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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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miesen kleinen Bude aufgetrieben, wo er die Tapete von der Wand gekratzt und nach Jesus gebrüllt hat. Siehst du, da steht mein Name. Detective Michael Kettlerung. Ja, ich weiß, ich weiß, aber ich bin wirklich gemeint. Wenn du dich schon nicht für die aktuellen Ereignisse interessierst, dann mach dich wenigstens nützlich und hol mir meine Zigaretten. Na los!«
    Stöhnend setzte sich Conroy, efn Hinken vortäuschend, in Bewegung, doch Michael hatte sich wieder in die Zeitung vertieft und schenkte ihm keinerlei Beachtung. Er kam zum Kulturteil.
    Seine Finger verkrampften sich, als er auf das Bild starrte.
    Emma! Sie sah hinreißend aus. Dieses scheue Lächeln, diese riesigen, sanften Augen. Sie trug ein knappes, trägerloses Kleid, und ihr Haar floß in dicken, weichen Wellen über ihre Schultern.
    Doch um ihre Schultern lag außerdem ein Arm, und dieser Arm gehörte unzweifelhaft einem Mann. Michael betrachtete ihn stirnrunzelnd.
    Drew Latimer. Name und Gesicht waren ihm bekannt. Für Michaels Geschmack lächelte der Typ allzu siegesgewiß. Doch dann befaßte er sich wieder mit Emma, sog jeden Zentimeter ihres Gesichts in sich auf. Conroy kam zu ihm getappt und ließ eine vollgesabberte Schachtel Winston in seinen Schoß fallen. Sein Herrchen reagierte nicht.
    Sehr langsam, als wäre sie in einer Fremdsprache verfaßt, las er die Schlagzeile.
    ROCKPRINZESSIN EMMA MCAVOY HEIRATET IHREN TRAUMPRINZEN
    Emma McAvoy, Tochter des Sängers Brian McAvoy (Devastation) und der Schriftstellerin Jane Palmer, wurde gestern in aller Stille mit Drew Latimer (26), dem Leadsänger der Gruppe Birdcage Walk, getraut. Das junge Paar lernte sich während der letzten Europatournee von Devastation kennen.
    Michael konnte nicht weiterlesen. »Um Himmels willen, Emma!« Er schloss die Augen und ließ die Zeitung auf den Tisch fallen. »O Gott.«
    Emma war von New York wie elektrisiert. Sie konnte es kaum erwarten, Drew die Stadt zu zeigen und ihr erstes Weihnachtsfest mit ihm zusammen in ihrer Wohnung zu verleben.
    Die verspätete Ankunft der Maschine störte sie genauso wenig wie der nasskalte Graupelschauer. Vierwöchige Flitterwochen, die wegen der Fertigstellung von Drews Album verschoben werden mussten, warteten auf sie. Sie wollte diese Zeit in New York, in ihrer Wohnung verbringen. Die Braut würde sich in eine Ehefrau verwandeln.
    Erfreulich war auch das Bewusstsein, das Haus für sich allein zu haben. Kein Sweeney mehr in der Wohnung unter ihnen.
    »Es kommt mir vor, als wären Jahre vergangen, seit ich das letztemal hier war.« Zwar hatte Mariannes Vater sich bitterlich über ihre Weigerung beklagt, einen Untermieter zu nehmen, aber Emma war heilfroh, dass die Wohnung während ihrer Abwesenheit nicht von Fremden bewohnt worden war.
    »Nun?« Sie kämmte ihr feuchtes Haar mit den Fingern durch. »Was sagst du dazu?«
    »Viel Platz hier.« Drews Blick schweifte über die rohen Mauern, den nackten Boden, die kitschige chinesische Vase, die Emma in irgendeinem obskuren Laden aufgetrieben hatte. »Ein bisschen... spartanisch.«
    »Warte, bis ich die Weihnachtsdekoration fertig habe. Marianne und ich besitzen eine ganze Sammlung Weihnachtsschmuck.« Emma suchte in ihrer Tasche nach einem Trinkgeld für den Fahrer, der, diskret hüstelnd, die Koffer neben ihr abstellte. »Danke.«
    Der Mann strich den Zwanziger ein. »Danke, Ma'am. Frohe Weihnachten.«
    »Frohe Weihnachten.« Emma warf ihren Mantel in die Ecke und rannte zum Fenster. »Drew, komm her und schau dir die Aussicht an. Von Mariannes Studio aus ist der Blick noch besser, aber mir wird jedesmal ganz schwindelig.«
    »Sehr hübsch.« Er sah eine dreckige Straße und ein entsetzliches Verkehrsgewühl. »Emma, ich frage mich bloß, warum du nicht in eine bessere Gegend gezogen bist.«
    »Weil ich nicht wollte.«
    »Weißt du, es ist ja sehr nett hier und für zwei Studentinnen sicher genau richtig, aber jetzt müssen wir umdenken.« Als sie sich abwandte, strich er ihr über das Haar. »Und außerdem wollen wir ja nicht dauernd mit Marianne zusammenkleben, so reizend sie auch ist.«
    »Daran hatte ich gar nicht gedacht... sie kommt erst in ein paar Monaten zurück.«
    »Vielleicht solltest du mal mit dem Denken anfangen?« Drew nahm seinen Worten etwas von ihrer Schärfe, indem er Emma leicht auf die Augenbraue küsste. Hübsches Gesicht und wenig Hirn, meinte er bei sich und tätschelte ihre Wange. »Ich habe mir sagen lassen, dass es ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt, in New

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