Naechtliche Versuchung - Roman
gestrichene schmiedeeiserne Balustraden schmückten die Balkone am oberen Stockwerk.
Kyrian fuhr hinter das Haus, in eine Garage mit sechs Stellplätzen. Außer dem Lamborghini besaß er auch noch einen Mercedes, einen Porsche, einen Oldtimer-Jaguar und einen neuen Buick, der seltsam deplatziert wirkte.
Okay, das italienische Luxusauto hatte sie bereits auf Kyrians Wohlstand hingewiesen. Aber einen so opulenten Lebensstil hätte sie nicht erwartet.
Wie eine königliche Hoheit … Bei diesem Gedanken runzelte sie die Stirn. Natürlich, er war ja auch ein Prinz gewesen - vor zweitausend Jahren, im alten Griechenland.
Hinter dem Wagen schloss sich das Garagentor. Kyrian half ihr auszusteigen und ließ Terminator durch eine Seitentür in den Hof laufen. Dann führte er Amanda ins Haus. Während sie einem kurzen Flur zur Küche folgten, versuchte sie alles in sich aufzunehmen. Bewundernd schaute sie sich in der geräumigen
Küche mit den dunkelgrün gestrichenen Wänden und edlen Marmortheken um. Zwischen modernen Geräten prangten zahlreiche Antiquitäten. Eine gertenschlanke ältere Hispanoamerikanerin nahm gerade einen köstlich duftenden Topf aus dem Backofen.
»Hallo, Rosa«, grüßte er sichtlich verärgert und legte seinen Schlüssel auf einen Tisch neben der Tür. »Was machen Sie hier?«
»O Gott...« Rosa zuckte zusammen und presste eine Hand auf ihre Brust. »M’ijo, warum müssen Sie mich so erschrecken? Jetzt bin ich um zehn Jahre gealtert!«
»Wenn Sie nicht tun, was der Doktor sagt, werde ich Sie noch viel öfter erschrecken. Wir beide haben doch was vereinbart. Muss ich Miguel wieder anrufen?«
Die großen, braunen Augen zusammengekniffen, stellte sie den Topf mit dem Brathuhn auf den Herd. »Drohen Sie mir nicht! Diesen Jungen habe ich geboren, von dem lasse ich mir keine Vorschriften machen. Das gilt auch für Sie. Meinen Haushalt habe ich schon geführt, als Sie noch gar nicht auf der Welt waren. Ist das klar?«
»Ja, Ma’am.«
Jetzt entdeckte sie Amanda und lächelte strahlend. »Ah, wie gut, eine Frau an Ihrer Seite zu sehen, m’ijo.«
Verlegen zuckte er die Achseln und ging zum Herd, um das Essen zu inspizieren. »Das riecht fabelhaft, Rosa. Gracias.«
Voller Stolz beobachtete sie, wie er den Inhalt des Topfs musterte. »Ja, ich weiß. Deshalb habe ich’s ja auch gekocht. Ich bin es leid, ständig Fast-Food-Tüten im Müll zu sehen. Ab und zu müssen Sie was Richtiges essen. Mit diesem industriellen Zeug werden Sie sich noch umbringen.«
»Keine Bange, ich komme schon zurecht.«
»Oh, das bilden wir uns alle ein«, erwiderte Rosa verächtlich. »Deshalb muss ich diese Medizin für mein Herz schlucken.«
»Da wir gerade davon reden …«, begann er in tadelndem Ton. »Sie müssten längst daheim sein. Das haben Sie mir versprochen.«
»Schon gut, ich gehe. Ich habe einen Salat in den Kühlschrank gestellt, der müsste für Sie beide reichen.«
»Morgen nehmen Sie sich frei«, entschied er, griff nach Rosas Mantel, der über einem Stuhl hing, und half ihr hinein.
»Aber der Gärtner kommt.«
»Den kann Nick hereinlassen.«
»Aber …«
»Das kriegt Nick sicher hin.«
Liebevoll tätschelte sie seine Hand. »Was für ein guter Junge Sie sind, m’ijo. Bis Mittwoch.«
»Kommen Sie bloß nicht vor zwölf Uhr mittags.«
»Keine Minute früher«, beteuerte sie lächelnd. »Gute Nacht.«
»Adiõs.«
»Wie nett du zu den Leuten sein kannst …«, spottete Amanda, sobald sie mit Kyrian allein war, und sah seine Mundwinkel zucken.
»Nur wenn ich in Stimmung bin.« Er nahm ein Messer und eine Gabel aus einem Schubfach, schnitt ein kleines Stück von dem Huhn ab und steckte es in den Mund. »Oh, himmlisch!«, lobte er und schnitt noch ein Stückchen ab. »Das musst du probieren.«
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, ließ sie sich von ihm füttern. Während sie den würzigen Geschmack des Brathuhns genoss, erkannte sie, welch einen intimen Moment sie teilten. Auch Kyrian hatte es bemerkt, was der glühende Ausdruck seiner Augen deutlich verriet.
»Oh, das schmeckt wirklich ausgezeichnet«, sagte sie leise und trat zurück.
Wortlos stellte er Teller auf den Tisch. Eine Zeit lang schaute sie ihm zu, dann erinnerte sie sich plötzlich an die grauenhaften Ereignisse dieses Abends.
»O Gott, mein Haus ist abgebrannt...«
Als er ihren Kummer spürte, wandte er sich zu ihr und sah Tränen in ihren Augen.
»Warum hat Desiderius mein Haus angezündet?«, flüsterte sie. »Warum denn
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