Naechtliches Schweigen
ewig müde.«
Seine Finger gruben sich in ihr Gesäß, als sie sich losmachen wollte. Drei Nächte lang hatte sie ohne Unterbrechung in ihrer Dunkelkammer gearbeitet. Bis zur Ausstellung waren es nur noch sechs Wochen, und sie war nervös wie eine gereizte Katze. Und wütend, gab sie zu. Wütend, weil ihr Mann nicht das geringste Interesse an ihrer Arbeit zeigte. Wütend, weil er ihr erst vor zwei Stunden mitzuteilen geruht hatte, er habe ein paar Freunde eingeladen.
Ein paar Freunde! Hundertfünfzig Leute drängten sich in den Räumen. Die Musik dröhnte. In den letzten Monaten hatten sich diese Stegreifpartys gehäuft. Die Alkoholrechnung war auf fünfhundert Dollar pro Woche geklettert. Um das Geld tat es ihr nicht leid. Auch nicht um den Zeitaufwand, wenn es sich denn um Freunde handelte. Aber zu den Freunden hatten sich immer mehr Schnorrer und Schmarotzer gesellt. Letzte Woche hatten sie das Apartment in einem fürchterlichen Zustand hinterlassen. Das Sofa voller Flecken, Brandlöcher in ihrem orientalischen Teppich. Aber schlimmer als das, schlimmer auch als die zerbrochen Kristallvase oder die verschwundene Porzellanschüssel waren die Drogen.
Sie hatte eine Gruppe von Leuten, die sie nie zuvor gesehen hatte, in ihrem Gästezimmer, das eigentlich als Kinderzimmer gedacht war, vorgefunden, wo sie unbekümmert Kokain schnupften.
Drew versprach ihr hoch und heilig, der Vorfall würde sich nicht wiederholen.
»Du bist doch bloß sauer, weil Marianne nicht gekommen ist.«
Nicht eingeladen worden war, korrigierte Emma im stillen. »Das ist es nicht allein.«
»Seit sie wieder in der Stadt ist, hast du mehr Zeit mit ihr in eurer alten Wohnung verbracht als hier mit mir.«
»Drew, ich habe sie seit fast zwei Wochen nicht mehr gesehen. Zwischen meiner Arbeit und unserem gesellschaftlichen Leben bleibt mir ja keine Zeit.«
»Aber Zeit, um dich herumzutreiben, die hast du!«
Sie fuhr zurück und stieß seine Hand wutentbrannt beiseite. »Ich gehe ins Bett!«
Ohne auf die Rufe und das Gelächter zu achten, bahnte sie sich einen Weg durch die Menge. An der Treppe holte er sie ein. Sein brutaler Griff verriet ihr, dass er genauso zornig war wie sie.
»Laß mich los!« fauchte sie. »Du willst ja wohl keine handgreifliche Auseinandersetzung hier, vor deinen Freunden.«
»Das klären wir oben.« Er quetschte ihren Arm so hart, dass sie aufschrie, und schleifte sie dann hinter sich her.
Auf einen Streit war sie vorbereitet, sie freute sich beinah auf eine lautstarke Auseinandersetzung. Gewitter reinigten schließlich die Luft. Doch als sie die Schlafzimmertür öffnete, schnappte sie nach Luft.
Ihr antiker Spiegel diente als Unterlage für feine Kokainlinien. Vier Köpfe beugten sich kichernd über ihre Frisierkommode und schnüffelten das weiße Pulver ein. Ihre Sammlung alter Parfümflaschen war achtlos beiseite geschoben worden. Eine lag zerbrochen am Boden.
»Raus hier!«
Vier Köpfe ruckten hoch, und vier verquollene Augenpaare beäugten sie ungläubig.
»Raus, hab' ich gesagt. Verschwindet aus meinem Zimmer, und verschwindet aus meinem Haus!«
Ehe Drew sie zurückhalten konnte, packte sie den nächstbesten, einen Mann, der doppelt so schwer war wie sie, am Kragen und zerrte ihn hoch.
»Hey, ist ja gut, wir teilen.«
»Raus!« wiederholte sie und stieß ihn zur Tür.
Danach kam Bewegung in die Gesellschaft. Eine Frau blieb lange genug stehen, um Drew mitfühlend die Wange zu streicheln. Emma knallte die Tür hinter ihnen zu, dann fuhr sie auf ihren Mann los.
»Jetzt reicht es mir aber! Ich mache das nicht länger mit, Drew. Diese Leute verschwinden jetzt, und ich will sie hier nie wieder sehen.«
»So, willst du das nicht?« erwiderte er unnatürlich ruhig.
»Ist dir denn schon alles egal? Das ist unser Schlafzimmer. Drew, sieh dir an, was sie mit meinen Sachen gemacht haben. Sie waren an meinem Schrank.« Aufgebracht wies sie auf einen Haufen Kleidungsstücke am Boden. »Der Himmel weiß, was sie diesmal zerbrochen oder gestohlen haben, aber das ist nicht mal das Schlimmste. Ich kenne diese Leute noch nicht einmal, und sie benutzen mein Schlafzimmer als Dro- genumschlagplatz. Ich dulde keine Drogen in meinem Haus!«
Er holte aus, ohne dass sie die Bewegung richtig wahrnahm. Mit dem Handrücken schlug er ihr so hart ins Gesicht, dass sie der Länge nach zu Boden fiel. Sie schmeckte Blut, hob benommen eine Hand und betastete ihre aufgeplatzte Lippe.
»Dein Haus?« Unsanft zog er sie auf die
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