Naechtliche Versuchung - Roman
Daimon.«
»Das weiß ich.«
»Verdammt, wo sind wir bloß rein geraten?«
»Wenn ich das nur wüsste. Bevor wir nicht mehr wissen, solltest du die Frau nicht aus den Augen lassen. Da sie ein so großes, unverbrauchtes Potenzial besitzt, wird Desiderius sein Bestes tun, um sie in seine Gewalt zu bringen. Ich glaube, inzwischen interessiert er sich nur noch für sie - nicht für ihre Schwester.«
In wachsender Angst beobachtete Kyrian, wie Amanda an seinem Tisch Platz nahm. Wenn ihr etwas zustößt - das wäre unerträglich … » Soll ich irgendwas für deinen Rücken tun?«
»Nein, er tut nur höllisch weh.«
Dieses Gefühl kannte Kyrian. In seiner Schulter brannte immer noch die Wunde, die Aphrodite ihm zugefügt hatte. »Allmählich wird mir klar, wie Desiderius die letzten acht dunklen Jäger getötet hat, die hinter ihm her waren.«
»Ja, mir auch«, seufzte Talon. »Und wir wollen nicht Nummer neun und zehn werden.«
»Natürlich nicht. Okay, ich behalte Amanda bei mir. Aber wir müssen auch ihre Schwester schützen.«
»Ich werde Eric beauftragen, Tabitha im Zaum zu halten. Und Amanda soll mit ihr in Verbindung bleiben. Sonst wird uns das Mädchen das Leben noch schwerer machen.«
»Einverstanden.« Kyrian drückte auf die Aus-Taste und warf sein Handy auf den Tisch.
»Stimmt was nicht?«, fragte Amanda.
Unwillkürlich lachte er. »Frag lieber, ob irgendwas stimmt.«
»Was heißt das?«
»Dass dein langweiliges Leben soeben beendet wurde. In den nächsten Tagen wirst du merken, wie gefährlich meines ist.«
7
»O NEIN!« ERSCHROCKEN sprang sie auf, und ihr eindringlicher Blick forderte, Kyrian sollte sich eines Besseren besinnen. »Ich will mein Leben zurückhaben. Hörst du? Ein ereignisloses Leben, das möglichst lange dauert!«
Wie energisch sie das vorletzte Wort betonte … Das amüsierte ihn ebenso wie ihr Temperament. Und er wünschte, die Röte in ihren Wangen und das Feuer in den schönen blauen Augen würden in dieser Nacht nicht mehr erlöschen.
Heftige Atemzüge, von wachsender Erregung beschleunigt, hoben und senkten ihre Brüste. Als er das sah, malte er sich aus, die Luft würde ihr aus anderen Gründen wegbleiben. Könnte er doch die ganze Leidenschaft entfesseln, die in ihr schlummerte. Seine Lippen sehnten sich nach ihren, seine Hände nach ihrem Körper, den er liebkosen wollte, bis sie vor heißer Lust schrie.
Bei allen olympischen Göttern, diese Frau reizte ihn maßlos. Früher hatte er solche Versuchungen geliebt, die sich rationalen Erklärungen entzogen. Im Lauf der Jahrhunderte hatte er diesen kleinen persönlichen Makel vergessen. Aber seit er an Amandas Seite erwacht war, mit Handschellen an sie gekettet, dachte er immer wieder voller Wehmut an seine Vergangenheit. An den Mann, der er einmal gewesen war …
Er spürte, wie sie ganz langsam, Stück für Stück, die Barriere vernichtete, die sein Innenleben umschloss, dieses emotionslose
Vakuum. Obwohl er in den zwei Jahrtausenden einigen Sterblichen begegnet war, die er gemocht hatte, erinnerte er sich an keinen einzigen Menschen, der so intensive Gefühle geweckt hätte wie Amanda.
Seltsam …
Warum gerade sie? Warum in diesen Tagen, wo er seinen klaren Verstand brauchte, um Desiderius zu besiegen?
Wieder einmal spielten die Schicksalsgöttinnen mit ihm, und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Während er Amandas feuchte, sinnliche Lippen betrachtete, pulsierte das Blut schneller durch seine Adern. Schon jetzt schmeckte er ihren Mund, fühlte ihre seidige Haut. Nur sie entfachte diesen wilden Hunger in ihm, den Drang, ihren Körper in vollen Zügen die ganze Nacht zu genießen.
Aber sie war ein Mensch. Und er konnte ihr nichts bieten. Denn seine Seele gehörte Artemis, der er unwandelbare Treue geschworen hatte.
Außerdem durfte er Amandas Recht auf ihren Traum von einem normalen Leben nicht bestreiten - ihren Traum von einem durchschnittlichen Mann, einer Familie, einem idyllischen Heim.
Nach der grausamen Zerstörung seiner eigenen Träume würde er ihre nicht gefährden. Sie verdiente das lange, langweilige Leben, das sie anstrebte. So wie jeder Mensch die Chance verdiente, seinen Herzenswunsch erfüllt zu sehen.
Kyrians Kehle verengte sich, und er wusste, er musste Amanda aus seinen sehnsuchtsvollen Gedanken verbannen. Niemals würde sie ihm gehören. Es war ihr Schicksal, eine Familie zu gründen, die ihr innige Liebe schenken würde, mit einem Mann, der …
Hastig verscheuchte er diese Vision,
Weitere Kostenlose Bücher