Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
die alte Feuerwache kaufte, war mein Studio anfangs nackt und unwirtlich gewesen. Sarah, deren Designs ich auch dann bewundert hätte, wenn sie nicht meine Freundin gewesen wäre, war schließlich einverstanden, das Ganze in den professionell wirkenden Arbeitsraum zu verwandeln, den ich mir wünschte. Im Gegenzug hatte ich versprochen, Werbematerial für sie zu entwerfen und ihre Website zu gestalten – eben das Grafikdesign zu übernehmen, das sie brauchte. Oh, und natürlich machte ich Fotos von ihr, wann immer sie wollte. Was normalerweise der Fall war, sobald sie die Haarfarbe änderte. Also ziemlich oft.
Sie war auch immer bereit, als Model herzuhalten, wenn ich eine bestimmte Idee hatte. Sarah liebte es, sich zu verkleiden undMake-up aufzulegen. Und sie hatte keine Komplexe wegen ihres Aussehens. Zumindest nicht so viele wie die meisten „Models“, mit denen ich arbeitete. Es machte ihr Spaß, verrückte Sachen zu tun, sich dabei auch mal lächerlich zu machen. Das traf auf die wenigsten Models zu.
Sie zog ein Stück Stoff aus der ersten Tasche. „Das habe ich letzten Sommer beim Garagenflohmarkt einer Mennonitenfamilie gefunden. Ist der nicht herrlich?“
Sie hielt mir ein Ende hin, damit ich fühlen konnte. Weicher rotbrauner Samt, mit winzigen erhabenen Kleeblättern im Stoff. Sie fing meinen Blick auf.
„Für die Seitenwand.“ Sie zeigte auf die lange leere Wand ohne Fenster. „Ich werde einfach oben und unten Latten an die Wand nageln, an denen wir den Stoff aufspannen können. Ich habe auch noch andere Stoffe. Einige sind fast durchsichtig. Du kannst deine Porträts und andere Bilder dort aufhängen.“
Sie öffnete die anderen Pakete. Stoffballen und einzelne Stücke verteilten sich auf meinem Tisch.
„Sarah, das ist zu viel. Ich kann doch nicht all deine Stoffe vereinnahmen. Ich hatte ohnehin überlegt, die Wände einfach zu streichen.“
Sie seufzte und sah mich an. Sarah ist ungefähr fünfzehn Zentimeter kleiner als ich. Trotzdem hat sie kein Problem damit, mich mit ihrem Blick niederzuzwingen. „Liv.“
„Sarah.“
„Wenn ich Hunger auf Schokolade habe, kaufst du mir dann welche?“
„Ähm … ja?“
„Wenn ich mich von meinem Freund trenne, gehen wir gemeinsam aus, richtig?“
„Natürlich.“
„Ich liebe Stoffe. Ich habe, wenn du so willst, eine Stoffsucht. Ich verzehre mich danach, Meter um Meter und Ballen um Ballen Stoff zu kaufen.“ Sarah zeigte auf den Berg auf meinem Tischund umfasste mit einer Armbewegung den ganzen Raum. „Das alles? Stammt aus zwei Kisten in meinem Lager. Willst du wissen, wie viele Kisten ich habe?“
„Okay, ich habe verstanden!“ Ich lachte, aber sie ließ nicht locker.
„Rate, Liv!“, verlangte sie.
„Zehn.“
„Dreißig“, gab Sarah flüsternd zu, als müsste sie sich dafür schämen. Obwohl ihr Grinsen verriet, dass sie das nicht tat. „Dreißig Kisten Stoff, Olivia. Bitte, nimm mir das hier ab. Hilf einer Schwester, ja?“
Ich lachte ergeben. „Einverstanden. Aber ich schulde dir was.“
„Natürlich tust du das“, erklärte sie sachlich. „Keine Sorge, du wirst dafür schon noch bezahlen.“
Gemeinsam sortierten wir den Stoffberg in einzelne Stapel. Sie hatte vor allem Farben gewählt, die sich ergänzten. Sogar solche, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie zusammenpassten. Violett mit Rot und Rosttönen, Braun und Schwarz. Sie legte die Stoffe nebeneinander und holte eine Schachtel Nägel aus einer Tasche.
„Hm“, sagte sie und schaute in die Schachtel. „Ohne Hammer komme ich damit nicht weit.“
Sie schaute sich im Studio um. „Eine Leiter brauche ich auch. Und du hast nicht zufällig noch einen großen, starken Mann zur Hand, der uns helfen könnte? Besonders gern nähme ich einen, der mit nacktem Oberkörper arbeitet.“
Ich seufzte. „Ach ja, schön wär’s. Glaub mir, wenn ich einen großen, starken Mann hätte, der mit nacktem Oberkörper gern den Hammer schwingt, würde ich ihn kaum mit dir zusammenbringen. Ich würde ihn lieber für mich behalten.“
„Egoistische Ziege.“ Sarah kicherte und sprang auf den Tisch. Sie baumelte mit den Beinen.
„Ich schaue mal, was ich hinten im Lager an Werkzeug habe. Eine Leiter steht da auch noch.“
„Guck in alle Ecken, ja? Vielleicht steht ja der stramme Handwerker doch irgendwo rum“, rief sie mir nach, als ich in den Raum hinter dem Studio ging, den ich als Teeküche, Umkleide und Lagerraum nutzte.
Ich drückte den Lichtschalter, und in der
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