Naios Begierde (Hüter der Elemente) (German Edition)
Redefluss ihrer rundlichen Nachbarin.
„Oh! Ja! Natürlich! Ich wollte nur fragen, ob du übers Wochenende meinen Charly zu dir nehmen könntest. Wir wollten unsere Älteste in Detroit besuchen und ihr Vermieter erlaubt keine Tiere, also können wir ihn nicht mitnehmen.“
„Klar nehme ich ihn“, sagte Michelle und freute sich tatsächlich sogar über die Abwechslung. Vielleicht konnte der freche kleine Mops sie ein wenig von ihrem Unglück ablenken.
„Du bist ein Goldstück. Du bist auch die Einzige, der ich mein Baby anvertrauen würde. Charly liebt dich und ich weiß, du wirst dich gut um meinen Liebling kümmern. Wir kommen Sonntagabend zurück. Spätestens gegen neun sind wir wieder da.“
„Wann bringst du ihn?“
„Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich ihn schon heute Abend bringe? Wir wollen morgen schon ganz früh los und deswegen wäre es einfacher, wenn ich ihn nach seinem Abendspaziergang bringe.“
„Ja, das ist okay. Ich freu mich schon. Ich hab gern ein wenig Gesellschaft.“
Hilda schaute sie ein wenig mitleidig an.
„Ich sag dir, mein Herzchen, du musst dir endlich einmal einen vernünftigen Mann suchen. Einen, der gut auf dich achtgibt und sich um dich kümmert. Du bist ein viel zu hübsches und liebes Mädchen, um ewig allein zu bleiben. Du würdest auch eine prima Mutter abgeben. Du weißt ja, die biologische Uhr tickt bei uns Frauen. Die Kerle können sich ja immer fortpflanzen aber wir Frauen sollten nicht zu lange warten. Ehe du dich versiehst, bist du Mitte dreißig, und wenn du dann noch einen Versuch machst, dann kann das ganz schön in die Hose gehen. Die Schwester von meiner Kollegin, die war sechsunddreißig, als sie ihr Kind bekam und was soll ich dir sagen? Das Kind hat das Downsyndrom. Ja, das hat man davon, wenn man seine biologische Uhr ...“
„Sorry Hilda, aber ich muss mich für die Arbeit ...“
„Aber natürlich, Liebes. Entschuldige meine elende Plapperei. Ich weiß, dass ich zu viel rede, aber ich kann nichts dagegen tun. Es sprudelt immer nur so heraus.“
„Ich hör dir gern zu. Nächste Woche bei einem Kaffee. Ich hab nur jetzt keine Zeit. Und ich freu mich auf heute Abend.“
„Gut, dann bis später, Herzchen.“
„Bis später.“
Als Hilda durch den Garten auf das Tor zu marschierte, seufzte Michelle leise auf und schloss die Tür. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie sich sputen musste, wenn sie nicht schon wieder zu spät kommen wollte.
Als Michelle auf dem Parkplatz vor dem Institut einbog, war von Naios Auto noch keine Spur. Erleichtert parkte sie ihren Wagen und stieg hastig aus. Sicher würde Naios auch jeden Moment kommen und sie wollte ihm auf keinen Fall allein hier draußen über den Weg laufen. Die Fahrzeugtür mit der Hüfte zudrückend betätigte sie die Zentralverriegelung und eilte zur Eingangstür. Wenigstens schien auch Dr. Miller heute nicht anwesend zu sein, ihr Tag würde auch so schon schlimm genug werden.
Nachdem sie ihre Tasche in ihr Büro gebracht hatte, begab sie sich ins Labor, wo Tim und Danton über ihren Proben hingen.
„Hi Jungs! Was gibt es Neues?“, begrüßte sie ihre beiden Assistenten.
„Hi Michelle“, grüßte Danton. „Du glaubst nicht, was wir hier herausgefunden haben.“
Michelle trat näher an das Pult heran, an dem Tim und Danton arbeiteten.
„Was ist es? Mach's nicht so spannend.“
„Du hast doch diese seltsamen, unbekannten Bakterien auf den Algen entdeckt, nicht wahr?“
Michelle nickte.
„Ja, das hab ich, aber worauf willst du hinaus?“
„Wir haben herausgefunden, dass die Bakterien einen Stoff produzieren, der uns unbekannt ist und der auf die Algen wie ein Superdünger wirkt. Aber das ist noch nicht alles. Derselbe Stoff wirkt auf Fische wie ein tödliches Gift. Da haben wir den Zusammenhang zwischen dem Fischsterben und den Algen.“
„Das heißt, unser eigentliches Problem sind nicht die Algen, sondern die Bakterien. Wir müssen etwas gegen die Bakterien finden“, stellte Michelle fest.
„Wir sind auf dem besten Weg dahin“, meldete sich Tim zu Wort.
Die Tür öffnete sich und Naios trat ins Labor. Michelles Herz schien für einen Augenblick stehen zu bleiben und ihr wurde auf einmal ganz flau im Magen. Hastig wandte sie sich ab, damit niemand ihr Gesicht sehen konnte, denn sie war sich sicher, dass ihre Gefühle mit leuchtenden Großbuchstaben in ihr Gesicht geschrieben standen.
„Hallo zusammen“, grüßte Naios. Seine Stimme klang unbekümmert, als wäre
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