Naechtliche Versuchung - Roman
Weinkelch und prostete den Männern zu. »Diesen Sieg widme ich Julian von Mazedonien. Wo immer er auch sein mag - ich weiß, er lacht über Scipios Niederlage.«
Ohrenbetäubender Jubel erfüllte das Zelt.
Nachdem Kyrian einen Schluck Wein genommen hatte, wandte er sich zu dem älteren Mann an seiner Seite. »Ich bedauere nur, dass Valerius nicht gemeinsam mit Scipio an der Schlacht teilnahm. Wie gern wäre ich auch ihm gegenübergetreten. Doch das spielt keine Rolle.« Nun hob er seine Stimme, damit alle Anwesenden seine Worte hörten. »Morgen marschieren wir nach Rom und zwingen den elenden Feind in die Knie!«
Enthusiastisch bezeugten die Männer ihr Einverständnis.
»Nimm ein Schwert in die Hand, und du bist auf jedem
Schlachtfeld unbesiegbar«, erklärte Dimitri ehrfürchtig. »Morgen um diese Zeit wirst du die gesamte bekannte Welt beherrschen.«
Aber Kyrian schüttelte den Kopf. »Keineswegs, morgen wird Andriscus in Rom regieren.«
Entsetzt starrte der alte Mann ihn an. Dann neigte er sich zu Kyrian und flüsterte: »Es gibt viele, die ihn für einen Schwächling halten - die dich unterstützen würden, wenn du beschließt …«
»Nein, Dimitri.« Kyrian unterbrach ihn in sanftem Ton. »Wenn ich deine Meinung auch zu schätzen weiß - ich habe geschworen, dieses Heer zu befehligen, um Andriscus zu dienen. Und das will ich bis zur Stunde meines Todes tun. Niemals werde ich ihn verraten.«
Verwirrt runzelte Dimitri die Stirn - nicht sicher, ob er die Loyalität seines Kommandanten loben oder verfluchen sollte. »Niemand außer dir würde die Gelegenheit versäumen, die Welt zu beherrschen.«
»Glaub mir, Königreiche können einen Mann nicht glücklich machen.« Kyrian lachte leise. »Nur die Liebe einer Frau und Kinder.«
»Und Eroberungen«, ergänzte Dimitri.
»Wenigstens heute Abend scheint das zu stimmen.«
»General?«
Hinter Kyrian erklang ein lauter Ruf, und er spähte über seine Schulter. Durch das Gedränge im Zelt bahnte sich einer der Soldaten einen Weg und reichte ihm einen versiegelten Brief.
»Das hat ein Kurier soeben abgegeben. Vor ein paar Stunden wurde es bei einem römischen Boten gefunden.«
Kyrian erkannte das Siegel Valerius’ des Jüngeren. Neugierig riss er das Pergament auf und las die Nachricht. Mit jedem Wort wuchs seine Angst. Wie rasend schlug sein Herz gegen die Rippen. »Mein Pferd!«, schrie er und stürmte aus dem überfüllten Zelt. »Sattelt mein Pferd!«
»Mein Herr?«
Ungeduldig wandte er sich zu seinem Stellvertreter, der ihm ins Freie gefolgt war, die müde alte Stirn sorgenvoll gefurcht. »Bis zu meiner Rückkehr übernimmst du das Kommando, Dimitri. Zieh dich mit dem Heer in die Berge zurück. Bis du von mir hörst, musst du dich von den Römern fern halten. Wenn ich in einer Woche nicht zurückgekehrt bin, bring die Männer nach Punjara und vereine die Streitkräfte mit Jason.«
»Bist du sicher?«
»Ja.« Ein Junge führte den schwarzen Rappen des Kommandanten heran, und Kyrian schwang sich in den Sattel.
»Wohin reitest du?«, fragte Dimitri.
»Valerius will mein Dorf überfallen, ich muss ihm zuvorkommen.«
Entsetzt ergriff Dimitri das Zaumzeug des Hengstes. »Allein darfst du nicht gegen ihn kämpfen.«
»Mir fehlt die Zeit, um auf euch zu warten. Meine Frau schwebt in großer Gefahr. Deshalb kann ich nicht zögern.« Kyrian schwenkte das Pferd herum und galoppierte aus dem Lager.
Rastlos warf sich Amanda im Bett umher, als sie Kyrians Panik spürte. Er musste seine Frau schützen. Um jeden Preis.
Während er so schnell wie nur möglich dahinritt, reihte sich ein Tag an den anderen. In jedem Dorf wechselte er das Pferd. Kein einziges Mal hielt er an, um zu essen. Wie ein Besessener kannte er nur einen einzigen Gedanken - Theone, Theone, Theone.
Mitten in der Nacht erreichte er sein Heim. Erschöpft und voller Angst sprang er aus dem Sattel und hämmerte gegen die Tür, die von einem alten Mann geöffnet wurde.
»Hoheit?« Ungläubig starrte der Diener ihn an.
Kyrian schob sich an ihm vorbei, und sein Blick suchte die Halle nach Spuren ab, die auf die Anwesenheit von Feinden hinweisen könnten. Anscheinend war alles in Ordnung. Aber er beruhigte sich trotzdem nicht. Noch nicht. Erst wenn er Theone mit eigenen Augen sah, würde er inneren Frieden finden. »Wo ist meine Frau?«
Die Frage schien den alten Mann zu verwirren. Wie ein Fisch öffnete und schloss er den Mund. Schließlich erklärte er: »Im Bett, Hoheit.«
Halb
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