwillingen abholen würde, nicht warten lassen. Außerdem fühlte sie sich erschöpft. Das war ein endlos langer Tag gewesen.
Warum hatte sie sich jemals für den Beruf Buchhalterin entschieden? Selena hatte völlig Recht, sie führte ein sterbenslangweiliges Leben.
Endlich hielt der Lift, sie stieg in die Kabine und durchquerte wenig später die Eingangshalle. Durch die Glaswand
sah sie den hell erleuchteten Parkplatz. Offenbar war Grace noch nicht eingetroffen. Verdammt, ich will nach Hause.
Irritiert blieb sie bei der Tür stehen und nahm ihre Aktentasche in die andere Hand.
Mit dem nächsten Lift kam Cliff von Freunden umringt herunter.
Großartig, der Tag wurde immer besser.
Sobald er sie entdeckte, spreizte er sich wie ein Pfau und schlenderte zu ihr. »Stimmt was nicht?«
»Alles in Ordnung, ich warte nur auf jemanden, der mich nach Hause bringt.«
»Wenn ich dich fahren soll …«
»Von dir brauche ich keinen Gefallen, okay?« Amanda trat ins Freie, um in der dunklen Kälte zu warten. Lieber fror sie im beißenden Winterwind, als die Gesellschaft des Mannes zu ertragen, der ihr in tiefster Seele zuwider war.
Zu ihrem Leidwesen folgte er ihr. Sein dunkelblondes Haar schimmerte dumpf im Licht der Straßenlampen. »Hör mal, Mandy, es gibt keinen Grund, warum wir nicht Freunde bleiben könnten.«
»Wag es bloß nicht, den großmütigen Gönner zu spielen - nach allem, was du mir angetan hast! Warum musstest du allen Leuten von meiner Familie erzählen?«
»Ach, komm schon, Mandy …«
»Nenn mich nicht Mandy! Du weißt doch, wie ich das hasse!«
Cliff spähte über seine Schulter. Da bemerkte Amanda, dass die halbe Belegschaft dastand und lauschte. »Also, ich war es nicht, der gestern daheim bleiben musste, um verzweifelt meine Wunden zu lecken.«
Wütend starrte sie ihn an. Verzweifelt? Ich?
Seinetwegen?
Zum ersten Mal erkannte sie, was für ein mieser Kerl er war. »Entschuldige, aber ich bin gestern auch nicht zu Hause geblieben. Weißt du, wo ich war? Ich habe den ganzen Tag in den Armen eines traumhaften goldenen Gottes verbracht … Oh, wenn du wüsstest, wie gewaltig du mir auf die Nerven fällst!«
»Na bitte!«, schnaufte er verächtlich. »Ich wusste es ja - es war nur eine Frage der Zeit, bis deine Familie auf dich abfärbt. Offensichtlich bist du genauso verrückt wie deine Verwandtschaft. Ich wette, morgen wirst du in schwarzem Leder auftauchen und von den Vampiren erzählen, die du mit Holzpfählen durchbohrt hast.«
Wie gern hätte sie in sein spöttisches Gesicht geschlagen. Wieso hatte sie jemals geglaubt, sie würden gut zueinander passen? Er war
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