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Nahkampf der Giganten

Nahkampf der Giganten

Titel: Nahkampf der Giganten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Habe nie daran gezweifelt, mein Junge.« Er lachte in sich hinein, während Bolitho zur Tür schritt. »Und ich glaube kaum, daß der Krieg schon morgen zu Ende geht. Da wird es noch oft genug Gelegenheiten für Sie geben!«
    Bolitho trat aus der Tür und prallte fast mit dem nervösen Flaggleutnant zusammen, der ihm sofort ein großes versiegeltes Kuvert in die Hand drückte und dabei murmelte: »Ihre Segelorder, Sir. In einer Stunde wird Vizeadmiral Sir William Moresby seine Flagge von der
Cadmus
auf die
Hyperion
überführen. Darf ich Ihnen empfehlen, daß Sie schnellstens wieder an Bord Ihres Schiffes gehen, Sir? Sir William legt, äh, großen Wert darauf, vorschriftsmäßig empfangen zu werden.«
    Bolitho stieß einen Grunzer aus und eilte zur Fallreepspforte. Der Kopf schwirrte ihm von diesen Neuigkeiten und Ereignissen. Die
Cadmus
war ein großer Dreidecker. Zweifellos braucht Lord Hood sie ebenfalls, dachte er bitter.
    Der Kapitän des Flaggschiffs wartete schon bei der zum Seitepfeifen angetretenen Abteilung und lächelte Bolitho sorgenvoll zu. Es mußte ziemlich schwierig sein, ein Schiff zu führen, das Lord Hood an Bord hatte.
    Doch als Bolitho in seine wartende Gig kletterte, vergaß er Hood und beschäftigte sich mit dem Problem, aus der
Hyperion
ein Flaggschiff zu machen. Ein Dreidecker war sie nicht. Sir William würde sie etwas eng finden.
    Das Boot stieß ab, und Bolitho merkte, daß Allday an der Pinne gespannt zu ihm herübersah. Dann blickte er sich nach der turmhohen
Victory
um – dort dachte vermutlich kein Mensch mehr an seinen kurzen Besuch an Bord. Doch als sein Blick auf das breite Achterdeck des Flaggschiffs fiel, sah er oben einen schlanken, beinahe schmächtigen Mann an den Finknetzen lehnen und zu ihm herunterschauen. Dessen Uniform war noch ausgeblichener als Bolithos eigene, und sein Haar war zu einem steifen, unmodernen Zopf gebunden. Als das Boot flott um das Heck der
Victory
schor, sah Bolitho, wie der Mann die Hand hob – es mochte ein Gruß sein oder auch eine Geste der Resignation. Bolitho hob zum Gegengruß die Hand an den Hut. Zweifellos Nelson von der
Agamemnon,
dachte er. Ein schmächtiges Kerlchen, gar nicht wie ein Linienschiffskapitän; und dort auf dem riesigen Achterdeck der
Victory
sah er ganz verloren und verlassen aus. Also, dieser Nelson hatte wirklich keinen Grund, neidisch zu sein, dachte er böse. Nur zu gern hätte er ihm die Aktion Cozar überlassen.
    Allday senkte den Kopf und fragte leise: »Gute Nachrichten, Captain? Bleiben wir beim Geschwader?«
    Bolitho warf ihm einen wütenden Blick zu. »Kümmern Sie sich um Ihren Kram! Dieses Boot wackelt mit dem Hintern wie eine Hafenhure!«
    Allday wartete, bis Bolitho sich wieder umgedreht hatte, und lächelte dann in sich hinein. Die ganzen letzten Monate hatte er sich um die Gesundheit seines Kapitäns Sorgen gemacht. Doch Ärger von oben war besser als jede Medizin, dachte er frohgemut. Nur – die Franzosen konnten sich jetzt auf etwas gefaßt machen!

Sir Williams letztes Wort
    Bolitho blieb unter der Kampanje stehen, bis sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, und trat dann aufs Achterdeck hinaus. Auf den ersten Blick gab es noch keine Anzeichen dafür, daß die Morgenröte bereits hinter der Kimm wartete, doch als er hochblickte, erkannte er, daß die Sterne hinter dem schwarzen Gewebe der Takelage und den geisterhaften Umrissen der Segel verblaßten, und daß der Himmel nicht mehr samtschwarz, sondern geheimnisvoll purpurn war. Jedesmal hatte Bolitho aufs neue seine Freude an diesem Anblick.
    Ein Schatten nahte sich von der Achterdecksreling: Quarme. »In einer halben Stunde geht die Sonne auf, Sir. Ich habe wie befohlen das Wecken eine Stunde früher angesetzt. Die Leute haben auch schon gegessen.«
    Bolitho nickte. »Recht so.« Er konnte jetzt schon besser sehen.
    Längsseit verzischten Glut und Asche im Meer: die Köche warfen die Reste des Kombüsenfeuers über Bord – auch das hatte er befohlen. Auf einmal fühlte er sich steif und verkrampft. Hätte er sich doch nur Zeit gelassen, noch einen Becher Kaffee zu trinken!
    Vizeadmiral Moresby bewohnte Bolithos Quartier, daher hatte er selbst in einer provisorischen Koje im Kartenraum geschlafen. Die meisten anderen Kommandanten hätten unter diesen Umständen die Kajüte des Ersten Offiziers okkupiert; aber in seiner derzeitigen grüblerischen Stimmung fühlte sich Bolitho in der Abgeschlossenheit des kleinen Kartenraumes wohler, mochte

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