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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heracles
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konnte sich nur vage erklären wie der Mechanismus funktionierte, der die felsige Erde durch Sols künstlichen Körper getrieben, mit amplifizierfähigen Partikeln versetzt und in seinen Armen durch neuronale Verstärkung auf solch extreme Geschwindigkeiten beschleunigt hatte – aber sie empfand einen schreienden Schmerz und eine erstickende Hilflosigkeit angesichts der übermächtigen, zerstörerischen Kraft, die Sol an den Tag legte.
    Hier und jetzt auf dem Grat, der von Sara eine schwere Entscheidung forderte, fragte sie sich, wie sie ihren Weg fortsetzen sollte.
    Alleine oder zu zweit. Als sie sich zu Sol wandte und zu sprechen begann, hatte sie dadurch die wichtigste Entscheidung schon getroffen.
    »Sol, hör mir zu.«
    Das Wesen hatte den Kopf zurückgelegt und schwankte in einem unsichtbaren Meer aus Photonen, das seine gesamte Struktur erwärmte.
    »Ich höre.«
    »Ich werde zur Firma zurückkehren.«
    In der Stille der Natur hörte sie die Geräusche von summenden Bienen, brummenden Käfern, zwitschernden Vögeln und zirpenden Insekten. Der weitgereiste Wind strich über Sols metallische Außenhülle.
    »Du weißt, dass ich nicht dorthin kann«, sagte er monoton.
    Sara antwortete nicht.
    »Ich will nicht, dass du mich verlässt.«
    Fliehe ich vor ihm?
, fragte Sara sich in Gedanken.
    »Können wir nicht zusammen bleiben?«
    Sara schüttelte den Kopf.
    »Ich hatte es mir anders vorgestellt«, sagte die Stimme. »Ich habe das Abbild einer physische Wärme. 38 Grad Celsius. In einem menschlichen Gedächtnis um tausend Grad wärmer.«
    Ich erinnere mich auch
, dachte sie.
    »Kannst du diesen kalten Körper nicht lieben? Willst du uns keine Chance geben?«
    »Wie kann ich das?«, sprudelte es aus Sara heraus. »Woher weiß ich, dass du Gefühle hast wie ein Mensch? Woher weiß ich, ob du mich genauso liebst und nicht kalt und berechnend bist?«
    Das Wesen schwieg.
    »Wie viel von Solomon Switche ist noch in dir?«, fragte sie. »Kannst du mir darauf eine Antwort geben?«
    »Der biologische Anteil wurde auf 0,025 Prozent der Gesamtmasse reduziert«, antwortete die Stimme. Dann fügte sie hinzu: »Ich weiß nicht, ob ich noch ein Mensch bin.«
    Sara atmete durch. Seine Worte schienen ihre Einschätzung zu bestätigen.
    »Dann weiß ich nicht, wie ich uns eine Chance geben soll. Was ist, wenn die Zahlen einmal gegen uns sprechen? Wenn sich für
uns
nur eine geringe Wahrscheinlichkeit ergibt?«
    »Es ist nicht trivial, eine Prognose für gemeinsame Lebenswege zu berechnen.«
    »Das spielt keine Rolle. Würdest du mich im Stich lassen? Würdest du stur deinen Berechnungen folgen? Deiner Logik und nicht deinem Herzen?«
    »Sols Herz wurde als entbehrliches Organ entfernt«, sagte das Wesen.
    Sara sah zu der Stadt hinunter.
    Es ist besser so.
    »Ich gehe zurück«, sagte sie erneut. »Ich stelle Nathan zur Rede und werde herausfinden, wer hinter den Grausamkeiten in dieser Station steckt. Wenn
er
das alles autorisiert hat, dann Gnade ihm Gott!«
    »Nathan ist verantwortlich,«, sagte Sol. »Ich verstehe, dass du ihn zur Rechenschaft ziehen willst und ich würde dich begleiten. Aber in meinem jetzigen Zustand kann ich nicht dorthin.«
    »Ich weiß«, sagte sie knapp. »Wir trennen uns.«
    Sie begann, in dem Rucksack herumzuwühlen. Ein seltsam gewebtes Textilstück verdeckte den Boden und die eine Sache, die sie suchte.
    »Es gibt andere Wege, Sara. Wege, um NAM-Tech zu besiegen. Wege, um den Krieg zu beenden.«
    »Ich gehe
meinen
Weg«, antwortete sie, zog das silbrig schimmernde Bateau-Kaliber hervor und hielt es ihm kurz entgegen. »Und mehr als das hier brauche ich nicht.«
    »Dann trennen wir uns.«
    Sie ließ das metallische Wesen auf der Spitze des letzten Berges zurück und begann den Abstieg allein. Sie blieb nicht stehen, sie drehte sich nicht um, sie sah nicht zurück. Die menschliche Maschine verlor die Frau nach und nach aus den erkennbaren Bereichen ihrer vielfältigen Sensorik.
    Vielleicht fliehe ich vor ihm,
dachte sie.
Vielleicht habe ich zu viel Angst. Aber vielleicht ist es einfach besser so.

V
     
    10:30:00 – THE WIRE – 10:30:00 local time
     
    [Newsfeed Washington, D.C.]
     
    Dienstag, 17. Oktober 2090. Die Ankunft von Nathan Aether Marksman wird zur Stunde mit Spannung erwartet. Das heutige Treffen zwischen Präsident DeSamparo und dem NAM-Tech-Oberhaupt soll die unlängst aufgekommene Frage klären, wer in den aktuellen Krisensituationen den Exekutivbefehl über die Einheiten hat, der Staat

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