Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
haben, da hast du mich gar nicht bemerkt.« Ihre Nervosität war verflogen. »Du warst viel zu sehr von Devastation gefesselt.«
    »Elfjährige Jungen können das andere Geschlecht noch nicht wahrnehmen. Diese speziellen Sehnerven entwickeln sich erst ab dem dreizehnten, in besonders frühreifen Fällen ab dem zwölften Geburtstag.«
    Leise in sich hineinlachend, ließ sie zu, dass er sie enger an sich zog. »Ich hab' das mal irgendwo gelesen. Voll ausgebildet sind sie erst, wenn der heranwachsende junge Mann der neuen Ausgabe von Sports Illustrated wegen der Mädchen im Badeanzug entgegenfiebert und nicht wegen der Fußballergebnisse.« Als Michael grinste, hob Emma eine Augenbraue. »Dein Pech. Ich war regelrecht in dich verschossen.«
    »Warst du das?« Seine Finger glitten ihren Rücken hinauf, um mit ihren Haaren zu spielen.
    »Und wie. Dein Vater hat mir von deiner Rollschuhfahrt mit anschließendem Flug vom Dach erzählt. Ich wollte dich unbedingt fragen, was das für ein Gefühl war.«
    »Wann? Nachdem ich wieder bei Bewusstsein war?«
    »Während des Fluges.«
    »Ich war schätzungsweise drei Sekunden in der Luft, und das waren die tollsten drei Sekunden meines Lebens.«
    Genau das hatte sie hören wollen. »Wohnen deine Eltern immer noch in diesem Haus?«
    »Keine zehn Pferde könnten sie dazu bringen, dort auszuziehen.«
    »Ich finde es herrlich, so einen Zufluchtsort zu haben, einen Ort, wo man sich immer zu Hause fühlt. So ging es mir mit meiner und Mariannes Wohnung in New York.«
    »Willst du da wieder einziehen, wenn du zurückgehst?«
    »Ich weiß es nicht.« Der gequälte Ausdruck erschien wieder in ihren Augen. »Vielleicht gehe ich gar nicht wieder zurück.«
    Sie musste ihren Mann sehr geliebt haben, dachte Michael, wenn ihr die Trennung dermaßen zu schaffen machte. »Hier gibt's ein paar nette Häuschen am Strand. Du bist doch so gern am Wasser.«
    »Ja.«
    Irgendwie musste er sie zum Lächeln bringen. »Möchtest du immer noch Wellenreiten lernen?«
    In ihrem Lächeln lag Wehmut. »Ich habe seit Jahren nicht mehr daran gedacht.«
    »Am Sonntag hab' ich frei. Dann kriegst du eine Privatstunde.«
    Emma blickte hoch. Der Herausforderung in seinen Augen konnte sie nicht widerstehen. »In Ordnung.«
    Michael drückte einen leichten Kuss auf ihre Schläfe, so zart, dass sie es kaum spürte. »Weißt du, Emma, als ich gesagt habe, dass es mir leid tut, dass du und dein Mann...« Er zog ihre Hand an die Lippen. »Das war gelogen.«
    Die Worte waren kaum heraus, als er merkte, dass Emma sich zurückzog. Sie drehte sich um und begann, die Teller und Platten einzusammeln. »Ich helfe dir beim Abwasch.«
    Er trat zu ihr hin und legte eine Hand über ihre. »Das hat dich aber nicht sehr überrascht.«
    Emma zwang sich, ihn anzusehen. Seine Silhouette zeichnete sich dunkel gegen den mitternachtsblauen Himmel ab, und sogar in diesem Licht konnte sie erkennen, dass seine Augen mit einem unergründlichen, leicht ungeduldigen Ausdruck auf ihr ruhten.
    »Nein«, gab sie zu, wandte sich ab und trug die Teller ins Haus.
    Es kostete ihn beträchtliche Mühe, jetzt nicht nachzuhaken. Sie war im Augenblick extrem verletzlich, mahnte er sich. Was nach einer gescheiterten Ehe nur allzu verständlich war. Er würde ihr Zeit lassen, solange er konnte.
    Emmas innere Ruhe war dahin. Was war sie nur für eine Frau? Gerade hatte sie den einen Mann verlassen, und schon fühlte sie sich so stark zum nächsten hingezogen. Nein, besser nicht darüber nachdenken. Ihr Entschluss stand fest. Nie wieder würde sie sich gefühlsmäßig verzetteln, nie wieder zulassen, dass man sie verletzte, nur weil sie einen anderen Menschen liebte. Sie wollte nur noch fort, in die Sicherheit ihres Hotelzimmers, und diesen Abend vergessen.
    »Es ist schon spät. Ich muss wirklich los. Rufst du mir bitte ein Taxi?«
    »Ich bringe dich zurück.«
    »Das ist nicht nötig. Ich kann...«
    »Emma, ich sagte, ich bringe dich zurück.«
    Mach Schluss damit, befahl sie sich. Sofort. »Danke.«
    »Entspann dich, Emma. Wenn du noch nicht für eine überwältigend romantische Affäre zwischen uns bereit bist, ich kann warten. Ich hab' schon achtzehn Jahre Übung.«
    Sollte sie sich darüber amüsieren oder ärgern? »Zu einer Affäre gehören immer zwei«, entgegnete sie leichthin. »Und ich habe mich aus diesem Geschäft zurückgezogen.«
    »Wie ich schon sagte, ich kann warten.« Michael griff nach den Autoschlüsseln. Conroy, der das wohlvertraute Klimpern

Weitere Kostenlose Bücher