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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Eine Chanelwolke hüllte sie ein. »Nun hast du es geschafft. Ein langer Weg vom Saint Catherine's nach hier.«
    »O ja.« Emma kniff die Augen zusammen, wie um sich zu vergewissern, dass sich die Gegenwart nicht plötzlich in Rauch auflöste.
    »Sieh mal, wen ich entdeckt habe.«
    »Bev!« Emma löste sich aus Mariannes Armen und flog in Bevs. »Ich dachte nicht, dass du es schaffen würdest.«
    »Um nichts in der Welt hätte ich deine erste Ausstellung versäumt.«
    »Wir sind zusammen reingekommen, und ich hab' sie sofort erkannt«, erklärte Marianne und bediente sich an den Resten des Büffets. »Weißt du noch, wie du mal eine Aufnahme von mir gemacht hast, in einem alten Malerkittel und Rugbysocken? Ein absolut fantastischer Mann hat die gerade gekauft. Man sollte ihm eine Chance geben, das Original kennenzulernen.«
    »Jetzt wird mir klar, warum du sie so magst«, kommentierte Bev, während Marianne sich durch die Menge schlängelte. »Na, wie fühlst du dich so?«
    »Großartig. Aber es ist irgendwie... beängstigend.« Emma presste eine Hand auf ihren grummelnden Magen. »Am liebsten hätte ich mich für ein Stündchen auf die Toilette verzogen und geheult. Ich bin so froh, dass du gekommen bist.« Dann bemerkte sie, dass Brian nur ein paar Meter entfernt stand. »Papa ist auch hier. Willst du nicht mit ihm sprechen?«
    Bev brauchte den Kopf kaum zu drehen. Unruhig spielte sie mit ihrem Abendtäschchen. Nach all den Jahren waren die alten Gefühle immer noch da. Nichts hatte sich geändert.
    »Sicher«, meinte sie leichthin. Hier, inmitten der Menge, hatte sie nichts zu befürchten. Emmas Nacht. Sie sollten sich beide für sie freuen.
    Er kam auf sie zu. War es möglich, fragte sich Bev, dass ihm das Wiedersehen genauso zu schaffen machte wie ihr?
    Waren seine Handflächen feucht vor Nervosität? Schlug sein Herz schneller?
    Er wagte nicht, sie zu berühren, doch seine Bemühungen, sie mit gleichmütiger Stimme zu begrüßen, scheiterten kläglich. »Schön, dich zu sehen.«
    »Dich auch.« Bev klammerte sich an ihrer Tasche fest.
    »Du siehst...« Wunderschön! Hinreißend! ».. .gut aus.«
    »Danke. Mir geht es auch gut. Ich freue mich so für Emma.« Bev sah sich um, doch Emma hatte sich unauffällig entfernt. »Du musst sehr stolz auf sie sein.«
    »O ja.« Er nahm einen tiefen Schluck aus dem Whiskyglas in seiner Hand. »Darf ich dir etwas zu trinken besorgen?«
    Immer höflich, dachte Bev. Immer Kavalier. »Nein, danke. Ich will mich noch ein bisschen umsehen. Vielleicht kaufe ich ja ein Bild.« Aber zuerst würde auch sie die Toilette aufsuchen und einige Tränen vergießen. »War nett, dich wiederzusehen, Bri.«
    »Bev...« Wie konnte er sich nur einbilden, er würde ihr noch etwas bedeuten. »Auf Wiedersehen.«
    Emma behielt die beiden im Auge. Am liebsten hätte sie sie mit den Köpfen zusammengestoßen! Waren sie den blind? Es war weder Einbildung noch Wunschdenken, was sie da sah, dazu war sie eine viel zu geschulte Beobachterin. Die Augen, die Gesten, die Mimik, alles das verriet ihr, dass die zwei sich noch immer liebten. Und Angst vor den eigenen Gefühlen hatten. Sie holte tief Atem und steuerte in Richtung ihres Vaters. Vielleicht konnte sie ihm ein paar Takte sagen...
    »Emmaschatz.« Johnno packte sie um die Taille. »Ich mach' jetzt den Abflug.«
    »Du kannst noch nicht gehen. Bev ist hier.«
    »So? Na, dann werd' ich mal sehen, ob sie jetzt Lust hat, mit mir durchzubrennen. Übrigens hab' ich einen Schatten aus deiner Vergangenheit getroffen.«
    »Aus meiner Vergangenheit?« Sie lachte. »Ich habe keine.«
    »Doch, doch. Ein schwüler Sommertag am Strand. Ein hübscher junger Kerl in blauer Badehose.« Gleich einem Magier, der ein Kaninchen aus dem Hut zaubert, hob Johnno den Arm.
    »Michael?«
    Wie seltsam, ihn hier wiederzusehen, dachte Emma. In Anzug und Krawatte sah er blendend aus, schien sich aber unbehaglich zu fühlen. Das dichte, dunkle Haar war immer noch nicht ordentlich geschnitten. Sein Gesicht war schmaler, kantiger geworden, so dass die leicht gekrümmte Nase ihm einen ganz besonderen Reiz verlieh. Die Hände in den Hosentaschen stand er da und machte den Eindruck, als würde er am liebsten im Erdboden versinken.
    »Ich - äh - ich war in der Stadt, also...«
    Vor Freude lachend, umarmte sie ihn. Sein Herz setzte einen Moment aus. Langsam, vorsichtig befreite er seine Hände und legte sie auf ihren Rücken. Sie fühlte sich noch genauso an wie in seiner Erinnerung,

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