Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
konservativen Judentums.
Ich wollte einfach daran glauben, dass es einen Mittelweg gab zwischen nichts und … allem.
Und ich würde schon irgendwie Schritt für Schritt dorthin finden. Nicht sofort. Schließlich passierte nichts einfach so. Abgesehen vielleicht von der Liebe … und vielleicht nicht mal die.
Ich vermisste ihn.
Nicht nur seinen Mund und seine Hände oder den wunderschönen Schwanz. Nicht nur sein schiefes Lächeln und seinen trockenen Humor. Oder wie er immer „Scheiße“ sagte, ohne provoziert worden zu sein, und mit diesem einen Wort so viel auszudrücken wusste.
Ich vermisste auch, wie er leicht an die Badezimmertür klopfte, ehe er eintrat, auch wenn es mich nicht gestört hätte, wenn er einfach reinstürmen würde. Ich vermisste, wie er unterwegs anhielt und mir die Eiscreme mitbrachte, die ich so gerne aß. Ichvermisste die Art, wie er immer meine Post mit reinbrachte, aber niemals meine Briefe öffnete, obwohl ich auch dagegen nichts einzuwenden hätte. Ich vermisste alles, die kleinen Details unseres Miteinanders und das große Ganze.
Er rief nicht an, schickte mir aber immer wieder kurze, versaute SMS. Nicht jeden Tag. Aber oft genug.
„Dich hat es echt schlimm erwischt“, bemerkte Sarah. Wir aßen Jumbosandwiches mit Thunfisch, die ich bei J&S Pizza geholt hatte.
„Was?“
„Mit ihm.“ Sie zeigte auf mein Essen. „Du isst gar nichts.“
Ich tätschelte meinen Bauch. „Ich hatte schon zu viele Kekse, danke.“
Sie lachte. „Ich bin froh, wenn jemand anderes sie isst. Ich habe so viele Bleche mit Erdnussbutterplätzchen gemacht, dass mir schon vom Geruch übel wird.“
„Dann hat es wohl eher dich schlimm erwischt“, erwiderte ich, ohne so genau zu wissen, was „es“ war.
Sarah zuckte mit den Schultern. „Vielleicht. Aber das ist egal. Es ist nämlich vorbei, bevor sich irgendwas daraus entwickeln konnte.“
Plötzlich hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich war in den letzten Monaten so sehr mit Alex beschäftigt gewesen, dass Sarah und ich nicht so viel Zeit miteinander verbracht hatten, wie wir sollten. Sie hatte sich nicht darüber beklagt, darum wusste ich, dass sie vermutlich mit ihren eigenen Sachen zu tun hatte. Sarah war nicht der Typ, der eine Freundschaft schleifen ließ. Aber genau deshalb hatte ich jetzt ein schlechtes Gewissen: weil sie mir nie das Gefühl gegeben hatte, ich müsste eines haben.
„Kenne ich ihn?“
„Nein. Scheiße, ich kenne ihn ja selber kaum.“ Sarah kratzte mit einem Finger auf ihrem Sandwich herum und steckte ihn dann in den Mund. „Gib mal die Chips her.“
Ich warf ihr die kleine Tüte Chips zu, die ich zu den Sandwichesbesorgt hatte. Sie studierte die Zutatenliste und schüttelte den Kopf. Warf sie zurück.
„Schwein“, erklärte sie.
„Nein.“ Ich nahm die Tüte und schaute nach. „Was soll denn der Scheiß? Wer frittiert denn heutzutage noch Chips in Schweinefett?“
Sarah zuckte mit den Schultern. „Was ist mit den anderen? Salz und Essig sollte gehen.“
Ich gab ihr die andere Tüte und betrachtete die in meiner Hand. „Tut mir leid, das hätte ich vorher nachgucken sollen.“
„Ist ja nicht dein Job, drauf aufzupassen, dass das, was ich in den Mund nehme, mich nicht auf direktem Weg in die Hölle bringt.“ Sarah riss die Tüte auf und lachte. „Das heißt, bringen würde, wenn ich an eine Hölle glaubte.“
Ich legte die in Schweineschmalz frittierten Chips weg. Ich aß nicht unbedingt koscher, aber ich hatte auf einmal das Gefühl, dass ich es tun sollte. „Meine Mutter wäre ausgeflippt, wenn ich ihr versehentlich diese Tüte gegeben hätte.“
Sarah schnaubte leise. „Tja, deine Mutter hat ihre eigenen Probleme, findest du nicht? Wie wir alle, meine Liebe. Wie wir alle.“
Sie nickte weise und stopfte sich Chips in den Mund. Dann trank sie direkt aus der Colaflasche, die neben ihr auf dem Fußboden stand. Sie legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke, an der einzelne Strahler hingen. „Eine Lichterkette.“
„Hm?“
„Du brauchst eine Lichterkette. Vielleicht auch ein Netz. Das macht ein weicheres Licht, wenn man es unter der Decke zwischen den Halogenstrahlern befestigt. Und diese unglaublich hohe Decke wirkt weiterhin so beeindruckend.“
„ Du bist viel beeindruckender.“
„Oh danke. Ich kann dir auch wie ein verfluchter Weltmeister deinen Computer zerlegen.“ Sie grinste. „Es sei denn, du gehörst zur klugen Hälfte der Menschheit und besitzt einen Mac. Dann kann
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