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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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genauso gebraucht wie sie ihn. Er war mit auf Tournee gegangen, hatte in Kellerkneipen herumgesessen, den Plattenproduzenten Dampf gemacht und alle seine Verbindungen spielen lassen. Es hatte sich ausgezahlt; seine anfänglichen Erwartungen waren bei weitem übertroffen worden. Doch er wollte mehr. Für sie und für sich.
    Allerdings begann er sich um die Band als Ganzes und die einzelnen Mitglieder zu sorgen. In der letzten Zeit waren sie ein bisschen eigenwillig geworden, Johnno mit seinen gelegentlichen Ausflügen nach New York, Stevie, der wochenlang verschwand. P. M. blieb zwar immer in Reichweite, hatte aber mit einer dieser ehrgeizigen Möchtegernschauspielerinnen angebandelt. Pete hielt die Sache für ernst. Und dann war da natürlich noch Brian, der bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit mit Antikriegsparolen um sich warf.
    Verdammt, sie waren eine Band, eine Rockband, und alles, was der einzelne tat, betraf auch die Gruppe. Was die Gruppe tat, betraf den Umsatz. Jetzt wollten sie sogar die Tournee absagen, die nach dem Erscheinen des neuen Albums beginnen sollte.
    Nein, er würde nicht zulassen, dass die Band, wie die Beatles, im Zenit ihrer Karriere auseinanderbrechen würde.
    Mit einem tiefen Atemzug lehnte er sich zurück und dachte über die vier nach.
    Da war zum Beispiel Johnno mit seinem Wagenpark - einem Bentley, einem Rolls und einem Ferrari. Soviel war sicher, dachte Pete mit einem feinen Lächeln, der Mann wusste Geld zu schätzen! Längst hatte er aufgehört, sich wegen Johnnos sexueller Vorlieben Gedanken zu machen, und hatte im Laufe der Jahre einen gesunden Respekt für dessen Intelligenz und Talent entwickelt.
    Nein, um Johnno brauchte er sich keinerlei Sorgen zu machen, entschied Pete, als er einige Papiere auf seinem Schreibtisch durchblätterte. Der war ein Mensch, der seine Privatangelegenheiten für sich behielt. Und beim Publikum war er wegen seines exzentrischen Outfits und seiner lockeren Art sehr beliebt.
    Dann Stevie und die Drogen. Bislang waren seine Auftritte vom Drogenkonsum noch nicht beeinträchtigt worden, doch Pete hatte bemerkt, dass Stevies Stimmungsschwankungen häufiger und intensiver wurden. Während der letzten beiden Studioaufnahmen war er dermaßen weggetreten gewesen, dass selbst Brian, der in dieser Hinsicht auch kein Unschuldslamm war, sich geärgert hatte.
    Ja, auf Stevie würde er ein Auge haben müssen.
    Auf P. M. konnte man sich verlassen. Zwar war Pete abwechselnd belustigt und verdrossen über die Angewohnheit des Drummers, sogar das Kleingedruckte in jedem Vertrag zu studieren, dennoch konnte er ihm seinen Respekt nicht versagen. Der Junge hatte sein Geld gut angelegt. Als weitere erfreuliche - und profitable - Überraschung hatte sich die Anziehungskraft seines Dutzendgesichts auf das weibliche Geschlecht erwiesen. Die Befürchtung, P. M. wäre die Schwachstelle der Band, hatte sich als unbegründet herausgestellt.
    Brian. Pete goss sich einen Schluck Chivas Regal ein und überlegte. Brian war zweifellos der Kopf und die Seele der Gruppe, seine Kreativität und sein Engagement spornte alle an.
    Zum Glück hatte die Geschichte mit Emma keine negativen Auswirkungen gezeigt, sondern im Gegenteil die Sympathie der Öffentlichkeit erregt und den Plattenumsatz gesteigert. Sicher, ab und an musste Pete sich noch mit Jane Palmer herumschlagen, aber die Beliebtheit der Band hatte unter alldem nicht gelitten, genauso wenig wie unter Brians Heirat. Eigentlich hatte Pete Devestation ja als eine Gruppe junger, alleinstehender Männer präsentieren wollen, aber die Presse hatte Brians Familienleben begeistert aufgegriffen. Ein weiterer Pluspunkt.
    Zum Nachteil gereichten die Demonstrationen der Friedensbewegung, die großen Reden und Brians Sympathie für die Demokratische Studentenbewegung, für die er sogar Flugblätter verteilte.
    Pete war sich der Macht der Presse nur allzu bewusst. Mit einer einzigen unbedachten Äußerung konnte man die Massen gegen sich aufbringen, und der Plattenverkauf ging zurück. John Lennon zum Beispiel hatte sich vor einigen Jahren mit der spontanen, sarkastischen Bemerkung, die Beatles seien bekannter als Jesus, sein eigenes Grab geschaufelt. Und nun war Brian nah, zu nah daran, den gleichen Fehler zu begehen.
    Natürlich hatte Brian das Recht auf seine politische Überzeugung, dachte Pete und nippte an seinem Whisky. Nur gab es einen Punkt, an dem man seine persönliche Meinung hintanstellen musste. Stevies Hang zu Drogen und

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