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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wand. »Da versuche ich, dir eine Freude nicht zu verderben, gute Miene zu bösem Spiel zu machen, und was tust du? Du meckerst nur!«
    »Ich hab's doch nicht so gemeint...«
    »Natürlich, du meinst es ja nie so. Vielleicht möchtest du lieber alleine hineingehen?«
    »Bestimmt nicht.« Nervosität und Frustration verstärkten das Hämmern hinter ihren Schläfen noch. Warum fand sie bloß nie die richtigen Worte? Gerade heute nacht wollte sie ihn keinesfalls verärgern. »Drew, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht anschnauzen. Ich bin nur furchtbar aufgeregt.«
    »Schon gut.« Gnädig akzeptierte er ihre Entschuldigung, tätschelte herablassend ihre Hand und führte sie in die Galerie.
    Auf Runyuns Rat hin waren sie spät gekommen. Er wollte, dass sein Star erst dann erschien, wenn die Galerie bereits voll und die Leute schon mit den Bildern vertraut waren. Mit Adleraugen beobachtete er die Tür und stürzte sich sofort auf Emma, als diese am Arm ihres Mannes den Raum betrat.
    Runyun war ein kleiner, untersetzter Mann, der stets einen schwarzen Rollkragenpullover zu schwarzen Jeans trug. Emma hatte ihn anfangs verdächtigt, ein betont künstlerisches Image zu pflegen, war aber bald dahintergekommen, dass der Mann sich aus purer Eitelkeit schwarz kleidete. Er hoffte, so schlanker zu wirken. Auf dem kurzen, stämmigen Hals saß ein riesiger Kahlkopf, und buschige, graugesprenkelte Brauen wölbten sich über auffallend hellgrünen Augen.
    Gegen seine mächtige Hakennase war er machtlos, doch die zu dünn geratenen Lippen versteckte er unter einem Schnurrbart ä la Clark Gable, was seine unansehnliche Erscheinung jedoch nur noch betonte. Und trotzdem hatten ihn seine drei Frauen nicht wegen seines abstoßenden Äußeren verlassen, sondern weil er ausschließlich mit seiner Kunst verheiratet war.
    Er begrüßte Emma mit finsterem Blick. »Du lieber Gott, du siehst ja aus wie ein Filmsternchen, das darauf aus ist, den Produzenten zu verführen. Na, mach dir nichts draus«, fügte er hinzu, ehe Emma reagieren konnte. »Misch dich ein bisschen unter die Leute.« Doch Emma starrte mit blankem Entsetzen in die Menge, auf schlichte Seide, edlen Schmuck und glänzendes Leder.
    »Du wirst mich jetzt nicht blamieren, indem du in Ohnmacht fällst«, befahl Runyun leise.
    »Nein.« Sie atmete tief durch. »Das werde ich nicht tun.«
    »Gut.« Die Höflichkeit gebot dem Fotografen, auch Drew zu begrüßen, den er auf den ersten Blick verabscheut hatte. »Die Presse ist schon zahlreich vertreten, und das Büffet ist bereits halb leergeräumt. Ich fürchte, dein Vater ist von irgend wem ziemlich in die Enge getrieben worden.«
    »Papa ist hier?«
    »Dort drüben.« Runyun deutete vage in den Raum. »Jetzt geh und setz ein selbstsicheres Gesicht auf.«
    »Ich habe nicht geglaubt, dass er kommen würde«, flüsterte Emma Drew zu.
    »Natürlich kommt er.« Drew hatte fest damit gerechnet. Er legte Emma mit gespielter Zärtlichkeit den Arm um die Schulter. »Um nichts in der Welt würde er dieses Ereignis versäumen. Komm, gehen wir zu ihm.«
    »Ich will nicht.«
    Die liebevolle Umarmung verwandelte sich in einen schmerzhaften Griff. »Emma, er ist dein Vater. Spiel mir jetzt nicht die beleidigte Leberwurst!«
    Mechanisch lächelnd drängte sich Emma an Drews Seite durch die Menge, wechselte hier und da ein paar Worte mit den Anwesenden. Als sie hörte, wie Drew mit ihr prahlte, fühlte sie sich besser. Seine Anerkennung, auf die sie so lange warten musste, erfüllte sie mit Stolz. Wie dumm sie doch gewesen war, dachte sie. Anzunehmen, er würde ihr ihre Arbeit verübeln. Innerlich schwor sie sich, von nun an mehr Zeit mit ihm zu verbringen, mehr auf seine Bedürfnisse einzugehen.
    Schon immer hatte sie sich gewünscht, gebraucht zu werden. Und nun, als sie Drew zulächelte, der begeistert mit anderen Gästen über ihre Aufnahmen diskutierte, war sie sicher, dass dies der Fall war.
    Er bestand darauf, dass sie ein Glas Champagner nahm, an dem sie jedoch kaum nippte.
    Brian stand inmitten einer Gruppe von Leuten vor einem Portrait, das ihn mit Johnno zeigte. Mit einem starren, aufgesetzten Lächeln ging sie zu ihm hinüber. »Papa.«
    »Emma.« Zögernd ergriff er ihre Hand. Sie sah so... so fremd aus.
    »Schön, dass du gekommen bist.«
    »Ich bin stolz auf dich.« Seine Finger schlössen sich so fest um ihre Hand, als wolle er eine unterbrochene Verbindung wiederherstellen. »Sehr, sehr stolz.«
    Ehe sie antworten konnte, fand sie sich

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