Nahe Null: [gangsta Fiction]
maximal.«
»Da ist doch nichts erschlossen, kein Strom, gar nichts ...«
»Ist alles schon da, davon weiß nur noch keiner. Ihre Nachbarn wären Leute ... na solche, die Sie in Ihren Artikeln ständig wegen Korruption anprangern.«
»Wenn sie Nachbarn am Cholodnoje-See sind, habe ich sie zu Recht angeprangert. Aber wie ...«
»Die Gouvernementsbank gibt Ihnen einen Kredit über dreißig Jahre mit günstigen Zinsen«, unterbrach Jegor sie. »Und wenn Sie auch weiterhin kooperieren, müssen Sie den nicht zurückzahlen.«
»Wie das?«
»Ganz legal und legitim, seien Sie unbesorgt.« »Und wofür ein solches Glück?«
»In der Hoffnung auf langfristige Zusammenarbeit. Der Provinz-Nero hat anscheinend hochfliegende Pläne, wie ein echter Imperator. Er muss kluge Artikel veröffentlichen, kluge Reden halten. Wer soll ihm die schreiben? Noch dazu verschafft ihm Ihre Unterstützung Sympathien in der, sagen wir mal, gereizten Schicht der Bevölkerung.«
»Ich denk drüber nach.« Nikita griff erneut in ihre Handtasche.
»Antworten Sie jetzt gleich.«
»Lassen Sie mich von dem Fleisch kosten.«
»Lenken Sie nicht ab. Ja oder nein.«
»Sie sind böse.«
»Also ja?«
»Ja, ja, ja.«
»Essen Sie, es ist noch was übrig. Und der letzte Punkt. Die Abgeordneten Don und Donbassjuk möchten die nächsten Debatten bestellen. Wegen der Milchverordnung, glaub ich.« Jegor schaute auf den Spickzettel, den er aus der Tasche gezogen hatte. »Don wird für den Regierungsvorschlag sein, Donbassjuk dagegen. Das Gleiche beim Glücksspielgeschäft. Don ist für ein absolutes Verbot, er hat Geld von den Betreibern der Striptease- und Tanzklubs bekommen, sie erhoffen sich von dem Verbot stärkeren Zulauf. Donbassjuk ist nur für unwesentliche Beschränkungen. Er wird von den Casinobetreibern bezahlt. Außerdem haben die beiden die Bierbrauer und die Wodkaproduzenten unter sich aufgeteilt. Don favorisiert ein generelles Biertrinkverbot, außer zu Hause, in Bars und Restaurants. Er kriegt Geld von den Wodkabrennern. Und Donbassjuk ist für ein striktes und totales Verbot der Werbung für hochprozentige Getränke und ihres Verkaufs an Personen unter fünfundzwanzig. Er wird von den Bierbrauern finanziert. Das war's.«
»Die Abgeordneten bekommen ihre Debatten. Schwierige Themen, besonders die Milchverordnung. Die Rollen habe ich in drei Wochen fertig, früher gibt's nichts. Sagen Sie, Jegor, wie teilen diese beiden Tom und Jerrys eigentlich die Schmiergelder? Oder teilen sie gar nicht, sondern jeder behält, was er rausschlägt?«
»Nein, das geht ganz brüderlich zu. Die beiden sind doch Kompagnons. Der eine geht zu den Bierbrauern und droht mit einem Überfall der Wodkabrenner. Verspricht ihnen Schutz, Auftritte in den Massenmedien, in der Duma, die Verhinderung schädlicher Gesetzesvorlagen. Dafür kriegt er, sagen wir, fünfhunderttausend. Der andere besucht zur selben Zeit die Wodkabrenner, macht ihnen Angst vor den Bierbrauern und verspricht ihnen das gleiche Programm an Abgeordnetenaktivitäten. Treibt den Preis auf, sagen wir, eine Million. Wenn sie ihm nicht glauben, gibt er dem anderen ein Signal, und der bringt tatsächlich einen Anti-Wodka-Gesetzentwurf ein. Schon hat er den Klienten in der Tasche. Und dann legen Don und Donbassjuk das Honorar zusammen und teilen redlich durch zwei. In unserem Beispiel anderthalb Millionen, das macht siebenhundertfünfzig für jeden. Die Jungs sind großzügig. Und, wie Sie wissen, ehrlich, wenn auch blöd. Was vielleicht ein und dasselbe ist. Aber wir beide kriegen keine Prozente, Sie bekommen also wie immer für jede Debatte fünfzigtausend. Umfang wie gewohnt, und denken Sie daran, möglichst verständlich, volkstümlich. Sonst meckern sie. Und bitte spätestens in drei Wochen. Sie müssen den Text schließlich noch auswendig lernen und bis zur Parlamentssitzung ihre Rollen proben.«
»Ich hasse die Mächtigen«, zischte Nikita in revolutionärem Flüsterton. »Alle diese Gouverneure, Abgeordneten, Minister, Tschekisten und Bullen, die in Scharen den Thron umringen. Ich will Freiheit, Genie und Ruhm ... Henker! Erwürgen, allesamt. Ich hasse sie.«
»Sie hassen nicht die Macht, Sie hassen das Leben. Generell. Weil es nicht so ist, wie Sie es gern hätten.«
»Hätten Sie es denn gern so, wie es ist? Ungerechtigkeit, Gewalt, Apathie ...«
»Das sind Eigenschaften des Lebens überhaupt, nicht nur der Macht. Ich stelle mir das Leben auch anders vor, aber ich will es nicht vernichten,
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