Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
wenige zeigten mich schwanger. Ich hatte diesen Abschnitt meines Lebens nicht dokumentieren wollen, obwohl ich alles andere akribisch dokumentierte. Doch diese neun Monate waren mir wie ein schlechter Traum vorgekommen.
Ich hatte beschlossen, das Baby ohne Betäubung zu bekommen. Es sollte eine natürliche Geburt werden. Schließlich war Pippa auch auf die allernatürlichste Art gezeugt worden: von zwei Leuten, die ihren Spaß hatten, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Und ich hatte wohl das Gefühl, die Schmerzen auf mich nehmen zu müssen, damit ich mich immer an diese Schwangerschaft und an die Geburt meiner Tochter erinnernwürde. Wenn ich schon bei ihrer Zeugung keinen Gedanken an sie verschwendet hatte.
Die Wehen begannen nachmittags, zwei Tage vor dem errechneten Entbindungstermin. Mein Bauch, der so hart und gespannt war, als sei er eine Trommel für die kleinen Füße und Fäuste, die ihn von innen bearbeiteten, bewegte sich im Rhythmus der Kontraktionen. Ich ging ins Badezimmer und entdeckte die „blutige Angelegenheit“, vor der meine Hebamme mich schon vorbeugend gewarnt hatte. Ich starrte das Ganze ein paar Minuten an, ohne es wirklich zu sehen. Mein Körper hatte den Prozess eingeleitet, der das in mir gewachsene Leben schließlich austreiben würde. Aber mein Verstand hatte noch nicht begriffen, was das für mich bedeutete.
Sarah fuhr mich ins Krankenhaus. Wir teilten uns damals eine Wohnung. Mein Vater weigerte sich, überhaupt wahrzunehmen, dass da ein „Bastard“ in meinem Bauch heranwuchs, und meine Mutter … nun, meine Mutter und ich hatten damals keine so gute Zeit. Meine Brüder lebten zu weit weg. Patrick und ich sprachen damals nicht miteinander. Und selbst wenn wir miteinander gesprochen hätten, wäre er der Letzte gewesen, den ich gefragt hätte.
Devon und Steven waren da. Sie halfen mir, die Anmeldeformulare auszufüllen, und kümmerten sich um den Versicherungskram. Sie kamen nicht mit in den Kreißsaal. Ich hatte sie darum gebeten, es nicht zu tun, ohne ihnen meine Gründe darzulegen. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich sie selbst kannte.
Neun Monate lang hatte ich dieses Kind in meinem Leib heranwachsen lassen. Ich hatte vernünftig gegessen, meine Vitamine genommen und Schwangerschaftsgymnastik gemacht. Ich hatte auf Sex und heiße Vollbäder verzichtet. Ich war regelmäßig zum Arzt gegangen und komplett durchgeimpft. Ich hatte alles getan, damit dieses Baby gesund zur Welt kam. Alles, außer es zu lieben.
Ich hatte geglaubt, das mit der Liebe verstehe sich von selbst.Alle Mütter liebten ihre Kinder, oder nicht? Aber liebten sie die Kinder automatisch? Ich hatte immer irgendwie Trost darin gefunden, dass meine leibliche Mutter mich so sehr geliebt hatte, dass sie mich lieber einer Familie anvertraute, die sich besser um mich kümmern konnte, als sie es vermocht hätte. Meine Eltern hatten das allerdings nie so gesagt. Sie hatten nie versucht, mich davon zu überzeugen, dass meine leibliche Mutter mich aus Liebe weggegeben hatte, statt aus dem einzigen Grund, mit dem ich mich jetzt ebenfalls konfrontiert sah: Sie wollte einfach keine Mutter sein.
Ich wollte auch keine Mutter sein. Zumindest nicht für dieses Kind. Diesen Unfall. Abtreibung war für mich keine Option gewesen. Sie zur Adoption zu geben war daher meine einzige Wahl. Außerdem erschien es mir das Sinnvollste zu sein, schließlich tat ich damit etwas Gutes.
Doch als ich sie dann in meinen Armen hielt und die kleinen dunklen Locken und den Knospenmund sah, der mir von meinen eigenen Kinderfotos so vertraut war, da wusste ich, dass ich einen Fehler begangen hatte. Nicht mit der Entscheidung, sie zu bekommen oder sie wegzugeben. Nicht einmal, weil ich zu wenig Fotos von der Schwangerschaft gemacht hatte.
Aber ich merkte, dass es schlichtweg unmöglich sein würde, diesen Augenblick je zu vergessen.
Die Katastrophe passierte etwas später, als meine völlig aufgelöste Mutter mich besuchte. Mein Bauch war noch dick, ich hatte eine blutige Eiskompresse zwischen den Beinen, um die Naht zu kühlen, und meine Hormone fuhren Achterbahn. Ich war nicht in der richtigen Stimmung, um mich meiner Mom zu stellen. Ich weinte nicht, bis ich sie sah. Und dann konnte ich nicht mehr aufhören.
Zuerst hielt sie meine Hand. Dann umarmte sie mich und streichelte mein Haar. Immer wieder, wie sie es getan hatte, als ich ein kleines Mädchen war. Sie wiegte mich.
Und dann sagte sie: „Es ist noch nicht zu spät, deine
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