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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte.
    Drew ging zur Stereoanlage und durchstöberte den Plattenstapel, bis er eine Scheibe fand, die ihm zusagte. Complete Devastation. Es war nur angemessen, dachte er belustigt, dem alten Herrn die gebührende Ehre zu erweisen. Ohne ihn, ohne die Tournee wäre er niemals imstande gewesen, sich an Emma heranzumachen. Man stelle sich vor, sie war tatsächlich dämlich genug zu glauben, er habe nicht gewusst, wer sie war und was sie für ihn tun konnte!
    Kopfschüttelnd legte er die Platte auf. Musik erfüllte den Raum.
    Nein, es würde ihm nicht allzu schwerfallen, Emma zu ertragen. Obwohl sie im Bett eine Niete war - eine echte Enttäuschung, gab sie sich die größte Mühe, ihm zu gefallen. Von dem Moment an, wo er sie zum erstenmal gesehen hatte, hatte er auf ihr gespielt wie auf seiner Gitarre. Und sein Erfindungsreichtum würde sich auszahlen. In barer Münze.
    Sie würde sich mit ihrem Vater schon wieder versöhnen. Der alte Herr hatte die Heirat ganz gut aufgenommen, und sein Hochzeitsgeschenk - fünfzigtausend Pfund, auf Emmas Namen zwar, aber bereits auf das gemeinsame Konto eingezahlt - war mehr als großzügig gewesen.
    Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter war noch immer gespannt, doch das würde sich schon noch legen, dessen war Drew sicher. Sein Status als Brian McAvoys Schwiegersohn würde sich rentieren. Und in der Zwischenzeit hatte er eine sehr, sehr reiche Frau. Eine sehr naive reiche Frau.
    Lachend wandte sich Drew zum Fenster. Gab es eine idealere Gefährtin für einen ehrgeizigen Mann? Er musste nur sein Temperament etwas zügeln und dafür sorgen, dass Emma glücklich war, dann würde ihm alles, was er sich erträumte, in den Schoß fallen.

25
    Sie zogen schließlich in ein elegantes zweigeschossiges Apartment an der Upper West Side. Da der Umzug Drew so viel zu bedeuten schien, bemühte Emma sich, über die Tatsache hinwegzusehen, dass sie nun im elften Stock wohnten. Wenn sie dort am Fenster stand und hinunterschaute, wurde ihr unweigerlich schwindelig. Die Höhenangst war ein ständiger Quell des Ärgernisses. Auf dem Dach des Empire State Buildings zu stehen, das hatte ihr nichts ausgemacht, aber kaum schaute sie im vierten Stock aus dem Fenster, drehte sich alles um sie, und ihr Magen spielte verrückt.
    Drew hatte ganz recht, dachte sie, wenn er sie ermahnte, sie müsse lernen, das zu überwinden.
    Die neue Wohnung bot auch Vorteile. Emma mochte die hohe, getäfelte Decke im großen Schlafzimmer, das aufwendig geschnitzte Treppengeländer, die gemütlichen, in die Wand eingelassenen Sitznischen und das im Schachbrettmuster geflieste Foyer.
    In der Hoffnung, dass die Gesellschaft ihrer Stiefmutter ihr helfen würde, den Umzug zu verschmerzen, hatte Emma Bev gebeten, die Inneneinrichtung zu übernehmen. Zugegeben, mit seinem herrlichen Blick über den Central Park und der großzügigen, geschwungenen Treppe war das Apartment sehr hübsch. Zudem hatte Emma ihrer Vorliebe für Antiquitäten und Kuriositäten freien Lauf gelassen und es mit einem Stilgemisch von Queen Anne bis Popart möbliert.
    Weitere Pluspunkte bildeten in ihren Augen die hohen Fenster, der kleine, glasüberdachte Balkon, wo sie ihre Pflanzen ziehen konnte, und die geringe Entfernung zu Johnnos Wohnung.
    Sie sahen sich fast jeden Tag. Johnno begleitete sie auf ihren Streifzügen durch die Antiquitätengeschäfte, eine Beschäftigung, der Drew nichts abgewinnen konnte. Auch hatte er sich angewöhnt, ein-, zweimal die Woche zum Abendessen vorbeizukommen oder mit ihnen auszugehen. Wenn ihr Vater schon ihre Ehe nicht billigte, war es tröstlich, zumindest Johnnos Zustimmung zu haben, zuzuhören, wie er und Drew über Musik diskutierten. Emma war freudig überrascht, als Johnno und Drew begannen, gemeinsam Songs zu schreiben.
    Sie hingegen widmete sich ganz der Hausfrauentätigkeit, bemühte sich, für sich selbst, für Drew und für die Kinder, die sich noch nicht einstellen wollten, ein Heim zu schaffen.
    Dass Drew möglichst bald eine Familie gründen wollte, hatte sie zugleich überrascht und erfreut. Trotz aller Differenzen und aller Gegensätze, die sie hinsichtlich ihres Geschmacks und ihrer Ansichten festgestellt hatte, teilten sie diesen einen Traum.
    Wie es wohl sein mochte, ein Kind zu tragen, zu fühlen, dass Drews Kind in ihr wuchs? In ihren Tagträumen stellte sie sich oft vor, wie sie und Drew einen Kinderwagen durch den Park schieben würden. Ob auf ihren Gesichtern auch jenes stillvergnügte stolze

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