Naechtliche Versuchung - Roman
beklemmenden Gedanken. Er sah Amanda noch immer vor sich, hörte ihre sanfte Stimme, spürte ihren Körper an seinem, ihre weiche Brust in seiner Hand.
So leidenschaftlich hatte er schon lange keine Frau mehr begehrt. Ich dachte, dieses Bedürfnis wäre in der Nacht erloschen, als ich ein dunkler Jäger wurde …
Hin und wieder hatte er im Lauf der Jahrhunderte das Verlangen nach einer Frau gespürt, aber gelernt, solche Wünsche zu kontrollieren - zu begraben.
Und jetzt hatte eine Verführerin die längst vergessenen Begierden geweckt. Das war gefährlich, denn sie lenkte ihn von seinen Pflichten ab und gefährdete ihn.
Plötzlich sehnte er sich inbrünstig nach ihr, sogar verzweifelt.
Warum? Was reizte ihn so sehr an ihr? Er wusste nichts von ihr. Nur dass sie humorvoll und tapfer war. Nicht einmal seine Frau hatte eine so glühende Begierde in ihm erregt. Das verstand er nicht.
Er seufzte und schaltete den Motor seines Lamborghinis ab, stieg aus und betrat sein Haus. In der Küche warf er die Schlüssel auf die Theke und lauschte. Tiefe Stille. Abgesehen von einem leise klickenden Geräusch im oberen Stockwerk.
Kyrian durchquerte dunkle Räume und stieg die reich geschnitzte Mahagonitreppe hinauf. Unter der geschlossenen Tür seines Büros drang Licht hervor und beschien den Perserteppich, der den Boden des Flurs bedeckte.
Lautlos drückte er die Klinke hinab und öffnete die Tür. »Was zum Teufel machst du hier, Nick?«
Der Diener zuckte zusammen. Dann sprang er fluchend vom Drehstuhl hinter dem Schreibtisch hoch, und Kyrian verbarg seine Belustigung beim Anblick des riesigen Mannes, der sich beinahe auf ihn gestürzt hätte.
Aus Nicks blauen Augen schienen Funken zu sprühen, sein unrasiertes Kinn verkrampfte sich. »Jesus, Kyrian!«, klagte er und fuhr mit allen Fingern durch sein schulterlanges braunes Haar. »Wann wirst du dich endlich geräuschvoll bewegen? Du hast mich fast zu Tode erschreckt.«
Nonchalant zuckte Kyrian die Achseln. »Ich dachte, du wolltest früher nach Hause gehen.«
»Das hatte ich vor.« Nick schob den Stuhl unter den Schreibtisch. »Aber dann beschloss ich, meine Nachforschungen über Desiderius fortzusetzen.«
Sein Arbeitgeber lächelte. Mochte Nick Gautier auch eine hitzköpfige, unverschämte Nervensäge sein - er war stets verlässlich. Deshalb hatte Kyrian ihn zu seinem Diener ernannt und ins Reich der dunklen Jäger eingeführt. »Hast du was Neues herausgefunden?«
»Allerdings. Er ist etwa zweihundertfünfzig Jahre alt.«
Erstaunt hob Kyrian die Brauen. Seines Wissens hatte noch kein Daimon so lange gelebt. »Wie ist das möglich?«
»Keine Ahnung. Offenbar hat er alle dunklen Jäger getötet, die hinter ihm her waren, und es macht deinem kleinen Freund einen Riesenspaß, deinesgleichen zu quälen.« Nick wandte sich zum Computer. »In Acherons Datei findet sich nichts über den exakten Modus Operandi des Bastards. Vorhin sprach ich mit Ash, und er erklärte mir, er wüsste nicht, woher Desiderius stammt und wie viele dunkle Jäger er beseitigt hat. Aber das werden wir schon noch rauskriegen.«
»Okay.«
»Oh, übrigens …« Nick spähte über seine Schulter. »Du siehst grässlich aus.«
»Das hat man mir heute Abend schon öfter gesagt.«
Nick grinste, bis er Kyrians ungewohnte Kleidung bemerkte. »Warum trägst du nicht deine abscheulichen Daimon-Killer-Klamotten?«
Kyrian war zu müde, um Einzelheiten zu erzählen. »Da wir gerade davon reden - heute musst du einen neuen Ledermantel für mich kaufen.«
Misstrauisch kniff Nick die blauen Augen zusammen. »Warum?«
»Der alte hat ein Loch in der Schulter.«
»Wieso?«
»Weil ich überfallen wurde. Warum sonst?«
Das schien dem Diener gar nicht zu gefallen. »Alles in Ordnung?«
»Sehe ich lädiert aus?«
»Ja - sogar beschissen.«
Vor Nick konnte man nichts verheimlichen. »Mir geht’s gut. Nun solltest du in einem Gästezimmer schlafen. Es ist vier Uhr morgens.«
»Gleich. Erst mal will ich meine Recherchen abschließen. Ich bin gerade dabei, herauszufinden, was Sundown tat, um Ash zu ärgern.«
Aus dem Computer drang ein Klingelton, der eine neue Nachricht ankündigte.
»Sag Jess, er soll Ash in Ruhe lassen, Nick. Sonst wird ihm der Kopf abgerissen.«
»Jess?«, fragte Nick, die Stirn gerunzelt.
»Sundowns richtiger Name lautet William Jessup Brady. Wusstest du das nicht?«
»Nein, verdammt!« Nick brach in Gelächter aus. »Aber ich kenne ein paar Diener, die mir eine Menge Geld
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