Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
der drei war so greifbar, ich musste gar nichts kontrollieren oder bearbeiten, sondern einfach nur auf den Auslöser drücken.
„Pippa, sei doch so lieb. Für Daddy“, bat Steven. „Ich will ein schönes Foto von dir, das ich Nanny und Poppa schenken kann.“
Die Knospenschnute zeigte sich wieder, und sie runzelte die kleinen dünnen Brauen. Aber schließlich seufzte Pippa. Ein wenig klang sie wie eine kleine alte Lady. „Also gut. Einverstanden.“
Er setzte sie auf eine umgedrehte Holzkiste und richtete Haare und Kleid. Dann machte er einen Schritt nach hinten. Ich hob die Kamera und drückte ab. Perfekt. Aber noch während ich dieKamera drehte und die Aufnahme Devon zeigte, wusste ich, dass dies nicht das Foto war, das ich für sie bearbeiten und ihnen überreichen würde.
Kleine Arme umschlossen meine Knie, und ich schaute in ein mir zugewandtes Gesichtchen. „Will sehen, Livia! Will die Bilda sehn!“
Ich kniete mich neben das Mädchen und zeigte ihm auf dem Bildschirm das Foto. Sie runzelte die Stirn. „Das mag ich nich’.“
„Pst“, machte ich verschwörerisch. „Sag das bloß nicht deinem Daddy, sonst musst du noch mal für ein anderes Foto still sitzen.“
Trotz ihres zarten Alters war Pippa schon klug genug, um zu wissen, wann ein Lächeln die bessere Waffe war. Sie kicherte, und ich stimmte ein. Als sie mich spontan umarmte und die runde kleine Wange gegen mein Gesicht drückte, roch ich Babyshampoo und Weichspüler.
„Warum gehst du nicht und spielst so lange mit dem Puppenhaus?“, schlug ich vor. „Ich zeige derweil deinen Daddys die Bilder.“
„Ich will die Bilda auch gucken!“
„Kannst du auch“, versprach ich. Es war sowieso unmöglich, sie davon abzuhalten, denn ihre Väter ließen ihr jede Laune durchgehen. „Aber zuerst muss ich sie auf den Computer laden. Geh spielen.“
„Sie hört auf dich“, sagte Steven. Er seufzte müde. Pippa sprang fröhlich in die Ecke des Raumes, in der ich mein altes Puppenhaus aufgebaut hatte. „Gott sei Dank.“
Ich zuckte mit den Schultern und holte die Speicherkarte aus der Kamera. Dann trat ich an den langen abgenutzten Tisch, den ich als Schreibtisch benutzte, und schob die Karte in den Kartenleser, der in das Macbook eingestöpselt war. Das Bildbearbeitungsprogramm öffnete sich und zeigte die Fotoserie, die ich gemacht hatte. Steven und Devon zogen Stühle heran und setzten sich links und rechts von mir.
„Seht euch das an“, sagte Steven und deutete auf ein Bild, das alle drei zeigte. „Toll, Liv. Einfach super.“
Vor Stolz wurden meine Wagen knallrot. „Danke schön.“
„Nein, ehrlich. Guck dir das an.“ Devon zeigte auf eine Aufnahme von Pippa. Sie stand im Gegenlicht vor einem der hohen Studiofenster. Das Kleid bauschte sich glockenförmig um ihre Knie, weil sie gerade hochsprang. „Wie machst du das?“
„Übung. Talent.“ Ich klickte auf das Foto, um es zu vergrößern, und spielte mit den Einstellungen, um Licht und Schatten besser herauszuarbeiten. „Vor allem Übung.“
„Jeder kann einen Schnappschuss machen. Aber was du machst, ist Kunst. Richtige Kunst.“ Devon klang ehrfürchtig. „Sie malt, wusstest du das?“ Er wandte sich mir jetzt direkt zu. „Pippa malt. Der Kinderarzt sagt, in dem Alter malen Kinder nur Strichmännchen, aber sie hat sogar schon runde Körper gemalt.“
„Ich male nicht“, erklärte ich ihm sanft und hielt den Blick weiter auf den Monitor gerichtet.
„Ich meine ja nur“, erwiderte er leise.
Wir arbeiteten eine Zeit lang an den Fotos, die ihnen am besten gefielen. Dann zog ich die Bilder auf eine CD, die sie mit nach Hause nehmen konnten. Die ursprünglichen Dateien brannte ich auch auf die Disk, falls sie die noch brauchten. Das eine Foto, bei dem Pippa vor dem Fenster hüpfte, betrachtete ich etwas länger.
„Darf ich das vielleicht in mein Portfolio aufnehmen?“
„Natürlich, gerne.“ Devon nahm die CD und steckte sie in die Tasche. Steven erhob sich, um seine Tochter einzusammeln.
„Danke.“ Später wollte ich einen Ausdruck von dem Foto machen. Jetzt schaute ich noch ein letztes Mal hin. Dann schloss ich das Programm und steckte die Speicherkarte zurück in meine Kamera.
„Weißt du, Liv …“ Devon zögerte. Erst als ich ihn ansah, blickte er quer durch den Raum und sprach weiter. „Du weißtschon, du bist uns jederzeit willkommen. Du kannst vorbeikommen, wann du willst, wenn du sie sehen möchtest. Du brauchst dich nicht auf die Gelegenheiten zu
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