Naked - Hemmungslose Spiele (German Edition)
nachdenklich.
„Sprichst du nur von schwulen Männern?“ Ich sprach leise und drehte ihm den Rücken zu.
„Nein, ich meine auch Heten.“
„Hmm.“ Patrick hatte mich nie geleckt. Die Erinnerung ärgerte mich, darum sagte ich: „Wahrscheinlich schon. Warum nicht? Warum sollen sie das nicht können?“
„Das habe ich bisher auch immer gedacht.“ Sarah klang erstaunlich niedergeschlagen. Sie zögerte, ehe sie ganz leise fragte: „Glaubst du, es erregt sie?“
„Sarah, Süße. Gibt es da was, das du mir erzählen möchtest?“
Sie seufzte. „Ich habe jemanden kennengelernt, mehr nicht.“
„Was ist passiert?“
„Nichts.“ Ihr Lachen klang wieder ganz normal. „Ich meine, wirklich nichts. Der Typ ist ein Blindgänger.“
„Oh.“
„Na ja, egal. Ich lass dich mal lieber in Ruhe. Ich habe mich einfach gefragt, was du darüber denkst. Und jetzt muss ich noch ein paar andere Leute anrufen und fragen.“
„Meinst du das ernst?“
„Girl, you know it’s true!“
Ich stöhnte. „Fang bloß nicht an, mir Milli Vanilli vorzusingen …“
Zu spät. Sie sang bereits. Ich lachte. Wenn Sarah Popsongs aus den frühen Neunzigern zum Besten gab, konnte man nicht ernst bleiben.
„Ich komme im Laufe der Woche vorbei und helfe dir mit dem Studio, wenn du magst“, sagte sie. „Viel Spaß noch mit Aaaalex.“
„Wir gehen gleich zum Schokoladenfest.“
„Ich hasse dich.“
„Du hasst mich nicht“, erklärte ich ihr. „Du liebst mich.“
„Und trotzdem glaube ich nicht, dass ich deine Möse lecken könnte“, sagte Sarah so trocken, als läse sie mir den Busfahrplan vor. „Nicht mal, wenn du mich dafür bezahlst.“
„Du liebe Güte, warum sollte ich dich bezahlen, damit du mich leckst?“ Ich musste mir Lachtränen aus den Augen wischen.
„Ding, ding, ding! Umfragen haben ergeben … Also, Scheiße, ich weiß auch nicht, warum. Mach’s gut, Süße.“
„Bye.“
Ich drückte den Anruf weg und drehte mich um. Alex, eine dunkle Silhouette vorm Fenster, bewegte sich nicht. Ich hob die Kamera und machte rasch eine Aufnahme. Dann bewegte er sich doch, und der Moment verflog.
„Lass mich raten. Sarah.“
„Ja. Lächeln!“ Ich hielt die Kamera hoch und sah durch die Linse, wie er näher kam. „Zu nah!“
Ich machte ein Foto von seinem Augapfel, das verwischte. Das war’s. Ich zeigte es ihm auf dem kleinen Bildschirm. „Guck mal, das können wir an den Kühlschrank hängen.“
„Das ist allemal besser als das, auf dem ich einen Topfhaarschnitt habe und einen gestreiften Rollkragenpullover trage.“
„Wann wurde das denn gemacht?“, neckte ich ihn. „Letztes Jahr?“
Alex verzog den Mund. „Haha! In der zweiten Klasse. Ich habe meiner Mutter noch gesagt, der Pullover passe nicht zu meiner braunen Cordsamthose mit Schlag, aber sie hörte nicht auf mich.“
„Ach, das übliche Trauma.“
Für eine Sekunde wurde sein Mund ganz hart. „Ja. Ich vermute, wenn das das Schlimmste ist, was einem widerfährt, kann man sich glücklich schätzen.“
Er sagte es ganz entspannt, aber die Worte fühlten sich schwer wie Blei an. Ich legte die Kamera auf den Tisch und nahm sein Gesicht in beide Hände. Ich küsste ihn. Nicht fordernd, nicht sexy. Einfach … ein Kuss.
„Ich bin mir sicher, dass du sogar in einer Cordhose und einem gestreiften Rollkragenpulli total scharf ausgesehen hast.“
Er hob eine Braue. „Natürlich sah ich scharf aus. Ich war der schärfste Junge in der zweiten Klasse. Und in der dritten, vierten …“
Ich legte einen Finger auf seinen Mund. „Davon bin ich überzeugt.“
Er grinste und küsste meinen Finger. „Das ist lange her.“
„Ja?“ Wir bewegten uns wieder. Kein Tanz, eher ein Wiegen. Es schien, als könnten wir uns nicht berühren, ohne dass es zu erotischen Entladungen kam. „Wie lange? Wie alt bist du?“
„Wie alt bist du ?“
„Ich bin achtundzwanzig.“ Mir kam ein merkwürdiger Gedanke. „Du bist älter, stimmt’s?“
Er lachte reumütig. „Himmel, ja. Das bin ich.“
„Du siehst nicht so viel älter aus.“
Er verzog das Gesicht. „Na vielen Dank. Gott sei gedankt für Botox und gut deckendes Make-up.“
„Du nimmst kein Botox.“ Ich berührte die fedrigen Linien, die ganz zart in seinen Augenwinkeln schlummerten. „Und Make-up sehe ich auch nicht.“
Sein sexy Lächeln ließ mich bis in die Zehenspitzen kribbeln. „Heute nicht.“
Es hätte mich nicht überrascht, zu erfahren, dass er Make-up auflegte. Oder gern
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