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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hörte, sprang lauthals bellend auf.
    »Er fährt gerne Auto«, erklärte Michael. »Aus, Conroy!«
    Der Hund, der genau wusste, wo er seine Verbündeten zu suchen hatte, schlich mit gesenktem Kopf zu Emma. »Nimm ihn doch mit«, bat sie, als Conroy sich an ihre Beine lehnte.
    »Ich hab' nur einen MG.«
    »Es stört mich nicht, wenn's eng wird.«
    »Du bist hinterher voller Haare.«
    »Und wenn schon.«
    Conroy verfolgte die Unterhaltung mit gespitzten Ohren. Michael hätte schwören können, dass der Hund in sich hineinkicherte. »Also gut, Conroy, du hast gewonnen.« Michael wies auf die Autotür. Siegesgewiss sprang Conroy auf und fegte mit seinem aufgeregt wedelndem Schwanz Emmas Täschchen vom Tisch.
    Als Michael sich danach bückte, sprang der Verschluss auf, und der Inhalt ergoss sich über den Boden. Noch ehe er eine Entschuldigung stammeln konnte, fiel sein Blick auf die Achtunddreißiger Smith and Wesson. Emma sah schweigend zu, wie er die Waffe aufhob und nachdenklich in der Hand wog. Es handelte sich um die beste Automatik dieses Kalibers, die Smith and Wesson zu bieten hatte, und sie war offensichtlich für den Gebrauch bestimmt. Michael untersuchte die Waffe, stellte fest, dass sie geladen war, und legte sie dann zurück.
    »Wozu brauchst du sie?«
    »Ich habe einen Waffenschein.«
    »Das habe ich nicht gefragt.«
    Emma kniete nieder, um ihre Brieftasche, die Puderdose und den Kamm einzusammeln. »Ich lebe in New York, wie du wohl weißt«, erklärte sie gelassen, obwohl sich ihr Magen zusammenzog, wie immer, wenn sie log. »In Manhattan besitzen viele Frauen eine Waffe. Als Schutz.«
    Er blickte auf ihren Scheitel hinab. »Du hast sie also schon länger.«
    »Jahre.«
    »Das ist ja interessant. Dieses Modell ist nämlich erst vor sechs Monaten herausgekommen, und so, wie diese Waffe aussieht, hast du sie sicher erst seit ein paar Tagen in der Tasche.«
    Als sie aufstand, zitterten ihr die Knie. »Ist das ein Verhör? Solltest du mir dann nicht erst meine Rechte vorlesen?«
    Emma bebte vor unterdrückter Panik, ihre Kehle war staubtrocken, ihr Magen verkrampft. Er war ernsthaft wütend, das konnte sie der Art entnehmen, wie sich seine Augen verdunkelten und wie er sich bewegte, als er bedrohlich auf sie zukam. »Das ist meine Sache. Bring mich ins Hotel, und dann...«
    »Erst will ich wissen, warum du dieses Ding mit dir herumschleppst, warum du mich anlügst und warum du heute nachmittag am Flughafen so verdammt verängstigt ausgesehen hast!«
    Sie gab keine Antwort, sondern sah ihn nur aus müden, resignierten Augen an. Einmal hatte ihn ein Hund auf genau die gleiche Art angeblickt, erinnerte sich Michael. Eines Nachmittags, er musste damals ungefähr acht gewesen sein, war dieser Hund in ihren Garten gekrochen und dort liegengeblieben. Seine Mutter hatte zunächst an Tollwut gedacht, doch als sie das Tier zum Arzt schafften, stellte sich heraus, dass es geschlagen worden war, und zwar so oft und so grausam, dass der Tierarzt es einschläfern musste.
    Der Gedanke, Emma könne ähnliches widerfahren sein, verursachte ihm Übelkeit. Sie wich vor ihm zurück.
    »Was hat er dir angetan?« Am liebsten hätte er die Frage herausgeschrien, aber er brachte nur ein wütendes Zischen hervor.
    Sie schüttelte nur den Kopf. Conroy gab es auf, an der Tür zu kratzen, und blieb still sitzen.
    »Emma, was zum Teufel hat er mit dir gemacht?«
    »Ich - ich muss gehen.«
    »Um Himmels willen, Emma.« Als er nach ihrem Arm greifen wollte, drückte sie sich entsetzt an die Mauer. Ihre Augen wirkten nicht länger müde, sondern es lag Furcht darin.
    »Nicht. Bitte nicht.«
    »Ich fasse dich nicht an, okay?« Jahrelanges Training befähigte ihn, seine Stimme sanft und beruhigend klingen zu lassen. Er sah ihr fest in die Augen. »Ich werde dir nicht weh tun.« Ohne den Blick von ihr zu wenden, schob er die Waffe wieder in ihr Täschchen und legte es beiseite. »Du brauchst vor mir keine Angst zu haben.«
    »Habe ich auch nicht.« Trotz dieser Worte zitterte sie am ganzen Körper.
    »Du hast Angst vor ihm, vor Latimer.«
    »Ich möchte nicht über ihn sprechen.«
    »Ich kann dir helfen, Emma.«
    Hoffnungslos schüttelte sie wieder den Kopf. »Nein, das kannst du nicht.«
    »O doch. Hat er dich bedroht?« Da sie keine Antwort gab, kam er behutsam noch einen Schritt näher. »Hat er dich geschlagen?«
    »Ich lasse mich von ihm scheiden. Was macht das jetzt noch für einen Unterschied?«
    »Einen gewaltigen. Wir können einen

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