Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
kannst du dich genauso schnell wieder entlieben.“
„Fürchtest du dich davor?“
Er drückte mich noch einmal kurz an sich, dann machte er einen Schritt zurück. „Ich weiß nicht. Ja. Nein.“
Ich wollte wissen, wen er alles geliebt hatte. Vor mir. Und warum es zu Ende gegangen war. Wie lange er gebraucht hatte, um darüber hinwegzukommen. Wie oft es passiert war. Aber ich fragte nicht.
Er drehte sich um. „Als ich dich kennengelernt habe, warst du immer noch in Patrick verliebt.“
Das war kein Vorwurf, sondern eine Feststellung. Außerdem stimmte es. Trotzdem machten seine Worte mir zu schaffen. „Jemanden zu lieben ist nicht dasselbe, wie in jemanden verliebt zu sein.“
„Das sind Haarspaltereien“, erwiderte Alex düster. „Liebst du ihn immer noch?“
„Ich habe seit Monaten nicht mit Patrick gesprochen, Alex! Du machst dir nicht allen Ernstes deshalb Sorgen?“
„Nein.“ Ich musste ihm wohl glauben. Schließlich hatte ich ihn bislang noch nie bei einer Lüge ertappt.
„Ich liebe dich“, sagte ich. „Ich weiß nicht, wie oder warum das passiert ist. Du warst weiß Gott nicht der Typ Mann, in den ich mich unbedingt sofort verlieben wollte.“ Ich hob die Hand, ehe er etwas einwerfen konnte. „Aber ich weiß, dass du nicht bist wie Patrick. Ich weiß, dass es mit uns beiden etwas anderes ist, und ich glaube dir, wenn du sagst, dass du nicht lügst.“
„Ich habe nie behauptet, dass ich nicht lüge. Ich lüge ständig. Ich habe nur gesagt, ich würde dich nicht anlügen.“
„Und was unterscheidet mich von allen anderen?“ Ich schluckte die Wut und die Tränen und alles andere herunter. Ich wolltenicht, dass dieser Streit in einem Desaster endete.
„Ich weiß es nicht“, sagte Alex. „Du bist für mich anders als alle anderen. Weil ich es will, nehme ich an. Ich will einfach, dass du für mich etwas Besonderes bist.“
„Dann wird es wohl so sein, hm?“
Wir starrten uns an, nur eine Armeslänge voneinander entfernt. Aber die gefühlte Distanz war viel größer. Er machte den ersten Schritt und nahm meine Hand. Seine langen starken Finger schlossen sich um meine.
„Ich will eben, dass es funktioniert.“
Ich lächelte. „Ich auch.“
„Und jetzt muss ich leider packen“, erklärte er ein paar Minuten später, in denen wir uns geküsst und umarmt hatten und uns einfach nahe waren. „Hilfst du mir?“
„Du brauchst meine Hilfe doch gar nicht.“
„Das stimmt. Aber du könntest mich unterhalten, während ich packe.“
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mundwinkel. Vor ein paar Tagen hätte ich Ja gesagt und wäre mit ihm ins Schlafzimmer gegangen. Wir hätten uns inmitten der Stapel Unterwäsche und Socken geliebt. Doch jetzt schüttelte ich den Kopf und drückte seinen Hintern, ehe ich ihm einen kleinen Schubs gab.
„Ich habe noch zu tun. Sag Bescheid, wenn du fertig bist.“
Er war zu klug, um nicht zu wissen, was ich damit bezweckte. Aber Alex machte keine Einwände. Er bestand darauf, mich ein letztes Mal zu küssen, folgte mir zur Wohnungstür und küsste mich ein allerletztes Mal, als ich versuchte, zu entkommen.
„Wann geht’s morgen früh los?“
„Früh. Ich muss schon um sechs am Flughafen sein.“
„Ich fahre dich“, bot ich an. „Dann brauchst du dein Auto nicht am Flughafen stehen zu lassen.“
„Das brauchst du nicht machen. Aber ich nehme das Angebot gerne an.“ Er grinste und raubte mir noch einen Kuss.
„Das muss doch Liebe sein, oder? Ich stehe für dich immerhin mitten in der Nacht auf. Ich hoffe, du weißt das zu würdigen.“
„Das tue ich“, versicherte Alex mir.
Als Alex weg war, hatte ich plötzlich jede Menge Freizeit, die mir vorher gar nicht gefehlt hatte. Ich wusste sie aber gut zu nutzen. Ich putzte meine Wohnung und arbeitete im Studio. Ich jobbte Vollzeit bei Foto Folks und schaffte es irgendwie noch, ein paar private Porträtsitzungen einzuschieben. Außerdem nahm ich noch ein paar Aufträge für Anzeigengestaltung an. Die Geschäftsleute hier im Ort konnten zwar nicht viel zahlen, aber ein bisschen war immer noch besser als gar nichts, und ich hatte mir geschworen, von Anfang an jeden Cent wieder in die Agentur zu stecken. Ich lebte, um zu arbeiten, und arbeitete, um zu leben.
Ich kam sogar wieder dazu, zu lesen. Ein paar Romane, aber auch ein paar Sachbücher. Jüdische Welt verstehen: Sechshundert Fragen und Antworten. Ein paar andere, nicht religiöse Bücher über die Prinzipien des
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