Naios Begierde (Hüter der Elemente) (German Edition)
ihm jemals wieder unter die Augen treten sollte.
Derweil in Abyssus
„D as ist wirklich köstlich“, schwärmte Luctifer. „Ich habe selten so exquisiten Schmerz genossen. Ihre Tränen sind wie eine seltene Delikatesse. Wunderbar.“
„Ja, das war eine sehr gute Idee von dir“, stimmte Invidus zu. „Er denkt, dass sie ihn nicht will und sie denkt, dass er sie nicht will. Wirklich genial. Ich hätte es nicht besser machen können. Ein wunderbarer Schachzug. Darauf sollten wir noch einen trinken.“
„Gute Idee. Ich könnte noch einen
Bloody Surprise
gebrauchen. Heute ist er besonders gut. Ich kann förmlich den köstlichen Schmerz rausschmecken, den dass Opfer für diesen exzellenten Tropfen gespendet hat. Vom Geschmack her würde ich sagen, sein Sterben muss mindestens drei Tage gedauert haben. Es ist so würzig. Fast so gut, wie die Tränen dieses dummen Mädchens.“
Invidus wandte sich an die Bedienung hinter dem Tresen.
„Mach uns noch zwei
Bloody Surprise
. Wenn es geht von demselben Opfer, wie zuvor.“
Die Eis-Elfe hinter dem Tresen nickte und zapfte zwei Gläser voll und stellte sie vor Invidus hin.
„Das Opfer ist alle jetzt, wenn ihr noch einen Drink wollt, muss ich ein neues Opfer anbrechen.“
„Das wird nicht nötig sein.“
Kapitel 5
A ls Michelle am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich so elend, wie schon lange nicht mehr. Sie hatte schlecht geschlafen und noch schlechter geträumt. Ihre Augen fühlten sich heiß und verquollen an und Michelle ging jede Wette ein, dass sie auch so aussahen, nur dass sie noch keinen Blick in den Spiegel gewagt hatte. Am liebsten wäre sie für immer im Bett geblieben. Sie wollte Naios nicht begegnen und erst recht wollte sie ihn nicht wissen lassen, wie sehr er sie verletzt hatte. Zum ersten Mal hatte sie das Verlangen gehabt, einem Mann wirklich nah zu sein, sich ihm hinzugeben und dann machte der Mistkerl einfach einen Rückzieher und sie konnte zusehen, wie sie damit klarkam. Was sie für Naios empfand, war so ganz anders, als die warme, zärtliche Freundschaft, die sie mit Brian verbunden hatte. Mit Brian hatte sie sich immer sicher gefühlt. Er hatte nie ein böses Wort zu ihr gesagt, war nie sexuell aggressiv oder aufdringlich. Aber er hatte auch nicht diese intensiven Gefühle in ihr ausgelöst, wie Naios. Eigentlich war ihre Beziehung mehr die von Bruder und Schwester gewesen, wenn Michelle das Ganze jetzt so im Rückblick betrachtete. Es war immer angenehm gewesen, mit ihm beim Fernsehen auf der Couch zu kuscheln, doch hatte es nie dazu geführt, dass ihre Brustwarzen sich verhärteten, geschweige denn, dass sie feucht geworden wäre. Bis jetzt hatte sie nie gewusst, dass etwas gefehlt hatte. Doch nun, wo sie von der Leidenschaft gekostet hatte, da wollte sie mehr. Nie wieder würde sie sich mit einer Beziehung wie die zwischen ihr und Brian zufriedengeben können. Wenn dies bedeutete, dass sie für immer allein bleiben sollte, dann würde es eben so sein.
Es klingelte an der Tür. Michelle blickte von ihrem Kaffee auf und erstarrte. Was, wenn es Naios war? Nein! Was sollte er hier wollen. In einer Stunde würden sie sich auf der Arbeit sehen. Aber wer konnte es sonst sein? Der Postbote kam nie so früh und die Zeitung wurde einfach nur auf die Stufe vor dem Haus geschmissen. Lustlos erhob sie sich vom Stuhl und schlurfte zur Tür, um sie zu öffnen.
„Guten Morgen, Herzchen“, flötete Hilda, ihre deutsche Nachbarin und musterte ausgiebig Michelles ramponierte Erscheinung. „Du siehst aber gar nicht gut aus, meine Liebe. Ist dir nicht wohl? Kann ich dir helfen?“
„Ich … eh … ich habe nicht so toll geschlafen heute Nacht“, sagte Michelle lahm.
„Oh, hat dich auch dieser dämliche Köter der Henderssons wachgehalten?“
„Nein, ich hab nur … schlecht geträumt.“
„Du solltest dir nicht so viele Horrorfilme und Thriller ansehen. Ich sag Herbert auch immer, dass er solche Filme nicht gucken soll. Wenn er sich so einen Film angesehen hat, dann wirft er sich immer die ganze Nacht im Bett umher. Du glaubst ja gar nicht, wie viel Einfluss Fernsehen auf unser Leben hat. Ich sag immer, wenn die Kinder nicht so viel Gewaltfilme sehen würden und nicht diese brutalen Videospiele spielen würden, gäbe es viel weniger Morde. Ich hab mal einen Artikel gelesen über ...“
„Entschuldige Hilda, aber was war noch gleich der Grund für dein Klingeln? Ich muss nämlich gleich zur Arbeit“, unterbrach Michelle den
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