Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
Ecke ging die alte Stehlampe an. Ich musste dringend die Lampenhalterung unter der Decke reparieren. Der kleine Lichtkreis, den die Stehlampe verströmte, reichte kaum, um zu erkennen, was in all den Kartons war, von denen einige seit meinem Einzug unberührt herumstanden. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass sich in einem der Regale eine Kiste mit Werkzeug befand.
Nachdem ich eine Weile gekramt hatte, fand ich zwar einen Werkzeugkoffer, aber nicht von der Hammer-und-Schraubenzieher-Sorte. Ich öffnete die Schnappverschlüsse und hob den Deckel. Aus dem anderen Raum hörte ich Sarahs Telefon klingeln und kurz darauf ihr gedämpftes Lachen.
In dem Koffer lag ein riesiger fleischfarbener Kunststoffpenis, komplett mit Hoden und einem praktischen Saugnapf, um ihn auf einem Tisch oder an einer Wand festzumachen. Darunter waren in anderen Fächern weitere Sexspielzeuge einsortiert – ein Analstöpsel, noch in der Originalverpackung, Schachteln mit den neuesten Kondomen in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Formen, Probiertuben mit Gleitgel, das „Slippery Nippelz“ oder „Cherry Popper“ hieß.
Dieser Koffer war das Geschenk einiger Collegefreundinnen zu meiner Brautparty gewesen. Er war vom Haus meines Dads mit in meine erste Wohnung gezogen, die ursprünglich für Patrick und mich gedacht war und in der ich dann allein lebte. Und jetzt hatte der Koffer irgendwie mit meinen anderen Sachen den Weg in den Lagerraum meines Fotostudios gefunden.
Ich schaute das Spielzeug einen Moment lang an. Damals war es ein Scherz gewesen, und später war es dann ein noch viel größerer Witz geworden. Allerdings muss ich zugeben, dass es lange dauerte, bis ich wieder darüber lachen konnte. Ich hatteden Koffer irgendwann in die hinterste Ecke meines Lebens verbannt. Nicht wegen seines Inhalts, sondern wegen des Anlasses, der mit diesem Geschenk gefeiert wurde.
Ich fuhr mit dem Finger über den riesigen Schwengel und schüttelte schmunzelnd den Kopf. So was war viel zu lustig, um es einfach wegzuschließen. Und wenn ich nach all der Zeit nicht den riesigen Gummischwengel rausholen konnte, den meine Freundinnen mir damals überreicht hatten, um mich auf die Hochzeit mit meinem schwulen Freund einzustimmen, die dann leider unerwartet abgesagt wurde … dann musste ich wirklich an meinem Humor arbeiten.
„Sarah!“, rief ich und hielt den Schwengel an meinen Schritt. Ich stellte mich in den Durchgang. „Ich hab was für dich! Wow!“
Natürlich hatte ich nicht geguckt, ehe ich durch die Tür kam. Natürlich hatte ich gedacht, dass Sarah allein im Studio war. Natürlich irrte ich mich.
Und natürlich war es ausgerechnet Alex, der neben Sarah stand. Beiden stand der Mund offen, und sie starrten mich mit weit aufgerissenen Augen an. Sarah erholte sich als Erste.
„Danke, Liv. Aber ich hab schon so einen.“
„Ich auch“, sagte Alex einen Moment später. „Meiner ist bloß nicht so groß.“
Sarah lachte laut und hob den Daumen. „Ich mag den Typen.“
Ich stand vor den beiden, mit einem riesigen Gummipimmel in der Faust. Mir fiel nichts Kluges ein, das ich sagen konnte. „Hi, Alex.“
Sarah schaute ihn prüfend von oben bis unten an. „Hallo, Alex mit dem großen Schwengel.“
Ich klatschte mit der Hand, in der ich keinen riesigen Pseudoschwanz hielt, gegen die Stirn. „Vielen Dank, Sarah mit der großen Klappe.“
Alex blieb völlig unbeeindruckt. Er gab ihr die Hand. „Alex Kennedy.“
„Sarah Roth.“ Sie ließ die Wimpern klappern und lachte.
„Freut mich, dich kennenzulernen, Sarah.“ Er schaute mich an. „Ich wollte den Scheck für die Miete vorbeibringen.“
Sarahs Augenbrauen verschwanden fast in ihrem Haaransatz. „Miete?“
„Du weißt doch, ich hab dir von meinem neuen Mieter erzählt.“
Sie lachte schnaubend. „Ja, schon! Aber ich fürchte, du hast mir da ein paar Details verschwiegen.“
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich den Dildo noch immer umklammert hielt – wie eine Anakonda, die ich erwürgen wollte. Ich wusste nicht, wohin damit, weshalb ich ihn auf den Tisch legte, wo er zwischen den Stoffbergen fast verschwand. Wir starrten einen Moment schweigend auf den Gummipimmel.
„Das ist doch Verschwendung“, bemerkte Sarah schließlich. Sie nahm den Schwengel und schob den Stoff beiseite. Dann drückte sie den Saugnapf auf die Tischplatte. „Seht ihr? Viel besser.“
Wir starrten wieder auf den Gummipimmel.
Alex räusperte sich. „Das ist … ähm …
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