Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
aus dem Gesicht. „Du kannst es mir ruhig erzählen.“
„Es ist nichts“, sagte er erneut. „Wirklich nicht.“
Und weil er mir bisher nie einen Grund gegeben hatte, an seinem Wort zu zweifeln, glaubte ich ihm einfach.
Die Fahrt von Annville nach Sandusky war scheißweit. Wir schafften die Strecke in neun Stunden und erreichten die Stadt gegen drei Uhr nachmittags. Meine Beine waren völlig verkrampft, und ich musste wie verrückt pinkeln. Außerdem knurrte mein Magen, denn wir hatten bei einem kurzen Halt nur ein paar Donuts verdrückt.
Wir fuhren nicht sofort zum Haus seiner Eltern, wie ich ursprünglich angenommen hatte. Zuerst checkten wir in dem großen alten Hotel ein, das direkt am Eriesee im Herzen des Cedar-Point-Vergnügungsparkslag, und bezogen unser Zimmer. Alex hatte im Vorfeld reserviert, und seine Wahl überraschte mich. Aber er grinste nur, als wir unsere Taschen nach oben in die Suite brachten, die einen atemberaubenden Blick über den See bot.
„Wenn du den Vergnügungspark in seiner vollen Pracht genießen willst, musst du auch auf dem Gelände wohnen“, erklärte er mir.
Ich lauschte angestrengt und hörte sogar das Rumpeln einer Achterbahn. „Wollen wir denn den Park genießen?“
„Du glaubst doch nicht, dass ich dich den weiten Weg gefahren habe, damit du vor der höchsten und schnellsten Achterbahn im ganzen Land kneifst, hm?“
Ich lachte. „Vermutlich nicht.“
Er streckte sich neben mir auf dem Bett aus und zog einen verführerischen Flunsch. „Komm, wir probieren die Matratze aus.“
„Müssen wir nicht zu deinen Eltern fahren?“
„Nicht vor Sonntag.“
Ich ging zum Bett, aber ich ließ mich von ihm nicht auf die Matratze ziehen. Wir wussten beide, dass ich mich eher um des Effekts willen zierte und nicht, weil ich nicht wollte. Ich verschränkte die Arme. „Ich will eigentlich nicht Achterbahn fahren, wenn mir dein Saft an den Schenkeln runterläuft.“
Alex verzog das Gesicht. „Du bist sooo charmant.“
„Ich meine das ernst.“
Er seufzte und wirkte beleidigt. „Darf ich dann wenigstens deine Muschi lecken? Ich habe nämlich nichts dagegen, wenn du auf meinem Gesicht kommst.“
„Solange du dir danach das Gesicht wäschst“, erklärte ich ihm ernst.
Ich liebte es, wenn seine Augen so funkelten. „Das klingt nach einem Deal.“
„Vielleicht werde ich dabei sogar deinen Schwanz lutschen“, bot ich neckisch an.
Er fiel rückwärts in die Kissen und legte beide Hände auf sein Herz. „Jaaaa!“
„Merk dir, wo wir stehen geblieben sind, Tiger. Ich gehe nur kurz ins Bad und mache mich ein bisschen frisch.“
„Beeil dich“, sagte er. Sein anzüglicher Blick war so dick aufgetragen, dass es eigentlich albern hätte wirken müssen. Tat es aber nicht.
„Ja, schon gut. Gib mir wenigstens ein, zwei Minuten.“
„Ich stoppe die Zeit!“
Lachend verschwand ich im Badezimmer und erleichterte mich. Dann nahm ich einen Waschlappen, um mich etwas zu erfrischen. Die neunstündige Autofahrt hatte nicht gerade dazu beigetragen, dass ich mich sexy fühlte. Das Wasser rauschte ins Becken, und ich hörte zugleich den leisen Klingelton von Alex’ iPhone – er war der einzige Mann, den ich kannte, der den Soundtrack von „Der Zauberer von Oz“ als Klingelton benutzte. Selbst wenn man berücksichtigte, was für Männer ich so hauptsächlich kannte, war das schon ziemlich krass.
Er nahm ab und schnitt Glinda damit das Wort ab. Durch die angelehnte Badezimmertür hörte ich das leise Murmeln seiner Stimme, dann ein Lachen. Ebenso leise. Tief. Ein erotisches Lachen.
Ich erstarrte am Waschbecken stehend. Meine Finger waren nass und seifig, und Wasser klebte an meinen Wimpern. Ich blinzelte, um besser sehen zu können, und drehte das Wasser ab. Jetzt hörte ich seine Stimme, konnte aber nur Bruchstücke verstehen. Er redete jedenfalls nicht mit seinen Eltern, so viel stand fest. An der Bedeutung dieser speziellen Klangfarbe seiner Stimme konnte für mich kein Zweifel bestehen.
Ich stand hinter der Tür und lauschte, ohne sie aufzuschieben. Ich wusste, dass ich das nicht tun sollte, machte es aber trotzdem. Dabei weiß ich doch: Der Lauscher an der Wand …
„Scheiße, Alter“, sagte Alex. „Nein, fick dich zweimal. Fick dich mit irgendwas Hartem aus Sandpapier. Genau. Wie auchimmer. Ja, ich weiß, wie das klingt. Ja. Also, gerne. Das wird toll.“
Für andere Frauen mit anderen Lebensgefährten wäre allein das Wort „Alter“ genug gewesen, um jeden
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