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Naechtliche Versuchung - Roman

Titel: Naechtliche Versuchung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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mir.«
    Seltsam, dachte Amanda, ausgerechnet die Schwester, mit der er sich am schlechtesten verstand … Und dann erinnerte sie sich, was er über seinen Tod erzählt hatte - an die kahl geschorenen Köpfe der Mädchen. Offensichtlich hatten sie ihn genauso geliebt wie er sie. »Was hielten sie von deiner Verwandlung in einen dunklen Jäger?«
    »Davon erfuhren sie nichts.« Kyrian räusperte sich. »Für sie war ich tot.«
    »Wieso weißt du dann so viel über sie?«
    »Während ihres ganzen Lebens las ich ihre Gedanken und spürte ihre Gefühle, so wie du Tabitha dein Herz öffnest und ihre Sorgen empfindest.«
    Bestürzt zuckte sie zusammen. »Wie hast du denn das herausgefunden?«
    »Weil ich deine Macht spüre.«
    Schaudernd fragte sie sich, ob sie denn gar nichts vor ihm verbergen konnte. »Was für ein unheimlicher Mann du bist!«
    »Nein, ich bin kein Mann.« Ein sonderbarer Schatten
trübte seine Augen. »Als mein anderes Leben begann, gab ich meine Menschlichkeit auf.«
    Doch sie wusste es besser. Mochte er auch keine Seele besitzen, er hatte ein gutes Herz und war zweifellos menschlich. »Warum wolltest du ein dunkler Jäger werden, obwohl du dich niemals an Theone gerächt hast?«
    »Damals hielt ich das für eine gute Idee.«
    In diesem Moment gewann sie eine Erkenntnis, die ihr Leben veränderte. Vielleicht war es die Einsamkeit, die in seiner Stimme mitschwang, oder die Resignation, mit der er sich in sein Schicksal fügte. Woran es lag, wusste sie nicht genau. Nur eins stand fest, sie konnte unmöglich in ihr altes Leben zurückkehren und diesen Mann vergessen.
    Zu viel hatte sie von seiner Güte gesehen, zu viel von seinem Schmerz. Und mochte ihr der Himmel helfen, je mehr sie über ihn erfuhr, desto heißer sehnte sie sich nach ihm.
    Dafür fand sie keine Erklärung. Obwohl sie ihm erst vor so kurzer Zeit begegnet war, fühlte sie sich eng mit ihm verbunden.
    Nachdenklich schaute sie in seine schwarzen, von düsteren Qualen erfüllten Augen. Kyrian personifizierte, was ihre Mutter die »zweite Hälfte« nannte. So sprach sie vom Vater ihrer Töchter. Und Selena von Bill, ihrem Ehemann.
    Erst jetzt verstand Amanda, was damit gemeint war. Nachdem sie in Kyrian ihre zweite Hälfte entdeckt hatte, würde sie sich nie mehr von ihm trennen.
    Zumindest nicht kampflos.
    Ohne ihre Gedanken zu ahnen, führte er sie durch das Erdgeschoss in ein Schlafzimmer. »Hier wirst du übernachten. Ich bringe dir etwas Bequemeres zum Anziehen.«

    Bewundernd wanderte sie in dem luxuriös ausgestatteten Raum umher. Das Kingsize-Bett schien aus einem alten Film zu stammen. In einem kleineren Zimmer würden die dunkelgrünen Wände erdrückend wirken. Aber hier erzeugten sie eine gemütliche Atmosphäre.
    Ein paar Minuten später kam Kyrian mit einem schwarzen T-Shirt und einer Jogginghose zurück, in der sie gleichsam verschwinden würde. »Danke«, sagte sie und nahm die Sachen entgegen.
    Zärtlich strich er mit einem Finger über ihr Kinn. Sie wusste, er wollte sie küssen. Inbrünstig hoffte sie, er würde es tun.
    Stattdessen starrte er sie nur mit seinen dunklen, hungrigen Augen an. Dann zeichnete er mit seinem Daumen die Konturen ihrer Lippen nach, und sie unterdrückte ein Stöhnen. Wie verlockend er roch. Zwischen ihnen schien die Luft zu knistern. Von wachsendem Verlangen erfüllt, konnte sie kaum atmen, die Intensität ihrer Emotionen stärkte und schwächte sie zugleich.
    Als sie nicht mehr bezweifelte, dass er sie küssen würde, trat er zurück. »Gute Nacht, Amanda.«
    Mit heftig klopfendem Herzen sah sie ihn davongehen.

    Bei jedem Schritt, der zu seinem Büro führte, verfluchte er sein Zögern. Hätte er sie doch nur geküsst …
    Nein, er hatte richtig gehandelt. Niemals würden sie zueinander gehören. Dunkle Jäger durften sich ein paar Nächte lang mit Frauen amüsieren, aber keine engere Beziehung eingehen, weil die Gefahr zu groß war.

    Wenn tiefere Gefühle entstanden, würden sie den dunklen Jägern die Kraft rauben, und die betroffenen Frauen wären eine leichte Beute für die Daimons. Von der Sorge um seine Geliebte beherrscht, würde ein dunkler Jäger vorsichtiger zu Werke gehen, und die Vorsicht, die seinen Kampfgeist verdrängte, würde ihn töten.
    Nie zuvor war Kyrian mit diesem Problem konfrontiert worden. Doch in dieser Nacht drohte ihn der Schmerz zu überwältigen.
    Solche Gefühle hasste er. Ebenso hasste er sein Verlangen nach Amanda.
    Schon vor langer Zeit hatte er alle seine

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