Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Hafeneinrichtungen vorbereitet. Er dachte an Cheneys Gesicht und an den Glanz ihrer Augen beim Abschied. Im ersten Frühlicht würden die Transporter auslaufen. Die Kriegsschiffe blieben noch, um die letzte Phase des Rückzuges zu decken.
    Rückzug. Das Wort traf ihn wie eine Beleidigung. Ein Rückzug war nicht leicht zu akzeptieren, mochte er auch noch so unvermeidlich sein. Der Kopf sank ihm auf die Brust, Müdigkeit hüllte ihn ein wie ein Mantel. Vage hörte er noch, daß Allday wiederkam, und spürte eine Decke um seine müden, schmerzenden Schultern. Wie von fern hörte er Allday murmeln: »Ganz recht, Captain, schlafen Sie ruhig! Eine Menge Menschen können heute ruhig schlafen, bloß weil Sie da waren. Ich hoffe zu Gott, daß sie auch wissen, we r sie gerettet hat.«
    Leutnant Herrick stieß sich von der Achterdecksreling ab und rieb sich heftig die Augen. Noch eine Sekunde, und er wäre im Stehen eingeschlafen. Das ganze dunkle Schiff schien zu schlafen, tiefe Stille lag über dem geschützten Hafenbecken. Nur ab und zu hörte man die scharrenden Schritte eines Wachtpostens und das Stöhnen des Windes im Rigg.
    Der Himmel hatte sich während der Nacht bewölkt, und Herrick spürte ein paar sanfte Regentropfen auf der Wange, als er langsam zur Kampanjeleiter ging. Die Morgenröte war nicht mehr fern; schon lag ein diffuses Licht wie mattes Zinn über der Kimmung.
    Er hörte Bootsmann Tomlins ärgerliche Stimme in der Finsternis – wahrscheinlich hatte er einen unglücklichen Wachmatrosen beim Schlafen überrascht. Kein Wunder. Die Männer hatten wie die Teufel gearbeitet, bis das letzte Boot des Geschwaders im Abendlicht zwi schen den ankernden Schiffen verschwunden war. Die scheinbar hoffnungslose Aufgabe war geschafft; aber wie das in so relativ kurzer Zeit hatte geschehen können, wußte keiner zu sagen. Männer, Frauen und Kinder von St. Clar. Verwundete Soldaten und die eiligst zurückgerufenen Truppen von der Brücke. Irgendwie waren sie alle in die Transporter gequetscht worden; doch Herrick bezweifelte, daß dort jemand zum Schlafen kam. Der Landwind trug den Gestank nach Feuer und Tod heran und erinnerte sie an das, was sie hinter sich lassen mußten.
    Irgendwo dort hinter dem dunklen Ufer ist Bolitho noch an der Arbeit, dachte er grimmig, und nimmt auf seine eigenen Schultern, was von Rechts wegen andere tragen müßten.
    Er hörte Schritte neben sich. Schwarz hob sich Gossetts mächtige, in einen langen Ölmantel gehüllte Gestalt von den gebleichten Decksplanken ab.
    »Dauert nicht mehr lange, Mr. Herrick«, sagte der Master gelassen.
    »Sie konnten also auch nicht schlafen?« Herrick schlug die Arme zusammen, um das Blut wieder in Gang zu bringen. »Mein Gott, das war eine lange Nacht!«
    »Ich habe keine Ruhe, ehe nicht alle unsere Leute wieder an Bord sind«, knurrte Gossett. Er hob die Hand, denn ein Pfiff wie von einem aufgeschreckten Seevogel schrillte über das Wasser. »Sie pfeifen ›Alle Mann‹ auf den Transportern. Die gehen gleich Anker auf.«
    »Gut.« In den kalten Wind spähend, sah Herrick, wie das Licht einer kleinen Laterne über das Deck des einen Transporters huschte. Wenn ein neuer Tag über den Ruinen von St. dar aufging, würde der kleine Konvoi in See stechen, mit der
Princesa
als Hauptgeleitschiff; bis Gibraltar sollte noch die Fregatte
Bat
und eine der Schaluppen dazustoßen.
    Gossett schien Herricks Gedanken gelesen zu haben. »Diesmal wenigstens können wir uns auf die
Princesa
verlassen. Sie ist auf Heimatkurs, da findet sie schon hin«, sagte er bitter.
    Beide fuhren zusammen, denn vom Steuerborddecksgang ertönte ein Ruf: »Boot ahoi!«
    Aus dem Dunkel kam sofort die Antwort:
»Aye, Hyperion!«
    »Das ist komisch«, murmelte Gossett. »Anscheinend eins von unseren eigenen Booten, aber der Käpt’n sitzt nicht drin.«
    Herrick nickte und schritt zum Fallreep. »Der kommt auch nicht, ehe nicht alle anderen weg sind, Mr. Gossett.«
    Der Master seufzte. »Das brauchen Sie mir nicht erst zu sagen.« Das Boot machte an den Großrüsten fest, und Sekunden später kam Allday durch die Fallreepspforte. Als er den Leutnant sah, klopfte er grüßend an die Stirn.
    »Kompliment vom Kommandanten, Sir.« Er spähte zum Boot hinunter und zischte: »Schnauze halten, da unten!« Dann fuhr er fort: »Würden Sie bitte mit anfassen, damit wir den Admiral an Bord kriegen, Sir?«
    Herrick starrte ihn an. »Den Admiral?« Jetzt kam Rowlstone durch die Fallreepspforte, ihm folgte der

Weitere Kostenlose Bücher