Naios Begierde (Hüter der Elemente) (German Edition)
Gedanke, sie zu verlieren, Sorgen bereitet hatte. Ihr Herz klopfte heftig und sie verspürte ein warmes, kribbliges Gefühl in ihrem Bauch.
„Aber du bist rechtzeitig gekommen“, flüsterte sie. „Du hast mich gerettet.“
„Es hätte nicht soweit kommen dürfen. Ich hätte besser ...“, Naios brach mitten im Satz ab und starrte stur auf die Straße hinaus. Michelle fragte sich, was er ihr nicht erzählte, doch sie wagte nicht, zu fragen.
***
Naios verfluchte sich selbst im Stillen. Er hatte bereits viel zu viel gesagt. Er durfte ihr nichts über seine wahre Identität verraten, noch durfte er ihr erzählen, was ihre Bestimmung war. Sie musste ihm ihre Liebe gestehen, ehe er sich offenbaren durfte. Er musste ihr Herz gewinnen, ehe die Zeit für die Zeremonie gekommen war. So waren die Regeln seit Anbeginn und er musste sich daran halten. Er hatte Glück, dass sie offenbar daran glaubte, dass er ein Mensch mit übernatürlichen Fähigkeiten war. Es gab Menschen mit gewissen Fähigkeiten. Was die wenigsten Menschen wussten, war, dass die Dunklen Mächte diejenigen waren, die manche Menschen mit Gaben wie Hellseherei oder Telepathie versahen.
„Es ist okay“, sagte Michelle leise. „Ich bin nicht beunruhigt darüber, dass du gewisse Fähigkeiten hast. Ich hatte mal eine Pflegemutter, die als Medium gearbeitet hat und die das Zweite Gesicht hatte. Es ist nichts Neues für mich und ich glaube dir, wenn du sagst, dass du meine Schmerzen gespürt hast oder dass du mich geheilt hast. Ich erzähl keinem anderen davon, wenn es das ist, was dich beunruhigt.“
„Das wäre besser, glaub mir. Ich möchte wirklich nicht, dass jemand davon weiß, dass ich … diese Fähigkeiten habe.“
„Ich verstehe das gut. Manche Menschen behandeln dich wahrscheinlich wie einen Verrückten oder so. Bei mir ist dein Geheimnis gut aufgehoben.“
„Danke.“
Sie fuhren die Auffahrt zu ihrem kleinen Bungalow hinauf und hielten vor der hölzernen Veranda. Naios stieg aus und lief um das Auto herum, um Michelle die Tür zu öffnen. Vorsichtig half er ihr, aus dem Auto auszusteigen.
„Geht es?“, fragte er besorgt.
„Ja, ist schon okay“, versicherte Michelle, doch er sah an ihren zusammengebissenen Zähnen, dass sie Schmerzen hatte.
„Der Kopf?“, fragte er.
„Rücken.“
„Das kommt von dem Aufprall. Ich helfe dir erst einmal ins Haus und du legst dich hin, während ich dir etwas zum Abendessen mache.“
„Das brauchst du nicht“, wehrte Michelle ab. „Wenn du mir hineinhilfst, komm ich schon zurecht.“
Naios runzelte die Stirn.
„Kommt nicht infrage. Ich helfe dir und du wirst dich schön ausruhen. Normalerweise hättest du im Krankenhaus bleiben müssen. Du durftest nur gehen, weil ich versprochen habe, auf dich aufzupassen. Schon vergessen?“
„Nein, ich dachte nur, dass du das nur gesagt hast, damit sie mich gehen lassen.“
„Und du hast gedacht, ich überlass dich hier dir selbst? Damit dir am Ende noch was passiert? Für was für ein Arschloch hältst du mich?“
Naios bemerkte, wie sie vor Schmerz das Gesicht verzog, und hob sie auf seine Arme.
„Verzeih, ich streite hier mit dir rum und vergesse ganz, dass du Schmerzen hast. Lass uns erst einmal hineingehen.“
***
Michelle wollte protestieren, als Naios sie auf seine Arme hob, doch sie konnte nicht leugnen, dass es ihr gefiel, wie er sich um sie kümmerte und so ließ sie es geschehen. Mit langen Schritten trug er sie die Stufen hoch bis zur Tür.
„Hast du den Schlüssel?“, fragte Naios.
„Oh Scheiße! Ich hab meine Tasche im Auto gehabt. Wir haben auch die Polizei noch gar nicht verständigt.“
„Ich hab dem Arzt gesagt, dass er die Polizei verständigen soll. Sie werden sich sicher bei dir melden. Was den Schlüssel anbelangt, sollte das kein Problem darstellen. Ich brauche nur ein Stück Draht.“
Naios setzte Michelle in die Hollywoodschaukel und sah sich um.
„Hast du Draht irgendwo?“
Michelle überlegte.
„Probier es auf der Rückseite des Hauses. Dort habe ich den Zaun geflickt. Wo die Rosen stehen. Ich kann dir zeigen, wo ...“
„Du bleibst schön da sitzen“, unterbrach Naios. „Ich werde es schon finden.“
Mit diesen Worten verschwand er um die Hausecke.
Nach kurzer Zeit kam er zurück, ein Stück Draht in den Händen und ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen. Im Handumdrehen hatte er die Tür geöffnet.
„Schön, dass mein Haus so einbruchssicher ist“, sagte Michelle trocken.
„Ich werde dir
Weitere Kostenlose Bücher