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Nahe Null: [gangsta Fiction]

Nahe Null: [gangsta Fiction]

Titel: Nahe Null: [gangsta Fiction] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Dubowitzki
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aber unterbrochen und erklärt, sie könne das. Sie könne ihn in jeder Verfassung lieben, er kenne die Frauen nicht, sie seien anders verfasst, sie liebten schließlich auch reiche Greise, selbst Stephen Hawking habe ziemlich lange eine Frau gehabt. Als sie Jegor wiedersah, tönte sie rund zwanzig Minuten in demselben edlen und opferbereiten Sinn, doch nachdem sie näher an ihn herangegangen war und ihn genauer betrachtet hatte, ging sie ins Bad, kotzen. Als sie sich ausgekotzt hatte, ging sie, für immer. Sie konnte es also doch nicht.
    Ihr Vater hatte sich mit Tschernenko die Einnahmen der Piratenauflagen von Harry Potter geteilt. Die von allen Märkten der GUS fließenden Gewinne waren gigantisch. Dieser gewaltigen Beute war ihre aus der alten Ordnung stammende, auf das brüderliche Teilen solider sechsstelliger Summen ausgerichtete Freundschaft nicht gewachsen. Unter der Last von Zahlen mit neun Nullen zerbrach ihre Beziehung. Derartige Zahlen ließen sich in keiner Weise durch zwei teilen, nur durch eins. Und so sah sich General Warchola senior genötigt, Tschernenko ins Gefängnis zu sperren.
    Die seit langem dahinsiechende Bruderschaft des Schwarzen Buches erlosch endgültig. Nach Chief wurden weitere Brüder verhaftet, und Jegor begriff, dass sie auch ihn jeden Tag holen kommen konnten. Doch auch der alte Warchola blieb nicht lange Milliardär, denn irgendwer von ganz oben äußerte etwas wenig Charmantes über Korruption. Schmiergelder, Amtsmissbrauch, Geldströme ins Ausland, staatliche Investitionen in Ehefrauen, Schwäger und Nichten, die Übernahme von Justizorganen, ihren Unterabteilungen und einzelnen Beamten durch respektable Gauner und kriminelle Hochstapler, der gewerbliche Handel mit Amtern, Orden, Preisen, Titeln, die Kontrolle über die Geldströme, die kommerzielle Rechtsprechung, höchst einträglicher Patriotismus - all die ureigenen, ehrwürdigen Gewerbe, diese jahrhundertealten Klammern des Imperiums wurden plötzlich aus heiterem Himmel zu schändlichen Relikten erklärt. Ganz oben begriff man allerdings recht schnell, dass man zu weit gegangen war, und die Korruption wurde bald wieder mit Respekt behandelt. Das Imperium hatte kurz gewankt und eine Delle bekommen, aber standgehalten. Die Kunde vom neuen Kurs hatte nicht einmal alle erreicht. Und jene, die sie vernommen hatten, waren kaum erschrocken, als alles auch schon weiterging wie bisher, still, aber gar nicht traurig. Nicht alle, aber einige kamen nicht mit dem Schrecken davon, sondern wurden bestraft. In den wenigen Tagen bevor allen bewusst wurde, dass das zu weit ging, dass dies ein Angriff auf die Grundfesten war, auf das Ureigene, ohne das das Dritte Rom nicht sein konnte, in diesen Tagen triumphierte kurzzeitig das Gesetz, und etwa zehn VIP-Diebe kamen in den Knast. Die erschrockenen Generäle der Staatssicherheit versammelten sich im Büro des Obersten und entschieden, dass man, um nicht alle einsperren zu müssen, einfach einen für alle sitzen lassen würde. Sollte der Kampf gegen die Korruption danach weiter anhalten, noch einen Zweiten. Dann abwarten, und wenn er sich noch immer nicht legte - einen Dritten. Und so weiter. Eingesperrt werden sollte, um niemanden zu kränken, nach dem Alphabet. Marschall Baranow stand ganz oben, kam aber aufgrund seines Rangs nicht in Frage, also wurde beschlossen, zunächst hinten anzufangen, und es erwischte General Warchola. Er geriet in jene Zelle, in die er Igor Fjodorowitsch gesteckt hatte. Der hatte es bereits zu einiger Autorität unter den Insassen des Untersuchungsgefängnisses gebracht und ohne großen Eifer, aus reiner Langeweile, kleine kriminelle Vereinigungen für menschenrechtliche oder kleinkriminelle Dienstleistungen gebildet, für die er Untersuchungshäftlinge und deren Angehörige, Ermittler und Anwälte rekrutierte; ebenso Wärter, ja, sogar Köche. Ohne sich zu begrüßen, baten Chief und Warchola die Gefängnisleitung sofort um die Erlaubnis für eine Prügelei.
    Die Prügelei fand im Büro des Gefängnisleiters statt, vor den Augen der obersten Wärter und eingeladener Unterstützergruppen. Für Warchola kamen ein General mit E und einer mit G, für Chief die für Haushaltsfragen zuständigen Stellvertreter der Minister für Kultur und für Bildung sowie der Schriftsteller Molotko. Wetten wurden abgeschlossen, der Kampf auf einer Milizfrequenz live übertragen.
    Nachdem sie einander gründlich und publikumswirksam Gesäß, Gesicht und andere Glieder korrigiert und

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