Naios Begierde (Hüter der Elemente) (German Edition)
Naios aufgeregt. „Michelle. Etwas ist passiert.“
„Was? Was ist mit ihr. Hat sie angerufen?“
„Nein. Ich kann es nicht erklären. Es ist nur so, dass ich weiß, dass ihr etwas passiert ist. Ich muss zu ihr. Ich hab keine Zeit für Erklärungen.“
Mit diesen Worten eilte Naios aus dem Gebäude und wenig später fuhr er in rasendem Tempo vom Hof.
Kapitel 6
N aios fluchte laut, als er seinen Mercedes GLK über die nasse Fahrbahn jagte. Wann war nur dieses verfluchte Unwetter aufgezogen? Es regnete so stark, dass die Scheibenwischer des SUVs die Wassermassen kaum bewältigen konnten und Naios so gut wie blind fahren musste. Sein Adrenalinpegel war auf Rekordhöhe und führte dazu, dass er das Gaspedal noch weiter durchdrückte. Er fuhr ohnehin schon viel zu schnell, wenn man bedachte, dass er kaum etwas sehen konnte und die Fahrbahn eher einem flachen Fluss glich, denn einer Straße. Doch das alles zählte jetzt nicht. Michelle war in Gefahr und nur das war es, was wichtig war. Er musste sie finden, und zwar so schnell wie möglich. Wenn er nicht schon zu spät kam. Allein der Gedanke daran ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er fragte sich zum wiederholten Mal, ob es möglich war, dass einer Auserwählten etwas Tödliches zustoßen konnte, ohne das die Dunklen Mächte ihre Hände mit im Spiel hatten. Er würde es spüren, wenn sie tot wäre, doch dass hieß nicht, dass sie nicht schwer verletzt sein konnte. Die Schmerzen, die er verspürt hatte, ließen auf Kopfverletzungen schließen und Kopfverletzung konnten auch im Nachhinein noch tödlich enden. Und falls sie innere Verletzungen hatte, dann … Nein! Daran wollte er lieber gar nicht denken. Stattdessen beschleunigte er noch mehr. Jede Sekunde konnte wichtig sein.
Er kam näher. Er spürte es. Nicht mehr weit.
„Halte durch, Baby. Ich bin gleich bei dir. Halte durch. Bitte mach mir jetzt nicht schlapp. Ich brauche dich“, flehte er verzweifelt.
Dann sah er es. Ein Auto war frontal gegen einen Baum geprallt. Ihr Auto! Wegen des Wetters war kaum ein Mensch unterwegs und so hatte offenbar niemand bisher etwas von dem Unfall bemerkt. Naios hielt am Straßenrand an und sprang aus dem Auto. Mit klopfendem Herzen rannte er auf die Unfallstelle zu. Er konnte eine Person im Inneren ausmachen, die, mit dem Kopf auf dem Lenkrad, auf dem Fahrersitz saß. Naios rannte schneller. Er fluchte. Da war Blut. So viel Blut.
„Nein“, flüsterte er entsetzt. „Nein! Michelle!“, rief er lauter.
Nichts rührte sich. Er versuchte, die Tür aufzubekommen, doch sie klemmte. Der Rahmen war verzogen. In wütender Rage zerrte und rüttelte er so lange an der Tür, bis er sie aus der Verankerung riss. Michelle fiel zur Seite und er fing sie in seinen Armen auf. Sie stöhnte leise. Blut hatte ihr Gesicht komplett rot gefärbt. Eine hässlich aussehende Platzwunde prangte auf ihrer Stirn. Naios Herz klopfte zum Zerspringen, doch er musste jetzt Ruhe bewahren. Er musste seine ganze Energie darauf konzentrieren, ihre Verletzungen zu orten und sie zu heilen.
Er fühlte nach ihrem Puls. Er war flach und kaum spürbar, doch Naios Heilenergie folgte dem Strom ihres Blutes durch ihren Körper und machte eine Bestandsaufnahme ihrer Verletzungen. Die übel aussehende Platzwunde war, wie er befürchtet hatte, die harmloseste ihrer Verletzungen. Viel schlimmer waren eine Reihe innerer Verletzungen, die durch den Gurt entstanden waren. Er konzentrierte sich auf diese Verletzungen zuerst. Er verschloss Wunden, fügte gerissenes Gewebe wieder zusammen und bewirkte, dass die Bildung neuer roter Blutkörperchen beschleunigt wurde, um ihren Blutverlust auszugleichen. Als er ihre inneren Verletzungen behandelt hatte und sie nicht mehr in Lebensgefahr schwebte, überlegte er kurz, auch ihre Platzwunde zu heilen, doch das würde nur Fragen aufwerfen. Besser wäre es, er brachte sie jetzt in ein Krankenhaus, wo man sich um die weniger gefährlichen Wunden kümmern würde. Er wollte nicht riskieren, dass jemand Fragen stellte. Er würde schon Mühe haben, zu erklären, warum er von ihrem Unfall gewusst hatte. Seine Heilungskräfte wollte er lieber für sich behalten. Michelle war noch nicht so weit, und andere Menschen sollten darüber nichts erfahren. Die Menschen wussten nichts von der Existenz der Hüter und all der anderen Kreaturen in den unzähligen, den Menschen unbekannten, Welten.
„Michelle! Michelle hörst du mich? Ich bringe dich jetzt in ein Krankenhaus. Es wird alles
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