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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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erträumt hatte, und eine endlose Abfolge von Frauen, die ihm nichts bedeuteten.
    Und nun war Jane tot.
    Er wünschte, er könnte um das Mädchen trauern, das er einst gekannt hatte, um das lebenshungrige, eifrige Mädchen, das behauptet hatte, ihn über alles zu lieben. Aber dieses Mädchen sowie der Junge, der er einmal gewesen war, waren schon vor langer Zeit gestorben.
    Er würde Emma anrufen. Sie sollte es erfahren, obwohl er gewisse Zweifel hegte, dass ihr diese Nachricht großen Kummer bereiten würde. Sobald er sich vergewissert hatte, dass sie ihn nicht brauchte, würde er nach Irland fahren, zu Darren. Und dort einige stille Tage verleben.

29
    »Bist du sicher, dass du klarkommst?«
    »Ja.« Emma drückte Mariannes Hand, während sie in Richtung Abflughalle gingen. »Mir geht es gut. Ich werde noch ein paar Tage bleiben, um, nun, um zur Ruhe zu kommen.«
    »Du weißt, dass ich hierbleiben würde.«
    »Ich weiß.« Ein Händedruck reichte nicht mehr aus, also drehte Emma sich um und umarmte die Freundin. »Alleine hätte ich das alles nicht durchgestanden.«
    »Doch, das hättest du. Du hast viel mehr Kraft, als du glaubst. Hast du nicht die Kreditkarten gesperrt, die Konten aufgelöst und den Vermögensverwalter angewiesen, ein geheimes Konto einzurichten?«
    »Das waren deine Ideen.«
    »Weil du nicht praktisch genug denkst. Ich wollte verhindern, dass dieser Bastard sich auch nur einen Penny unter den Nagel reißt. Außerdem finde ich immer noch, du solltest ihn anzeigen.«
    Emma schüttelte wortlos den Kopf. Gerade begann sie, ihren Stolz wiederzugewinnen. Wenn sie jetzt zur Polizei ging, würde die Presse, die Öffentlichkeit von ihren Problemen erfahren, und das bedeutete eine neuerliche Demütigung.
    »Gut, warten wir noch damit.« Marianne war nicht gewillt, Drew ungeschoren davonkommen zu lassen. »Bist du sicher, dass dein Bankmensch den Mund hält und keinem verrät, wo du bist?«
    »Ja. Schließlich ist er mein Vermögensverwalter. Als ich ihn über meine bevorstehende Scheidung informiert habe, da ist er in die Gänge gekommen. Wahrscheinlich ödet ihn die jahrelange Beschäftigung mit dem Geld anderer Leute so an, dass ihm eine dicke fette Scheidung gerade recht kommt.«
    Scheidung, dachte sie. So ein großes Wort. Ein endgültiges Wort.
    Marianne ging eine Weile still weiter. Dann meinte sie: »Früher oder später findet er heraus, wo du dich aufhältst.«
    »Das ist mir klar.« Sofort wich das Bedauern der Nervosität. »Ich möchte nur genügend Abstand gewinnen, dass nichts, was er sagt oder tut, mich dazu bringt, zu ihm zurückzugehen.«
    »Geh zum Anwalt«, drängte Marianne. »Kurbel die Dinge endlich an!«
    »Sobald dein Flugzeug gestartet ist.«
    Marianne scharrte unruhig mit den Füßen, dann steckte sie sich einen Kaugummi in den Mund. Dass man aber auch in dem ganzen Flughafengebäude nicht rauchen durfte! »Hör zu, Emma, es ist jetzt erst ein paar Wochen her, dass wir - dass wir hierhergekommen sind. Ist es dir auch bestimmt nicht lieber, wenn ich noch ein paar Tage bleibe?«
    »Ich will dich nicht länger von deiner Malerei abhalten. Das ist mein Ernst«, fügte sie hinzu, ehe die Freundin Einspruch erheben konnte. »Wenn ein Kennedy dir einen Auftrag erteilt, dann ist dein Ruf gesichert. Mach das Bild fertig, ehe Caroline ihre Meinung ändert.«
    »Ruf mich an.« Mariannes Flug wurde aufgerufen. »Jeden Tag!«
    »Mach ich.« Eine Minute noch. »Wenn das alles hinter mir liegt, will ich meine Wohnungshälfte zurückhaben.«
    »Sie gehört dir. Es sei denn, ich heirate diesen Zahnarzt und ziehe nach Long Island.«
    »Welchen Zahnarzt?«
    »Den, der mir unbedingt eine Wurzelbehandlung aufschwatzen will.«
    Emmas Lippen verzogen sich leicht. Das Lächeln fiel ihr inzwischen nicht mehr so schwer. »Das ist ja mal eine Neuigkeit. Ausgerechnet ein Zahnarzt. Igitt!«
    Es tat gut, Emma einmal von Herzen lächeln zu sehen. »Mag sein, aber er hat wunderschöne braune Augen. Bloß die Hände sind so behaart. Ich weiß nicht, ob ich mich in behaarte Hände verlieben kann.«
    »Besonders wenn die dauernd in deinem Mund herumfummeln. Das ist dein letzter Aufruf.«
    »Du rufst mich an?«
    »Ganz bestimmt.« Sie würde nicht weinen, schwor Emma sich, jetzt nicht. Marianne umarmte sie ein letztesmal und rannte los.
    Emma blieb am Fenster stehen und wartete, bis das Flugzeug sich in Bewegung setzte. Nun war sie allein. Auf sich gestellt. Nun musste sie ihre Entscheidungen wieder selbst treffen,

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