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Naechtliches Schweigen

Naechtliches Schweigen

Titel: Naechtliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
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lassen könnt, was ihr wollt?«
    »Wir sind keine Kinder mehr.« Die Worte waren heraus, ehe Emma der Freundin die Hand auf den Mund legen konnte.
    »Setz dich hin, Marianne, und sei still!«
    Emma nahm Johnno ihr Glas weg. »Ich weiß genau, was ich meinem Vater und dir verdanke, Johnno. Seit ich drei Jahre alt bin, habe ich immer alles getan, was er von mir verlangt hat. Nicht nur aus Dankbarkeit, das weißt du, sondern weil ich ihn mehr liebte als irgend jemand sonst auf der Welt. Aber ich kann so nicht weiterleben. Für ihn bleibe ich doch immer ein Kind, ein Kind, das er von allem fernhalten, das er beschützen will. Ich will nicht länger in seinem goldenen Käfig sitzen, ich will mein eigenes Leben leben.«
    Etwas ruhiger öffnete sie ihren Koffer und nahm eine Mappe heraus. »Hier, das sind Fotos, die ich selber gemacht habe. Ich will versuchen, mir damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen, und um das zu lernen, werde ich hier eine Schule besuchen. Marianne und ich werden uns ein Apartment teilen. Ich will Leute kennenlernen, Freunde gewinnen, ausgehen , im Park Spazierengehen . Ich will am Leben teilnehmen und nicht immer nur zuschauen. Versteh mich doch bitte.«
    »Sag mal, Emma, wie unglücklich warst du eigentlich?«
    Emma lächelte leicht. »Ich wüsste nicht, wie ich das erklären sollte.«
    »Vielleicht hättest du es mal versuchen sollen.«
    »Ich habe es ja versucht. Er hat mich nicht verstanden. Er konnte mich nicht verstehen. Ich wollte doch nur bei ihm sein. Und da das nicht möglich war, habe ich versucht, so zu werden, wie er es gerne hätte. Aber dann diese Nacht auf Martinique...« Sie brach ab und suchte nach den richtigen Worten. Noch nicht einmal Marianne wusste, was sich in dieser Nacht zugetragen hatte. »Da hat sich alles geändert, auch meine Gefühle Papa gegenüber. Ich habe zu Ende gebracht, was ich begonnen hatte, Johnno, weil ich ihm das schuldig war. Das, und noch viel mehr, aber ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr nach seinen Vorstellungen leben.«
    »Ich werde mit ihm sprechen, Emma.«
    »Danke.«,
    »Bedank dich nicht zu früh. Er ist imstande, einen Satz über den Atlantik zu machen und mir den Kopf abzureißen.« Nachdenklich öffnete Johnno die Mappe. »Ich wusste schon immer, dass du Talent hast«, murmelte er. »Ihr beide.« Er wies auf eine Zeichnung von Devastation, die an der Wand hing. »Ich habe dir gesagt, ich laß' es rahmen.«
    Mit einem Freudenschrei sprang Marianne auf. Sie hatte die Zeichnung am Abend ihrer Abschluss Feier angefertigt. Das von Brian gemietete Haus war voller Leute gewesen, und Marianne, zu deren Fehlern bestimmt nicht übergroße Schüchternheit gehörte, hatte die vier Männer einfach gebeten, sie zeichnen zu dürfen. »Ich hätte nie geglaubt, dass es dir ernst damit war. Danke.«
    »Also, du willst Bilder malen, und Emma will sie aufnehmen?«
    »Stimmt genau. Zwar wird es uns schwerfallen, den hungernden Künstler zu spielen, da mir meine Großmutter einiges hinterlassen hat, aber wir werden's probieren.«
    »Da wir gerade vom Verhungern sprechen: Habt ihr schon was gegessen?«
    »Ich hab' mir am Flughafen einen Hot Dog einverleibt, während ich auf Emmas Flug gewartet habe«, grinste Marianne. »Aber das war was für den hohlen Zahn.«
    »Dann sollten wir etwas essen, ehe ich Brian anrufe. Es könnte unsere Henkersmahlzeit sein.«
    »Hey, Johnno. Konntest du nicht schlafen?« Beim Klang der zweiten männlichen Stimme fuhren beide Mädchen herum. Ein absoluter Traummann, der nichts außer einem Paar Joggingshorts trug, kam die Treppe herunter. »Ich hab' mich schon gefragt, wohin du verschwunden bist.« Er lächelte den Mädchen zu und fuhr mit den Fingern durch seine dunklen Locken. »Hallo. Ich wusste nicht, dass wir Gesellschaft haben.«
    »Luke Caruthers, Emma McAvoy, Marianne Carter«, stellte Johnno vor. »Luke schreibt für verschiedene Zeitungen.« Nach kurzem Zögern gab er zu: »Er wohnt hier.«
    Emma fehlten die Worte. Sie erkannte intime Vertrautheit sofort, wenn sie sie sah, hatte sie doch oft genug andere Menschen darum beneidet. »Hallo.«
    »Du bist also Emma. Ich habe schon viel von dir gehört.« Lächelnd streckte Luke ihr die Hand hin. »Aber ich habe ein kleines Mädchen erwartet.«
    »Nicht mehr«, brachte Emma hervor.
    »Und du bist die Künstlerin.« Nun wurde Marianne mit diesem hinreißenden Lächeln bedacht. »Gute Arbeit.«
    »Danke.« Sie erwiderte das Lächeln und hoffte, sie würde weltgewandt

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