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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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in einem Blitzlichtgewitter wieder. War da nicht auch ein Blitz der Verärgerung über sein Gesicht gezuckt, oder hatte sie sich das nur eingebildet? Er lächelte schon wieder.
    »Na, Brian, wie kommt man sich so vor, wenn seine Tochter im Rampenlicht steht?«
    Brian ignorierte den Reporter und sah Emma unverwandt an. »Ich freue mich für dich.« Mit einiger Selbstüberwindung bot er Drew seine Hand. »Drew.«
    »Brian, ist sie nicht großartig?« Drew drückte einen Kuss auf Emmas Schläfe. »Ich weiß gar nicht, wer von uns beiden nervöser gewesen ist, Emma oder ich. Ich hoffe, du kannst ein paar Tage bleiben. Komm doch mal vorbei und sieh dir unsere Wohnung an. Zum Abendessen?«
    Es fuchste Brian, dass die Einladung von Drew und nicht von seiner Tochter kam. »Bedaure, ich fliege morgen früh nach L. A.«
    »Emma?«
    Sie drehte sich überrascht um. »Stevie!« Lachend schlang sie die Arme um seinen Hals. »Ich bin ja so froh, dich zu sehen!« Einen Schritt zurücktretend musterte sie ihn. »Du siehst gut aus.« Und das entsprach der Wahrheit. Er würde nie wieder dem strahlenden, gutaussehenden Stevie ihrer Kindertage gleichen, aber er hatte zugenommen, und die dunklen Schatten unter seinen Augen waren verschwunden. »Ich wusste nicht, dass du... keiner hat mir gesagt, dass...« Dass du aus der Klinik raus bist, dachte sie.
    Er grinste verständnisvoll. »Wegen guter Führung entlassen«, erklärte er ihr, dann drückte er sie an sich. »Ich habe sogar meine private Ärztin mitgebracht.« Er gab Emma frei, um eine Hand auf die Schulter der Frau an seiner Seite zu legen, die er als seine Psychotherapeutin vorstellte. »Darf ich dich mit Katherine Hayes bekanntmachen?«
    »Hallo.« Die brünette kleine Frau lächelte freundlich. »Und herzlichen Glückwunsch.«
    »Danke.«
    »Ich war Ihre erste Kundin«, fuhr Katherine fort. »Das Bild von Stevie und seiner Gitarre. Die totale Liebe. Ich konnte nicht widerstehen.«
    »Und dann hat sie stundenlang Analysen von sich gegeben.« Stevie witterte einen leichten Geruch nach Scotch und kämpfte gegen das alte Verlangen an. »P. M. ist auch da.« Er beugte sich zu ihr und dämpfte seine Stimme zu einem boshaften Flüstern. »Er hat Lady Annabelle mitgebracht.«
    »Nein, wirklich?«
    »Ich glaube, sie haben sich verlobt. Aber er hüllt sich da in vornehmes Schweigen.« Stevie zwinkerte ihr zu, nahm Katherines Arm und schlenderte weiter.
    Emma musste lächeln, als sie sich bei Drew einhakte. »Ich werde mal nach P. M. schauen.« Sie warf ihrem Vater einen fragenden Blick zu.
    Was sollte er dazu sagen? Sie hatte Stevie weit liebevoller begrüßt als ihren eigenen Vater. Aber es war weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, um reinen Tisch zu machen. »Geh ruhig. Ich seh' dich dann später.«
    »Ja, geh du nur, Emma.« Drew küsste sie flüchtig. »Ich leiste deinem Vater Gesellschaft, dann können wir beide gegenseitig mit dir angeben. Ist sie nicht unglaublich?« begann er, kaum dass Emma ihm den Rücken zukehrte.
    So fühlte sie sich auch. Unglaublich. Mit so vielen Menschen, so viel Interesse an ihrer Arbeit hatte sie nicht gerechnet. Doch immer noch fragte die böse kleine Stimme in ihrem Kopf, ob sie denn wirklich glaubte, die Leute seien wegen ihr und ihrer Arbeit hier. Wollten sie nicht vielmehr ihren Vater besichtigen? Emma bemühte sich nach Kräften, die Stimme zu ignorieren.
    Da war ja P.M. Er hatte es offenbar aufgegeben, Lady Annabelle entkommen zu wollen. Tatsächlich schien er sich bestens zu amüsieren. Seine Begleiterin trug ein smaragdgrünes Lederkleid zu zitronengelben Schlangenlederstiefeln, und das auffallende rote Haar stand ihr wild vom Kopf ab. Nach einer zehnminütigen Unterhaltung wurde Emma klar, dass die Frau bis über beide Ohren verliebt war.
    Gut so. P. M. verdiente diese Art von Anbetung, diese Art von, nun, Vergnügen.
    Leute kamen und gingen, die meisten jedoch blieben. Runyun hatte sich die Anwesenheit ihres Vaters geschickt zunutze gemacht und spielte fortwährend Musik von Devastation. Erstaunt stellte Emma fest, dass auf über einem Dutzend der Aufnahmen ein unauffälliger blauer Punkt klebte. Verkauft.
    Ein hochtrabender kleiner Mann drängte sie in eine Ecke und begann, auf sie einzureden. In dem Moment sah sie Marianne. »Entschuldigen Sie mich.« Ehe sie die Flucht ergreifen konnte, hatte sich die Freundin schon zu ihr durchgekämpft.
    »Da ist ja der Star des Abends.« Sie gab Emma einen schallenden Kuss und zog sie an sich.

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