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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kavallerie. Ihre Kürasse und Helme blitzten wie Silber im Mündungsfeuer der Artillerie.
    Geduckt rannte Bolitho zur Scheune zurück. »Was tun Sie hier, Oberst?« rief er. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen Ihre Leute zur Evakuierung vorbereiten!«
    Völlig reglos saß Don Joaquin Salgado im Sattel. Als er lächelte, glänzten seine Zähne weiß in der Dunkelheit. »Sie haben heute noch viel zu erledigen,
capitano.
Seien Sie so freundlich und trauen Sie mir zu, daß ich mein Handwerk ebensogut verstehe wie Sie das Ihre.«
    »Hinter dieser Schützenlinie ist nur noch offenes Gelände und der Feind, Oberst!«
    Der Spanier nickte. »Eben. Und wie vorhin jemand mit Recht bemerkte, sind Sie alle verloren, wenn der Feind den südlichen Arm der Bucht erreicht, ehe Sie die offene See gewonnen haben.« Er beugte sich etwas vor; der Sattel knirschte unter ihm. »Ich lasse meine Pferde nicht hier verkommen,
capitano,
und erschießen werde ich sie auch nicht. Ich habe genug von dieser Art Kriegführung!« Er richtete sich wieder auf und zog seinen gebogenen Säbel.
    »Viel Glück,
capitano
!« Und ohne zurückzublicken, gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte auf die Barrikade zu. Seine Männer reagierten sofort. Brüllend wie Irre jagten sie hinter ihm her; die fliegenden Hufe streiften fast die erschrockenen Soldaten bei der Barrikade. Mit blitzenden Säbeln schwärmten sie fächerförmig zur Attacke auf die feindliche Linie aus.
    »Rückzug, Leutnant!« brüllte Bolitho. »Das ist unsere Chance!
    So ein Verrückter!« Die Soldaten sprangen hoch und zogen sich auf die Brücke zurück. Bolitho starrte den attackierenden Reitern nach.
    »Und dieser Mann hat gesagt,
ich
sei tapfer!«
    In der Dunkelheit hörte er das Wiehern verwundeter Pferde, knatternde Schüsse, und über allem das scharfe Trompetensignal der Kavallerie. Endlich war das feindliche Sperrfeuer verstummt. Indessen war keine Zeit, stehenzubleiben und die Tapferkeit eines einzelnen zu bewundern. Jetzt nicht. Später vielleicht. Bolitho riß sich aus seinen Gedanken und rannte zu seinem Pferd.
    »Von denen kommt keiner lebend davon«, schrie Ashby. »Bei Gott, Sir, dieser Mann muß verrückt sein!«
    Bolitho trieb sein Pferd auf die Brücke zu. »Das ist pure Wut, Hauptmann Ashby. Weiß Gott, ich kann ihn verstehen!«
    Im Hafen herrschte hektisches Getriebe. An der Pier lagen Boote aller Art und Größe; pausenlos schleppten bezopfte Matrosen Frauen und Kinder die Straßen hinunter und übergaben sie ihren Kameraden in den Booten, so selbstverständlich und geschickt, als hätten sie jahrelang nichts anderes getan.
    Überall ertönten Rufe und Schreie. Matrosen und Seesoldaten stritten sich mit einigen Bürgern herum, die anscheinend fest entschlossen waren, so viel an Möbeln und Gepäck mitzunehmen, wie die Boote irgend tragen konnten. Da verhandelte ein Unteroffizier mit einer alten Frau, die mit einem Kalb am Strick dastand und es nicht loslassen wollte. Leutnant Inch schob sich durch das Gewi mmel und faßte grüßend an den Hut. »Die Verwundeten sind an Bord, Sir.« Er mußte schreien, um das Stimmengewirr zu übertönen. »Dies hier sind die letzten Stadtbewohner, die weg wollen.«
    Bolitho nickte. »Und die anderen?«
    »Tauchen höchstwahrscheinlich unter, Sir.« Er zuckte zusammen, denn eine dumpfe Explosion erschütterte die Gebäude obe rhalb des Kais. »Was war denn das?«
    »Die Brücke.« Bolitho schritt zum Wasser und sah den stromabwärts fahrenden Booten nach.
    Ein Leutnant trat herzu und meldete: »Die
Harvester
hat die, äh, Sträflinge an Land gebracht, Sir.«
    »Gut.« Bolitho löste den Blick von den hastenden, verzweifelten, plötzlich der Unsicherheit der Flucht preisgegebenen Menschen.
    »Ich komme gleich und spreche zu ihnen.«
    Die Sträflinge waren in einem niedrigen Schuppen zusammengepfercht. Bolitho erkannte Captain Poole vom Transporter
Erebus,
der kopfschüttelnd diesen Haufen zusätzlicher Passagiere betrachtete.
    »Sind alle bereit?« fragte Bolitho.
    Poole grinste. »Mein Schiff sieht vielleicht aus, Captain. Man findet kaum einen Belegnagel vor lauter Menschen.« Da er bemerkte, daß sich die Falten in Bolithos Gesicht vertieften, fuhr er zuversichtlich fort: »Aber keine Angst, ich bringe sie schon alle von hier weg.«
    Bolitho stieg auf eine Kiste und schaute in die gespannten Gesichter. Selbst im schwachen Laternenschein konnte er feststellen, daß die meisten Sträflinge jetzt gesünder aussahen als beim

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