Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
schob sie nicht weg, sondern erwiderte den sanften Druck. „Ja, das hat er. Und es war noch viel beschissener von ihm, dass er danach allen erzählte, ich hätte ihn betrogen.“
„Und du hast niemandem die Wahrheit gesagt?“
„Ich hatte ihm versprochen, es niemandem zu erzählen. Ich dachte, das wäre nur fair. Er sollte selbst die Gelegenheit haben, sich zu outen. Und ich wäre dann auch für ihn da gewesen, wenn ich nicht so wütend gewesen wäre …“
„Es war ja wohl kaum deine Aufgabe, ihm auch noch Händchen zu halten.“ Alex klang jetzt auch wütend.
„Das weiß ich. Aber ich hätte es trotzdem gemacht. Stattdessenhat er allen erzählt, es wäre meine Schuld. Keine Hochzeit. Keine Ehe. Und er hat fast ein Jahr gebraucht, ehe er dann doch vor aller Welt bekannte, dass er schwul war. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich mit dem Ganzen arrangiert, dachte ich. Und außerdem …“
Na ja, außerdem war ich zu dem Zeitpunkt mit Pippa schwanger. Ich trug ein Kind aus, von dem ich wusste, dass ich es nicht aufziehen konnte. Ich trug es für ein Paar aus, das es aufziehen würde und wollte. Meine Mutter redete damals nicht mehr mit mir. Nicht wegen der Schwangerschaft, sondern weil ich ein Baby weggeben wollte, von dem sie glaubte, ich solle es behalten.
„Seitdem ist eine Menge passiert“, fuhr ich fort. „Ich hörte irgendwann von gemeinsamen Freunden, dass er sich geoutet habe. Eines Tages rief ich ihn an und lud ihn zum Abendessen ein. Er kam. Wir redeten. Wir … irgendwann fielen wir uns um den Hals und heulten, glaube ich. Er war immer mein bester Freund gewesen, verstehst du? Es ist schwer, den besten Freund zu lieben, wenn man weiß, dass das Ganze nie mehr als Freundschaft sein kann.“
„Klar. Das verstehe ich.“ Alex drückte wieder meine Hand.
Jetzt war der richtige Moment gekommen, um ihm zu erzählen, was ich auf der Veranda beobachtet hatte. Und was Patrick mir erzählt hatte. Ich holte tief Luft, aber fand einfach nicht die richtigen Worte. Alex beugte sich vor, und einige quälend lange Sekunden berührten seine Lippen nicht meine. Als er mich dann küsste, spürte ich die Berührung an meinem ganzen Körper. Ja, ja, das klingt nach einem Klischee, ich weiß schon. Aber genauso war es.
Seine Hand umschloss meinen Nacken, seine starken Finger übten gerade genug Druck auf meinen Schädel aus. Ich erbebte, meine Augen schlossen sich in Vorfreude auf den innigen Kuss, den er mir auch gab. Ich leckte über meine Lippen und schmeckte ihn.
„Alex, ich muss dir was sagen.“
Er ließ mich los. „Okay …“
Und wieder verschwieg ich ihm die Wahrheit. Schuld war mein Körper, auf dem er so geschickt zu spielen verstand. Schuld war mein Herz, dieses dumme, dumme Ding, das glaubte, alles im Griff zu haben. „Ich finde, du solltest wirklich ein paar Kondome besorgen.“
Alex blinzelte. Dann lachte er. „Ich dachte schon, du wolltest sagen … egal.“
Ich berührte sein Knie, und er schaute mich an. „Was denn?“, fragte ich.
Er zuckte mit den Schultern und trank den Kaffee aus. „Ich dachte nur, du würdest mir jetzt sagen, dass es ein Fehler war. Oder so was in der Art.“
Das war es vielleicht auch. Aber es war so verflucht lange her, seit ich mit jemandem im Bett war, dass ich diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen wollte. Der Beinahe-Sex gestern war schon großartig gewesen. Der richtige Sex würde garantiert der Wahnsinn sein!
Ich streichelte sein Knie etwas weiter oben, bis zum Oberschenkel. „Glaubst du denn, dass es ein Fehler war?“
Er drehte mein Haar um einen Finger, ehe er die Hand sinken ließ. „Nein.“
„Gut.“ Ich atmete noch mal tief durch. Jetzt fühlte ich mich besser. „Alex, sieh mal … ich weiß nicht, was genau das hier ist oder was passieren wird. Aber ich will auf keinen Fall Zeit damit verschwenden, etwas zu bereuen, das ich bereits getan habe. Das bringt doch nichts.“
Er nickte nach einer halben Sekunde. „Einverstanden.“
„Gut.“ Ich beugte mich zu ihm hinüber und … nein, ich küsste ihn nicht. Ich bot ihm einfach meinen Mund dar, falls er ihn küssen wollte. „Und was hältst du jetzt davon, wenn wir ein paar Kondome kaufen gehen?“
8. KAPITEL
Es ist ja nun mal ein Naturgesetz, dass man, wenn man etwas Peinliches kauft, auch zwangsläufig einem Bekannten begegnet. Tampons, eine Creme gegen Scheidenpilz … Kondome. Wenn dann noch dieses gewisse postorgasmische Strahlen dazukommt und Klamotten, denen man ansieht, dass
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